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Alle drei bislang konkret angekündigten Notebooks für Windows on ARM haben eine Gemeinsamkeit: Im Innern arbeitet Qualcomms Snapdragon 835. Das mag zunächst verwundern, dahinter steckt aber eine recht simple Überlegung. Denn wenn verschiedene Hersteller entsprechende Endgeräte entwickeln sollen, muss ein SoC gefunden werden, der nicht nur exklusiv genutzt werden kann. Samsung und Huawei sind somit aus dem Rennen, MediaTek dürfte hingegen mangels ausreichend leistungsstarker SoCs ausgeschieden sein. Eine Rolle spielt vermutlich aber auch die Kompatibilität. Denn nach aktuellem Stand reicht es nicht, dass im SoC nur ein passender CPU-Kern steckt - entweder muss der SoC als Ganzes tauglich sein oder aber Windows 10 selbst benötigt einen speziellen Treiber. So wäre beispielsweise zu erklären, warum der jüngere - und leistungsfähigere - Snapdragon 845 bislang nicht zum Einsatz kommt und entsprechende Notebooks auch noch nicht angekündigt sind.
Snapdragon 835 statt x86-Prozessor
Allerdings gilt der Snapdragon 835 auch etwa einem Jahr nach seinem Start noch als einer der schnellsten SoCs auf ARM-Basis. Im NovaGo kommt hinzu, dass ASUS an der Taktschraube gedreht hat. Denn während das offizielle Limit für den Einsatz in Smartphones und Tablets bei 2,45 GHz liegt, werden hier bis zu 2,6 GHz erreicht. In allen anderen Punkten soll es hingegen keine Abweichungen geben.
Somit bietet der SoC auch im NovaGo acht CPU-Kerne vom Typ Kryo 280, die jeweils auf zwei Cluster verteilt sind. Das Efficiency Cluster erreicht 1,9 GHz, das Performance Cluster hingegen 2,6 GHz. Grafikberechnungen übernimmt die GPU vom Typ Adreno 540, die über 256 ALUs verfügt und - vermutlich - mit bis zu 710 MHz taktet. Die für Windows on ARM wichtige DirectX-Schnittstelle wird in Version 12 (Feature Level 12_1) unterstützt. Ob ASUS von der grundsätzlich vorhandenen Dual-Channel-Speicheranbindung Gebrauch macht, ließ sich nicht auslesen. Unstrittig ist hingegen, dass der SoC im 10-nm-FinFET-LPE-Prozess gefertigt wird.
Fester Bestandteil des Snapdragon 835 sind aber nicht nur die CPU-Kerne und GPU, sondern auch diverse Funkmodule. Mit ac-WLAN (2x2 MIMO) und Bluetooth 4.1 kann sich das NovaGo nicht von der x86-Konkurrenz absetzen, wohl aber mit dem integrierten LTE-Modem X16. Das erlaubt Down- und Upload-Raten von bis zu 1 GBit/s und 150 MBit/s und macht aus dem Notebook einen vollumfänglich mobilen PC - ein Mobilfunknetz vorausgesetzt. Die benötigte SIM kann beim NovaGo entweder in physischer Form oder als eSIM genutzt werden, ASUS bietet beide Optionen.
In den Planungen von Qualcomm und Microsoft ist das integrierte Modem aber nicht nur ein nebensächliches Gimmick, stattdessen nimmt es eine wichtige Rolle ein. Denn Always on soll nicht nur eine Werbeaussage, sondern ein echter Mehrwert sein. Ein revolutionäre Neuerung ist das aber nicht. Denn genutzt wird die in Windows 10 grundsätzlich enthaltene Always-on-Funkion, die gewisse Hintergrundaktivitäten auch im Standby erlaubt. So lassen sich beispielsweise Updates über Nacht herunterladen, Synchronisierungen mit der Cloud vornehmen oder schlicht Email-Konten abgleichen. Der Vorteil: Schaltet der Nutzer das System am Morgen ein, kann unmittelbar mit dem Produktiveinsatz begonnen werden.
Im Test erledigte das NovaGo entsprechende Aufgaben zuverlässig, sowohl im WLAN als auch im LTE-Netz. Damit Gigabyte-große Windows-Updates oder -umfangreiche Uploads in die Cloud nicht zur Kostenfalle werden oder das im Vertrag inkludierte ungedrosselte Datenvolumen nicht binnen kürzester Zeit aufgebraucht ist, ist die Wahl der richtigen Einstellungen jedoch wichtig. Windows selbst bietet diesbezüglich auch in der Windows-on-ARM-Variante nur rudimentäre Möglichkeiten wie das komplette Sperren der Mobilfunknutzung für einzelne Programme sowie den Verzicht auf systemunkritische Betriebssystem-Updates. Wer mehr Möglichkeiten zur Regulierung benötigt, muss auf Drittanbieter-Software zurückgreifen, die unter Umständen vom jeweiligen Provider angeboten wird.
