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Synology DiskStation DS1618+ mit DSM 6.2 im Test - Synology DiskStation DS1618+ - Software - Neuerungen bei DSM 6.2

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Ein wesentlicher Punkt bei einem NAS-System ist natürlich die darauf laufende Software. Viele User schwören auf Selbstbausysteme, entweder unter Windows-Server-Varianten oder speziell angepassten Linux-Distributionen wie FreeNAS. Der Funktionsumfang dieser Lösungen ist enorm, aber nicht jeder möchte sich so tief mit der Materie beschäftigen und stattdessen einfach eine funktionierende "Box" fertig kaufen. Natürlich erwartet der Käufer dann neben einem hohen Funktionsumfang auch eine einfache Bedienung, denn vom Preis her kann die Selbstbaulösung unter Umständen sogar ein wenig günstiger kommen als ein spezielles NAS-System, zumindest bei 4-Bay-Systemen oder größer. Als Marktführer haben sich in Deutschland Synology und QNAP etabliert. Beide können mit einer relativ einfach zu bedienenden Oberfläche aufwarten, die dank "Desktop-Oberfläche" auch hübsch aussieht. Vom Funktionsumfang her werden eigentlich auch alle üblichen Möglichkeiten geboten, womit Selbstbausysteme nur bei wirklich speziellen Problemen diesbezüglich Vorteile bieten.

Synologys Betriebssystem "DiskStation Manager"

Das Betriebssystem eines Synology NAS trägt die Bezeichnung DiskStation Manager, kurz DSM, und besteht aus einem (versteckten) Linux-"Unterbau" und einer fensterbasiertem Desktup-GUI, über welche der Benutzer alle nötigen Einstellungen vornehmen kann. Das DSM, welches nach einer frischen Installation, die eine Basis-Funktionalität eines NAS im Sinne eines Netzwerkspeichers bietet, lässt sich dann über das Paketzentrum mit zahlreichen und unterschiedlichsten Paketen bzw. Programmen erweitern. Der User kann dann gezielt seine benötigten Features wie Multimedia, Mails, Cloud, Fotodatenbank oder Serverdienste erweitern.

Für einen Einblick in die Möglichkeiten der aktuellen 6.x-Version von DSM möchten wir auf die entsprechenden Abschnitte in unseren Reviews zur Synology DiskStation DS1517+ und DiskStation DS218play verweisen. Alle aktuellen Modelle teilen sich die gleiche Bedienung und Oberfläche von DSM. Bei den höherwertigen bzw. leistungsfähigeren Modellen kommen dann natürlich noch entsprechende Features bzw. Programmpakete on top dazu, die den Einstiegsmodellen fehlen. Synology selbst hat auch eine Produktseite zu DSM.

 

Neuerungen in "DiskStation Manager 6.2"

Aktuell hat Synology gerade mit DSM 6.2 das nächste "Major Release" von DiskStation Manager vorgestellt, gut ein Jahr nach Vorstellung von DSM 6.1. Die Bezeichnung Major Release ist im Falle von 6.2 allerdings vielleicht nicht ganz so zutreffend, da weder ein kompletter Umbau von DSM erfolgt ist, noch revolutionäre neue Features hinzugekommen sind. Vielmehr bringt DSM 6.2 etliche Verbesserungen bzw. Upgrades von vorhandenen Elementen mit, siehe die Webseite von Synology zu DSM 6.2 bzw. dem Changelog zu DSM 6.2 auf der DS1618+.

Die Oberfläche ist, abgesehen von einem anders eingestellten Standard-Theme, unverändert zu den vorherigen DSM 6.X-Versionen. In der Systemsteuerung ist die Speicherkomprimierung in eine eigene Unterkategorie gerutscht und auch die Einstellungen zum Indizierungsdienst finden sich in einer anderen Ebene.

Deutlich überarbeitet wurde der Speicher-Manager, der die Verwaltung von Laufwerken, Speicherpools, Volumen und dem SSD-Cache übernimmt. Die Übersicht bietet nun einen besseren Überblick über alle Elemente bzw. deren Zustand.

