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Gaming-Notebooks sind per se unvernünftig. Wirklich unvernünftig wird es aber erst dann, wenn sogar zwei Grafikkarten im mobilen Gehäuse eingesetzt werden. Dass gerade eine solch extreme Konfiguration den nötigen Spaß vermitteln kann, zeigt das Schenker Technologies XMG P723 Pro, das nicht nur mit einem dicken Prozessor, sondern auch mit zwei GeForce GTX 780M, 32 GB RAM und drei Storage-Laufwerken aufwarten kann. Ob es sich lohnt, für das 17-Zoll-Performance-Monster wirklich alle Logik über Bord zu werfen, klärt unser Review.
Erst im letzten Jahr erweiterte Schenker Technologies sein XMG-Portfolio um das P722, das erste 17-Zoll-Modell, das Platz für zwei Grafikeinheiten bot. Der Vorteil: Verglichen mit den sonst üblichen 18-Zöllern wie dem Alienware 18, die für die Dual-GPU-Bestückung benötigt wurden, fiel der Neuzugang deutlich kleiner aus. Nun kommt der Nachfolger, der schlicht auf die Bezeichnung XMG P723 Pro hört. Geändert hat sich auf den ersten Blick nicht allzu viel, denn noch immer kommt ein Clevo-Barebone zum Einsatz, genauer gesagt das Clevo P370SM, das nun aber mit der aktuellsten Hardware bestückt wird. Bei der Konfiguration erweist sich das P723 wie bei Schenker gewohnt als äußerst flexibel, was entsprechend auch für den Preis gilt. Los geht es bei 1699 Euro, während unser Modell bereits mit rund 3500 Euro zu Buche schlägt – und das Ende der Fahnenstange damit noch nicht einmal ansatzweise erreicht wurde. Zum Vergleich: Sowohl das ASUS G750 als auch das Deviltech Devil 7800, die wir kürzlich im Test hatten, kosten rund die Hälfte.
Stillstand
Diente für das XMG P722 noch das Clevo P370EM als Grundlage, ist es nun das Clevo P370SM, auf das zurückgegriffen wird. Der nur minimale Unterschied in der Bezeichnung deutet es bereits an: Viel Neues gibt es beim XMG P723 Pro nicht zu entdecken. So gleichen das Ivy-Bridge- und das Haswell-Modell einander wie ein Ei dem anderen. Entsprechend setzt Clevo großflächig auf einen mattschwarzen Softtouch-Kunststoff, der auf dem Deckel und der Handballenauflage zum Einsatz kommt. Als einziger Eye-Catcher wurde das XMG-Logo auf dem Deckel in glänzendem Schwarz aufgetragen, was optisch zu überzeugen weiß. Auffallen um jeden Preis ist also auch bei Clevo nicht angesagt. Der verwendete Kunststoff sieht nicht nur gut aus, sondern fasst sich auch vergleichsweise angenehm an, ganz so handschmeichelnd wie die aktuellen Alienware-Modelle ist er aber nicht. Zudem gilt für den genutzten Kunststoff wie üblich, dass Fingerabdrücke recht deutlich gezeigt werden, sodass auch bei einem solchen Gerät optimalerweise stets ein Putztuch einsatzbereit sein sollte. Wie gehabt sitzt das Keyboard in einem Segment aus gebürstetem Aluminium, das ebenfalls in Schwarz erstrahlt. Das verleiht dem P723 eine schicke und robuste Optik – darüber hinaus erweist es sich als zweckdienlicher als der beispielsweise bei MSI genutzte Glossy-Kunststoff. Für ein Dual-GPU-Notebook mag das XMG P723 Pro noch recht klein ausfallen, was aber nichts daran ändert, dass der 17-Zöller mit einer maximalen Bauhöhe von 4,9 cm und einem Gewicht von rund 4 kg (ohne Netzteil) sicherlich nur bedingt als mobil eingestuft werden sollte.
Verarbeitungstechnisch konnte Clevo in den letzten Jahren einiges an Boden auf die etablierten Brands gutmachen. Ganz aufschließen konnte man hingegen nicht – und auch hier gilt, dass das letzte Jahr nicht genutzt wurde, um die Lücke weiter zu schließen, was schade ist. Fairerweise muss aber auch angemerkt werden, dass es sich um Jammern auf einem ordentlichen Niveau handelt.
Wer zahlreiche Geräte an das XMG P723 Pro anschließen möchte, kann dies ohne größere Probleme tun, denn Clevo integriert alle aktuell relevanten Buchsen. Entsprechend gibt es vier USB-Anschlüsse im aktuellen 3.0-Format, während sich eine fünfte Buchse mit USB 2.0 begnügen muss, dafür aber mit einer eSATA-Schnittstelle kombiniert wird. Damit aber nicht genug der Anschlüsse zum Datenaustausch, denn es werden auch ein Thunderbolt-Port und die obligatorische RJ45-Schnittstelle geboten. Deutlich minimalistischer gibt sich Clevo bei den Monitoranschlüssen, denn hier gibt es ausschließlich HDMI, auf VGA oder DVI wird verzichtet. Natürlich kann aber auch der Thunderbolt-Port zur digitalen Bildausgabe missbraucht werden. Nicht fehlen dürfen natürlich auch ein Card-Reader und vier Klinke-Buchsen. Recht gut gefallen hat uns die Aufteilung der Buchsen, da Clevo auch die Rückseite nutzt, allerdings hätte sich die RJ45 dort besser gemacht als auf der linken Seite. Davon einmal abgesehen, gibt es aber nichts zu beanstanden.
Mit dem verbauten Keyboard ist es das alte Clevo-Dilemma. Rein auf das Schreibverhalten bezogen kann das Keyboard auf der ganzen Linie überzeugen, denn der Anschlag ist knackig präzise, der Hub genau richtig und die Dimensionierung der Tasten gefällig. Leider nutzt Clevo aber noch immer das extrem wirre Tastaturlayout mit einer zu kleinen Enter-Taste und vielen Tastenumordnungen, sodass eine schnelle Umgewöhnung extrem schwierig ist. Dies war bereits bei den letztjährigen Modellen der Fall und wurde seitdem nicht verbessert. Schade, dass Clevo dieses Potential nicht nutzt, denn davon einmal abgesehen hat das Keyboard das Potential zur Referenz. Wer viel in dunklen Umgebungen arbeitet, wird die Hintergrundbeleuchtung der Tastatur auf jeden Fall zu schätzen wissen. Das Touchpad arbeitet ordentlich und könnte für unseren Geschmack noch etwas bessere Gleiteigenschaften haben. Um aber realistisch zu bleiben: In den allermeisten Fällen wird ohnehin ein „echte“ Gaming-Maus angeschlossen werden.