Werbung
Hallo, stelle dich doch bitte einmal kurz vor!
Hallo zusammen! Mein Name ist Ralf Hähnlein, im Hardwareluxx-Forum auch unter dem Nickname „ralle_h“ bekannt. Ich unterstütze das Hardwareluxx Team seit Mitte 2012 als Moderator bzw. seit Anfang 2013 auch als Teil der Redaktion im Ressort Luftkühler (vor allem CPU-Kühler).
Privat beschäftigte ich mich schon seit Kauf meines Intel Core i5-750 intensiver mit der Selektion und dem alltagstauglichen Overclocking von Prozessoren und Grafikkarten. Um das angesammelte Wissen auch weiterzugeben habe ich vor einiger Zeit einen recht umfangreichen OC-Guide für die Plattformen "Sandy Bridge" und "Ivy Bridge" verfasst, der interessierten Lesern und Usern den Einstieg in die Welt des Übertaktens sehr erleichtern sollte. Dieser Guide beschränkt sich nicht, wie viele andere Guides, nur auf das reine technische Vorgehen zum Erreichen des gewünschten Zieltaktes, sondern holt auch gerne etwas weiter aus und soll so auch vielleicht die eine oder andere Hintergrundfrage beantworten können.
Für "Haswell" sowie "Devils Canyon" CPUs möchte ich an dieser Stelle auf den ausführlichen und exzellenten "How To get my Haswell & Devils Canyon stable Guide" unseres Users Wernersen hinweisen, der ebenfalls alle nötigen Aspekte des erfolgreichen Overclockings und des richtigen Stresstestings aufgreift und auch auf die besonderen Eigenarten der neuen Intel Prozessoren eingeht und diese erklärt.
Du bist ja schon länger Teil unseres Overclocking-Teams. Wann hast du mit dem Übertakten angefangen?
Privat beschäftigte ich mich seit Kauf meines Intel Core-i5 750, also seit ca. Anfang 2010, mit dem alltagstauglichen Overclocking von CPUs. Meinen Core i5-750 hatte ich damals auf 4,0 GHz getrieben, was gar nicht so leicht war (bis 3,6 GHz ging es relativ einfach, wenn ich mich noch recht erinnere, aber dann musste man schon methodisch vorgehen und die richtigen Spannungen und Nebenspannungen in Einklang bringen) – und seitdem hat mich die Faszination eigentlich vollkommen gepackt.
Mittlerweile ist es für mich unvorstellbar, egal ob Overclocked oder mit Stock-Takt und undervolted, eine CPU oder GPU mit „Auto“-Spannung zu betreiben – da man entweder Leistung verschwendet, oder unnütz Strom verbraucht. Jeder Chip ist ein Unikat und verdient es, richtig eingestellt und nahe am Optimum betrieben zu werden!
An welchem Overclocking-Projekt sitzt du gerade?
Da ich Gott sei Dank gleich zu Release eine sehr ordentliche NVIDIA GeForce GTX 980 erwischt habe (Gigabyte G1.Gaming), die mit 1.557/4.101 MHz rockstable läuft (wie bereits erwähnt interessiert mich ja vor allem das alltagstaugliche Overclocking, also die Leistung, die auch in allen Spielen abrufbar ist ohne abzustürzen), kümmere ich mich nun wieder um meine CPU, einen Intel i7-4790K.
Da ich nach knapp 30 CPUs Selektionsprozess keine passende CPU für mich gefunden hatte und selbst momentan leider nicht mehr so viel Zeit fürs Selektieren habe wie früher noch, habe ich mich dann entschlossen (bzw. eigentlich schon im Laufe des Prozesses, da ich mein „Pech schon ahnte“) einem User unseres Forums seinen sehr guten Intel Core i7-4790K für gutes Geld abzunehmen.
Für den Alltagsbetrieb angestrebt ist ein humanes Setting mit 4,8 GHz unter 1,28 Volt -natürlich unter Luft gekühlt. Ich denke, das ist bei "Devils Canyon" das Optimum, denn die Chance eine CPU zu erwischen, die 5,0 GHz rockstable (und das dann wohl auch nur unter Wasser) schafft, dürfte bei ca. 0,5 Prozent liegen. Einen solchen Selektionsprozess können sich leider nur professionelle Overclocker leisten - und diese betreiben die CPU dann natürlich in ganz anderen Taktregionen.