Bislang gab es zwei Möglichkeiten zur Nutzung des Speicherplatzes. Die einfache und bei einem "Heim-NAS" sicherlich am häufigsten genutzte Variante war es, direkt auf den Festplatten per "RAID-Verbund" ein Volume anzulegen. Die Größe des Volumens hing dabei von den genutzten Laufwerken und dem gewählten "RAID-Modus" ab. Daneben gab es die Möglichkeit, auf den Laufwerken eine Diskgruppe einzurichten. Deren Größe hing dann ebenfalls von Anzahl und Größe der eingebundenen Laufwerke sowie dem "RAID-Modus" ab. Innerhalb dieser Diskgruppe ließen sich dann ein oder mehrere unabhängige Volumen einrichten. Die Größe des Volumens ist dabei unabhängig von den "Größenstufen" der Laufwerke. Wurde eine Diskgruppe um weitere oder größere Laufwerke erweitert, konnte dieser dann für die Erweiterungen von Volumen oder der Einrichtung von neuen Volumen genutzt werden.

Um die Sache für die User nun zu vereinfachen, hat Synology nun die einheitliche Konstruktion mit einem "Speicherpool" eingeführt, welcher Diskgruppe und "RAID-Gruppe" ersetzt. Von Prinzip und Funktion her ist ein Speicherpool aber mit einer Diskgruppe zu vergleichen. Der Speicherpool umfasst jeweils ganze Festplatten, zusammengefasst im jeweiligen RAID- bzw. SHR-Modus, in dem dann Volumen für die eigentliche Datenspeicherung angelegt werden. Das Volumen kann natürlich die Größe des kompletten Speicherpools einnehmen, aber das ist nur eine mögliche Option. Ist im Speicherpool noch nicht zugewiesener Platz vorhanden oder wird zusätzlicher Platz durch das Hinzufügen einer weiteren Festplatte addiert, lässt sich dieser entweder für die Erweiterung vorhandener oder die Erstellung neuer Volumen nutzen. Einer von mehreren Vorteilen des Arbeitens mit mehreren Volumen ist, dass bei den Volumen jeweils unterschiedliche Dateisysteme zum Einsatz kommen können, also btrfs und ext4 parallel auf einem Gerät genutzt werden können. Der Speicherpool arbeitet hier ähnlich zu "Thick Provisioning", d.h. es wird der tatsächlich vorhandene Speicherplatz fest auf die Volumen aufgeteilt. Und es ist auch nicht möglich, bereits vorhandene Volumen nachträglich zu verkleinern, d.h. es ist etwas Voraussicht bei der Planung vor dem Anlegen angeraten. Würde man ein Volumen verkleinern wollen, müsste man dessen Daten temporär woanders speichern, das Volume löschen und verkleinert neu anlegen.

Überarbeitet wurden die Planungsmöglichkeiten für die Konsistenzprüfungen der Daten, welche nun über die bekannte Planer-Ansicht von DSM erfolgt. Gab es bislang getrennte Konsistenzprüfungen für Dateisystem und RAID, so hat Synology diese bei DSM 6.2 unter "Data Scrubbing" zusammengefasst.

Auch ein nettes Feature ist es, dass Synology im Speichermanager nun unter "Konfiguration" einen Einfluss auf die Geschwindigkeit der RAID-Synchronisierung ermöglicht. Möglich ist hier der Fokus auf eine möglichst schnelle Synchronisierung oder einen möglichst geringen Einfluss auf die Systemperformance, bzw. die manuelle Vorgabe von Max- und Min-Werte. Diese im RAID-System von Linux eingebaute  Konfiguration von Mindest- und Maximalgeschwindigkeiten war bislang nur per Konsolenbefehl erreichbar waren.

Bei den Laufwerken ist es nun möglich, einzelne Laufwerke zu deaktivieren. Falls noch nicht konfiguriert, setzt DSM 6.2 nun monatliche SMART-Schnellstests an. Die Unterstützung für das IronWolf Healthmanagement für entsprechende Festplatten von Seagate wurde mit DSM 6.2 auf weitere Einstiegsmodelle ausgerollt.

