TEST

Samsung Odyssey G9 im Test

Immersionsking mit Schwächen - Bildqualität, HDR und Gaming

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In unserer großen Display-FAQ gehen wir umfangreich auf verschiedenen Panel-Techniken ein und erklären deren Vor- und Nachteile, die sich unmittelbar auf die Darstellungsqualität auswirken. Ein Blick lohnt sich auf jeden Fall.

Subjektive Beurteilung der Bildqualität

Der Samsung Odyssey G9 zählt sicherlich zu kontrovers diskutierten Monitoren in unserer Community. Daher waren wir auf die Ergebnisse mit unserem Testmuster gespannt.

Prinzipiell ist das von Samsung gewählte Format extrem, das haben wir bereits in der Vergangenheit häufig festgestellt. Das Seitenverhältnis von 32:9, kombiniert mit der Breite von rund 120 cm sorgt dafür, dass der Schreibtisch nicht zu klein ausfallen sollte. Gegenüber den ersten 49-Zoll-Geräten wird in der Zwischenzeit auch eine adäquate Auflösung geboten, sodass hinsichtlich der Bildschärfe und des Platzes auf dem Desktop eine beinahe ideale Kombination geboten wird. Eine Skalierung seitens Windows ist unseres Erachtens nicht nötig.

Ein Multimonitor-Setup, bestehend aus zwei 27-Zöllern kann so problemlos durch ein Display ersetzt werden. Für den Produktivbetrieb würden wird den Odyssey G9 dennoch nicht empfehlen, denn der Krümmungsradius von 1.000 mm ist schlichtweg zu extrem, für das Gaming hingegen nahezu ideal. Während die sonst üblichen 1.800 mm noch recht kompensiert werden, fällt hier deutlich auf, dass es keine echte horizontale Linie gibt. Was bei Excel-Tabellen mit etwas Gewohnheit noch recht gut funktioniert, stellt Anwender bei der Bildbearbeitung, insbesondere bei der perspektivischen Korrektur vor deutliche Probleme.

VA-Panels bieten in der Regel großzügige Blickwinkel. So auch der Odyssey. Bei extremen Blickwinkeln – wie sie in der Praxis eigentlich nicht vorkommen – fällt aber auf, dass schwarze Inhalte in Richtung von Dunkelblau tendieren. Gerade wer alleine vor dem Rechner sitzt, wird davon aber nicht viel mitbekommen.

Samsung nutzt, wie es üblich ist, ein stumpfmattes Coating. Das wirkt sich zwar minimal auf die Bildschärfe auswirkt, bei einem üblichen Sehabstand aber nicht wirklich auffällt.

Anders sieht es da beim Thema Backlight-Bleeding aus, das konstruktionsbedingt bei Curved-Displays immer ein Thema ist, bei 1000R-Modellen ganz besonders. Das zeigt auch der Odyssey G9. Die Lichthöfe an den Display-Rändern sind deutlich ausgeprägt und fallen bei dunklen Inhalten auch dann schon auf, wenn der Raum noch recht gut beleuchtet wird.   

HDR-Darstellung

Der Samsung Odyssey G9 ist nach DisplayHDR 1000 zertifiziert, kann also laut Zertifizierung maximal 1.000 nits für einen sehr kurzen Zeitraum bieten. Laut unseren Messungen fällt die Helligkeit bereits nach wenigen Sekunden auf knapp 680 cd/m² zurück. Kurze Highlights wie die Explosion einer Granate werden also entsprechend intensiv dargestellt, sobald aber eine Szene über einen etwas längeren Zeitraum das Panel beansprucht, lässt die Performance nach. Im Gegenzug sei aber angemerkt, dass 1.000 cd/m² extrem sind und die Augen stark belasten, sodass alles andere als ein kurzer Peak – gerade im abgedunkelten Gaming-Zimmer – zu viel des Guten sein kann.

Deutlich störender in der Praxis ist da schon die Umsetzung des Local-Dimming, das bei der HDR-Wiedergabe automatisch aktiviert ist. Samsung setzt auf eine vertikale Unterteilung in zehn Zonen. Entsprechend deutlich fallen die verschiedenen Zonen in der Praxis auf und Halo-Effekte sind sehr präsent. Das geht deutlich besser, auch fernab der brandneuen und noch sehr teuren MiniLED-Geäte wie dem ASUS PG32UQX. Mit der Einführung des Nachfolgers erwarten wir hier eine deutliche Verbesserung.

Bislang bleibt aber festzuhalten, dass die HDR-Wiedergabe zwar deutlich besser ist, als bei HDR400-Geräten, aktuell aber noch viel Potential auf der Strecke bleibt.

Gaming-Darstellung

Was beim Arbeiten noch stören kann, ist beim Gaming ein Erfolg auf ganzer Linie. Das extrabreite Panel, kombiniert mit dem Radius von 1.000 mm sorgt für eine erstklassige Immersion, die dazu führt, dass man sich mitten in das Geschehen hineinversetzt fühlt. Davon profitieren weniger High-Speed-Shooter als vielmehr Games, die davon leben voll und ganz abzutauchen, seien es nun Renn- oder Flugsimulationen. Mit vertretbaren Mitteln wird es schwierig sein, das Mittendrin-Gefühl noch signifikant zu steigern.