Echtes Notebook auch mit Windows on ARM
Während der Snapdragon 835 und somit auch die Schnittstellen in vorerst allen Windows-on-ARM-Geräten gesetzt ist, entscheidet das Drumherum darüber, zu welchem Modell potentielle Käufer greifen - Komponenten wie Display und Gehäuse kommt somit eine größere Rolle als üblich zu. Ein Umstand, den ASUS nur teilweise für sich nutzt, wie der Blick auf das NovaGo als Ganzes zeigt.
Das Design des 316,0 x 221,0 x 14,9 mm großen und 1,4 kg schweren Notebooks gleicht in weiten Teilen dem der aktuellen ASUS-Palette. Die Linienführung ist klar, hier und da lockern kleine Details das Erscheinungsbild auf. Dazu gehören beispielsweise die um den Deckel herumlaufende Fase oder auch die im Profil keilförmige Gestaltung. Das als Star Grey bezeichnete Grau des Gehäuses sorgt zudem für eine gewisse Eleganz. Ein Punkt, der von der insgesamt guten Verarbeitung bekräftigt wird. Leider offenbarte das Testmuster, das laut ASUS nur einen Vorserienstand hatte, kleinere Stabilitätsprobleme. Vor allem im Bereich der Handballenablage konnte Verformungen schon bei geringer Krafteinwirkung provoziert werden, die von einem leichten Knarzen begleitet wurden. Hier hätte sich der Einsatz von Aluminium vermutlich ausgezahlt - die Wahl von Kunststoff ist dementsprechend die falsche gewesen. Das zeigt beispielsweise der Deckel, der sich kaum verformen lässt.
Gut gefallen die beiden 360°-Scharnieren, die sicher zupacken und dem NovaGo eine gewissen Flexibilität verleihen; der Wechsel zwischen Notebook- und Tablet-Modus gelingt spielend. Schade nur, dass das Anheben des Deckels mit nur einer Hand nicht möglich ist - die zweite muss die Bodengruppe festhalten.
Durchwachsen schneidet das Display ab. Das liegt aber nicht nur daran, dass ASUS vergleichsweise verschwenderisch mit dem Platz umgeht und es auf allen vier Seiten der Anzeige breite Ränder gibt. Viel mehr dürften Nutzer sich an Helligkeit und Farbdarstellung stören. In der Spitze erreicht das Display gerade einmal 294 cd/m², was nicht nur im Freien schnell zu wenig ist. Kann man das NovaGo nicht optimal platzieren, stören schnell Spiegelungen, die nicht ausgeglichen werden können. Immerhin ist die Ausleuchtung sehr gleichmäßig (Homogenität 90,8 %). Dafür begrüßt einen das Notebook nach dem ersten Start mit einem satten Blaustich, im Schnitt wurde eine Farbtemperatur von über 7.400 Kelvin gemessen. Mit einigen Handgriffen lässt sich aber Besserung schaffen. Zudem wird der sRGB_Farbraum zu 115 % abgedeckt. Die gebotene Full-HD-Auflösung dürfte in den meisten Fällen ausreichend sein und der Touchscreen arbeitet präzise. Gut gefällt zudem das Kontrastverhältnis: 1.921:1 sind ein überzeugender Wert für ein IPS-Panel.
Trotz Vorserienstatus überzeugen konnte die Tastatur, die man so ebenfalls von anderen ASUS-Notebooks kennt. Mit 15 x 15 mm fallen die Haupttasten ausreichend groß aus, Hub und Druckpunkt sind nahezu ideal und dürften Vielschreibern gefallen. Allerdings wird auf eine Beleuchtung verzichtet. Schlechter schneidet das Touchpad ab, das mit 114 x 60 mm zwar ebenfalls groß genug ist, aber im Test mehrfach durch nicht korrekt erkannte Eingaben auffiel. Zudem stört der ins Touchpad integrierte Fingerabdrucksensor. Der ist zu Windows Hello kompatibel und verrichtete seine Aufgabe überwiegend zuverlässig. Nur in wenigen Fällen wurde der Abdruck nicht im ersten Versuch erfasst.
An weiteren Schnittstellen spendiert ASUS dem NovaGo zwei USB-Ports (3.1 Gen 1) sowie einen HDMI-Ausgang und eine Audio-Buchse. Komplettiert wird die Ausstattung von einer mäßigen 720p-Webcam, die schnell zu Rauschen neigt und von durchschnittlichen Stereo-Lautsprechern, die unterhalb der Handballenablage platziert sind. Während die Lautstärke gefällt, werden Tiefen und in Teilen auch Mitten vermisst.