Werbung
Die im Zusammenhang mit Windows on ARM vermutlich wichtigste Frage ist die nach der tatsächlichen Leistungsfähigkeit. Deren Beurteilung, bzw. Messung ist dabei alles andere als einfach. Denn die bereits genannten Software-Einschränkungen der Plattform schließen zahlreiche Benchmarks und andere Vergleichsmöglichkeiten aus. Wie gut oder schlecht sich das NovaGo im Alltag schlägt, hängt somit vollständig von den genutzten Programmen ab.
Nativ ist entscheidend
Dabei gilt grundsätzlich: Kann die Software nativ ausgeführt werden, steht das System einer x86-basierten Lösung in vielen Bereichen in nichts nach. So ließ sich beispielsweise im Office-Betrieb kein spürbarer Unterschied entdecken, auch die in Windows integrierten Anwendungen verhielten sich in puncto Geschwindigkeit wie von einem Intel- oder AMD-Prozessor gewohnt. Beim Versuch, große Fotos oder Videos mit Windows-Bordmitteln zu bearbeiten, limitierte eher der Arbeitsspeicher, der mit seinen 4 GB für in solchen Fällen überfordert ist. Ist dies ein Tätigkeitsschwerpunkt, sollte zu Konfigurationen mit 6 oder 8 GB RAM gegriffen werden.
Ebenfalls nicht benachteiligt ist Windows on ARM, wenn es um das Starten von Windows geht. Egal ob Kaltstart oder Wecken aus dem Standby: Bei vielen x86-Systemen vergeht mehr Zeit, bis sie wirklich einsatzbereit sind. Hier werden die Parallelen zur Smartphone-Welt und die dort von Qualcomm gesammelten Erfahrungen sehr deutlich. Allerdings fiel auf, dass die Ersteinrichtung von Windows unmittelbar nach der Installation sowie das Installieren von Updates wiederum länger als gewohnt dauerte. An der verbauten SSD liegt das aber nicht. Das von Toshiba stammende und 128 GB fassende Laufwerk erreicht in der Spitze zwar nur 586 und 219 MB/s beim Lesen und Schreiben, beim Entpacken mit dem in Windows integrierten Tool fiel es allerdings nicht negativ auf.
Wie groß der Performance-Unterschied zwischen nativ und emuliert ausfallen kann, wird beim Surfen im Internet schnell deutlich. Während Microsofts Browser Edge als regelrecht rasant bezeichnet werden kann, reagieren Chrome und Firefox eher träge. Das gilt dabei nicht nur für die Startzeiten, sondern auch für Seitenladezeiten und Zeiten, die für das Wechseln zwischen geöffnete Tabs nötig sind. Als Fingerzeig darf der Benchmark Jetstream verstanden werden: In Edge wurden rund 72 Punkte erreicht, in Chrome nicht einmal 18.
In der Praxis dürfte dank dünnem Angebot an nativ ausführbarer Software aber eher die x86-Leistung interessant sein. Allerdings lässt sich keine genaue Einschätzung vornehmen, da einige Ergebnisse widersprüchlich wirken. Das ist allerdings auf den Emulator zurückzuführen. Nimmt man beispielsweise Cinebench 11 als Maßstab, landet das System mit gerade einmal 1,52 Punkten (Multi-Score) im Bereich der ersten Intel-Atom-Generation. Eine ähnliche Positionierung ergeben Geekbench 4.1 mit 799 und 3.055 Punkten (Single/Multi) sowie POV-ray (69/320 Punkte). In 7Zip werden hingegen rund 6.900 Punkte erreicht, womit das NovaGo im unteren Mittelfeld landet und diesbezüglich mit älteren Core-Generationen mithalten kann. In kombinierten Benchmarks wie 3DMark ist das System hingegen wieder am unteren Ende anzutreffen. Gerade Futuremarks Benchmark deutet dabei noch einmal an, wie groß die Unterschiede zwischen nativer und emulierter Ausführung sein können. Denn die Android-Fassung des Tools attestierte dem Snapdragon 835 in der Vergangenheit mehrfach eine hohe Leistungsfähigkeit.
Was gravierend klingt, entpuppt sich im Alltag aber nicht immer als Problem - sofern man auf generell leistungsfordernde Anwendungen verzichtet und sich teilweise mit längeren Ladezeiten anfreunden kann. Je nach Einsatzgebiet ist das NovaGo bei eingesetztem Emulator zwischen Intel Atom respektive Core ix-7Yxx und Core i3 anzusiedeln.
Die geringe TDP bremst
Mit Intels Atom-Prozessoren und deren aktuellen Nachfolgern gemeinsam hat der Snapdragon 835 aber auch eine Schwäche. Denn schnell ist der SoC vor allem dann, wenn es um kurze Lastspitzen geht. Wird über einen längeren Zeitraum Leistung abgerufen, kann der maximale Takt nicht gehalten werden. Im Test ging es dann von 2,6 auf bis zu 1,8 GHz zurück. Grund hierfür ist aber nicht eine zu hohe Temperatur, der Flaschenhals heißt stattdessen TDP, zu der es allerdings keine offiziellen Angaben gibt. Sie dürfte aber im Bereich von 5 W liegen.
Das führt natürlich dazu, dass eine aktive Kühlung nicht nötig ist. Selbst unter Volllast bleibt das NovaGo somit still - und kühl. Denn auch das Gehäuse erwärmt sich nicht übermäßig. Nach 15 Minuten im Leerlauf erreichten Ober- und Unterseite im Schnitt rund 23 und 24 °C, nach 15 Minuten Volllast 26 und 28 °C. Am wärmsten Punkten wurden etwa 32 und 36 °C gemessen. Nicht ermittelt werden konnte die SoC-Temperatur, da alle in Frage kommenden Tools nicht installiert oder gestartet werden konnten.
Ausdauer, von der Intel und AMD nur träumen können
Dass alle Beteiligten Windows on ARM nicht nur aufgrund des schnellen LTE-Modems als ideal für den mobilen Einsatz bewerben, wird beim Blick auf den Energiebedarf, bzw. die daraus resultierenden Laufzeiten deutlich.
Mit 3,9 W im Windows-Leerlauf bei einer Display-Helligkeit von 120 cd/m² ist das NovaGo in dieser Kategorie das bislang zweitbeste getestete Notebook. Beim Spitzenverbrauch bei gleicher Helligkeit reicht es sogar für den Spitzenplatz: Nur 10,1 W werden abgerufen. Dabei gilt jedoch zu beachten, dass der tatsächliche Mindestbedarf teilweise deutlich unterhalb des genannten Wertes liegt, der geringste protokollierte Wert lag bei 1,8 W.
Im Zusammenspiel mit dem 52 Wh fassenden Akku reicht das für Rekordlaufzeiten. Im Battery Eater, der geringe und hohe Last simuliert, hielt das System mit einer Ladung rund 22 und sieben Stunden (Reader's Test/Classic) durch. Im Office-nahen PCMark 8 reichte es je nach Einstellung für 17,5 bis fast 19 Stunden. Damit der von ASUS beworbene Wert, Video-Streaming über eine Dauer von 22 Stunden, erreicht werden kann, muss die Display-Helligkeit aber auf ein Minimum reduziert werden.
Geht man von acht Stunden gemischter Nutzung pro Tag inklusive Datenübertragung per LTE aus, muss das NovaGo erst im Laufe des dritten Tages wieder geladen werden. Eine Stärke, die das Notebook im Test eindrucksvoll unter Beweis stellte.