Maximal kann das VA-Panel mit 240 Hz angesteuert werden, es sollte also eine potente Grafikkarte angeschlossen werden, denn die Auflösung liegt mit 5.120 x 1.440 Bildpunkten nicht besonders niedrig. Ist dem der Fall, bietet der Odyssey G9 ein direktes Spielvergnügen mit nur minimalen Nachzieheffekten. Natürlich integriert Samsung eine Overdrive-Funktion. Wie so oft erreichen wir subjektiv auch hier die besten Ergebnisse im mittleren Setting.

Auch wenn es bei der maximalen Wiederholfrequenz kaum noch nötig ist: Der Odyssey G9 ist als G-Sync-kompatibel zertifiziert. Im Gaming-Einsatz erfüllt die Lösung wie gewohnt zuverlässig ihren Dienst und beseitigt Tearing. Wichtig ist das insbesondere für Anwender mit Grafikkarten, deren Grafikkarten mit der hohen Auflösung Probleme bekommen könnten, interessant ist.

Abstriche müssen beim Input-Lag akzeptiert werden, das wir wie üblich mit dem Leo-Bodnar-Tool gemessen haben. Gemittelt sind wir auf 28,5 ms gekommen.

Messwerte

Helligkeit, Ausleuchtung und Kontrastverhältnis

Helligkeit

maximal

cd/m²
Mehr ist besser

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Homogenität

maximal

Prozent
Mehr ist besser

Gerade solch große Panels, wie der Odyssey G9 eines besitzt, haben häufiger Probleme mit einer möglichst homogenen Ausleuchtung. Das trifft auch auf unseren Testkandidaten zu. Während der hellste Sektor bei sehr guten 422,9 cd/m² liegt, sind es beim dunkelsten nur noch 347,9 cd/m². Das führt zu einer Homogenität von 82 %. In der Praxis fallen die Unterschiede aber allenfalls bei großen homogenen Flächen auf. Beim Spielen hingegen macht sich kein Unterschied bemerkbar. Das Backlight sorgt aber in jedem Fall dafür, dass Samsungs XXL-Display auch in hellen Umgebungen problemlos eingesetzt werden kann.

Die maximale langfristige HDR-Helligkeit liegt bei 677,4 cd/m². Diese Helligkeit wird über einen Zeitraum von 30 Minuten gehalten, wenn das Panel vollflächig mit einem weißen, auf 10.000 nits gemasterten Bild befeuert wird.

Der Kontrastumfang liegt VA-typisch über dem, was wir von IPS-Geräten kennen, bei 2.152:1. Allerdings befindet sich der Odyssey G9 damit am unteren Ende der VA-Skala, wir haben auch schon Geräte mit einem deutlich besseren Kontrastverhältnis gesehen.

Das Gamma erreicht den Sollwert von 2,2. Ein Blick auf die Kurve zeigt allerdings, dass es zunächst etwas steil ansteigt, um dann spätestens bei einem Wert von 30 IRE unter den Vorgaben zu bleiben.

Farbdarstellung

Im Auslieferungszustand besitzt der G9 mit einen Weißpunkt von 6.936 K, ist also etwas zu kühl abgestimmt. Wer keine ambitionierte Bildbearbeitung betreiben möchte, sollte also nicht nachjustieren müssen. Die RGB-Balance zeigt zudem, dass insbesondere die dunklen Werte etwas zu viel Blau enthalten, es ab rund 40 IRE aber ein recht ausgeglichenes Verhältnis gibt. Ab Werk steht der Black Equalizer bei 13, was offenbar einem linearen Helligkeitsverlauf entspricht.

Sehr gut sieht es hinsichtlich des Graustufen DeltaE aus, das bei gerade einmal 1,6 liegt. Auch im ColorChecker konnten wir ordentliche Werte ermitteln. Das durchschnittliche DeltaE beträgt 2,8, maximal kommen wir auf 5,5.

Der sRGB-Farbraum wird vollständig abgedeckt. Wie bei HDR-fähigen Displays üblich, setzt Samsung auf ein Wide-Gamut-Panel für eine erweiterte Farbraumwiedergabe. Entsprechend wird insbesondere das grüne Farbspektrum übersättigt wiedergegeben. Auch wenn wir zuletzt ein paar sehr gute Ergebnisse beim AdobeRGB-Farbraum gesehen haben, so wird besagter Farbraum beim G9 wie üblich deutlich beschnitten, zu 86,2 % dargestellt. Besser sieht es bzgl. DCI-P3 aus, denn dort kommen wir auf einen Wert von 91,3 %.

Zusätzlich haben wir den ebenfalls integrierten sRGB-Modus vermessen. Während viele Hersteller diesen Modus mit einer fixen Helligkeit kombinieren, ist dies bei unserem Samsung-Modell nicht so. Der Farbraum wird in diesem Setting zu 98,9 % abgedeckt, die Eckkoordinaten werden recht gut getroffen. Hier kommt es schon einmal zu keinen Einschränkungen. Etwas anders sieht es beim Weißpunkt aus. Mit 7.610 K liegt er ein Stück weiter vom Optimum entfernt als im Standard-Setting.