Mit DSM 6.2 ist es nun möglich, auch auf den auf ARM-CPUs basierten DiskStations DS218 und DS418 das moderne btrfs-Dateisystemen zu nutzen.

Kleine Veränderungen gibt es auch im Ressourcen-Monitor zu vermelden. Hier lässt sich nun ein "Leistungsalarm" setzen bzw. konfigurieren, welcher eine bessere Lastdiagnose ermöglicht. So kann beispielsweise eine (kritische) Warnung bzw. ein Logeintrag ausgegeben werden, wenn z.B. eine bestimmte Ressource eine gewisse Auslastung überschreitet.

Hier stehen Systemparameter wie CPU-Auslastung, aber auch Eigenschaften von Diensten, Volumen oder iSCSI LUNs als Auslöser zur Verfügung.

Weiterhin wurde bei DSM 6.2 das Paketzentrum überabeitet und kommt nun in einem etwas anderen Look bzw. Layout, bei den beispielsweise die Pakete nicht nur nach Namen, sondern auch nach Beliebtheit sortiert angezeigt werden können. So mancher User vermisst hier allerdings schon die Übersicht der vorherigen Versionen.

Standardmäßig vorinstalliert ist in DSM 6.2 das Modul "OAuth-Service", welches ein Protokoll mit offenem Standard für die Autorisierung und Authentifizierung von Konten ist. Es ermöglicht Besitzern von Ressourcen, den Zugriff auf ihre Serverressourcen durch Dritte zu autorisieren, ohne ihre Anmeldeinformationen bekanntzugeben. Das Paket verwendet den OAuth 2.0-Standard für die Registrierung des Synology Web Service. Mit der Integration von Audio Station und OAuth Service ist es unter anderem wohl möglich, z.B. Musik mit Amazon Echo direkt wiederzugeben.

Ein weiterer Punkt im Changelog zu DSM 6.2 betrifft den neuen iSCSI-Manager, in dem die iSCSI-Funktionen, die bislang Teil des Speichermanagers waren, zu einer übersichtlichen Oberfläche zusammengefasst wurden. Dort erfolgt die Einrichtung und Verwaltung der LUNs, inklusive von (planbaren) Snapshots. Mit DSM 6.2 werden hier nur noch Advanced LUNs unterstützt. Ältere, bereits bestehende Block-Level-LUNs können aber weiter genutzt werden. Weiterhin ist auch das Klonen von LUNs per Klick auf ein anderes Volumen möglich.

Das Thema "High Availability", bei dem es darum geht, zwei (möglichst identische) Disk- oder RackStations zu einem redundanten Verbund zu koppeln, ist nun im "High Availability Manager 2.0" zusammengefasst, was eine erhöhte Übersichtlichkeit und größere Flexibilität bringen soll. Synology hat weiterhin einen neuen Mechanismus implementiert, der bei Updates unnötige Reboots verhindert und damit eine größere Betriebssicherheit und Verfügbarkeit ermöglicht. Für dieses Ziel hat Synology High Availablity Manager 2.0 noch weitere Optimierungen bekommen.

Insgesamt sind bei DSM 6.2 eine Reihe von Verbesserungen und Optimierungen zu finden. Größere Veränderungen oder komplett neue Features hat Synology nicht untergebracht. Bei DSM 6.1 hat Synology beispielsweise das neue Thema rund um Office-Tools und Kollaboration eingeführt, aber ein vergleichbares "Thema" fehlt bei DSM 6.2. Überhaupt findet sich im Changelog zu 6.2 fast kein Bezug auf die Office- und Kollaborations-Thematik. Im Hintergrund bzw. auf der Synology Solution Exhibition anlässlich von Computex bzw. Cebit hat Synology das Thema der Datensicherungslösung "Active Backup für Business" sowie Erweiterungen im Virtual Machine Manager vorgestellt, welche wohl bei nächsten Updates oder Releases zu erwarten sind.