Was hast du privat für einen Rechner? Ist der auch übertaktet?
Die Grundlage meines privaten Systems bilden ein ASRock Z97 Extreme6, das aber bald dem Z97 OC Formular weichen muss, der besagte Intel Core i7-4790K, der mit 4,8 GHz zu Werke gehen wird und von einem Phanteks PH-TC14PE in der markanten goldenen Caseking-Anniversary-Edition gekühlt wird. Dazu kommen zwei 4-GB GeIL Black Dragon 2.133 MHz, die 2.133 MHz mit nur 1,5 Volt schaffen, die neue Gigabyte GeForce GTX 980 Gaming.G1 @ 1.557/4.101 MHz sowie eine Samsung-SSD-840-Pro-SSD mit 512 GB fürs System und eine Crucial M550 mit 1 TB als Datengrab. Das Netzteil ist momentan noch ein be quiet! Dark Power Pro P10 850W, das aber bald durch das SeaSonic Platinum Series 1200W mit einem bis zu 300 bis 400 Watt Last abschaltendem Lüfter ersetzt wird, da ich nun ein im Idle komplett lautloses System realisieren möchte.
Mit welcher Kühlung arbeitest du am liebsten?
Mit den richtigen Lüftern und dem richtigen Kühlkörper stehen manche Luftkühler kleinen und kompakten Wasserkühlungen in nichts nach - und lassen sich im Idle bei Bedarf und mit entsprechenden Lüftern auch in lautlose Berreiche herunterregeln. Die ist bei den meisten Pumpen leider oft sehr schwer. Daher sind solche Luftkühler momentan noch meiner erste Wahl.
Wasserkühlungen üben aber natürlich auch auf mich eine gewisse Faszination aus. Meine Traum Wasserkühlung würde allerdings wohl so viel kosten wie manch ein anderer kompletter Rechner, daher habe ich diese Entscheidung bisher erstmal zurückgestellt… und selbst mit vervollständigter Monster-Wakü würde ein Chiller dann erneut eine gewisse Faszination ausüben, denn wer möchte seinen i7 denn nicht mit 5,0 Ghz, 1,3V und allen Kernen unter 60°C betrieben? ;)
Welches ist deine Lieblings-Plattform zum Übertakten?
Eindeutig die Mainstream-Sockel LGA1155-1150, die auch für den Großteil der Gamer oder Anwender mehr als genug Power haben dürften. Wer mehr haben will, wird dafür ordentlich zur Kasse gebeten und sollte daher genau wissen, warum und wofür er dieses Geld ausgibt. Auch Overclocking ist auf den Mainstream-Plattformen deutlich angenehmer, da leichter zu erlernen und leichter zu kühlen.
Was hältst du von „Haswell-E“ im Hinblick auf Overclocking?
Bleibt, zumindest was die Güte der CPUs angeht, denke ich deutlich hinter den Erwartungen zurück. Denke das sollte den Tenor diverser enttäuschter Overclocker und Forenuser ganz gut treffen. Wobei man es, bei entsprechender Optimierung der Anwendungen, auch mit sechs bzw. acht Kernen auf 4,2 bis 4,4 GHz ein paar Jahre aushalten können sollte!
Was waren deine besten Ergebnisse mit dem Intel Core i7-5960X?
4,4 GHz mit etwas über 1,3 Volt unter einer kompakten AiO-Wakü im Rahmen dieses Guides. Eine recht exemplarische CPU für die Güte der meisten 2011-3 Chips!
Wie viele hattest du denn schon in den Fingern?
Wirklich nur diese eine. In meinem Feld der Expertise, den Mainstream-Plattformen, sind es aber oft 50 bis 150 CPUs pro Generation. Daher ließ ich es mit den 30 "Devil Canyons "ohnehin schon recht gemütlich angehen!
Wie selektierst du vor?
Nach Batch einkaufen, VID und Takt bei 4,5 Ghz testen und dann pretested verkaufen. Andere Möglichkeiten habe ich leider, wie die meisten Hobby-Overclocker, nicht.
Wie lange brauchst du dafür?
Pro CPU brauche ich in der Regel zwei bis drei Stunden, bis diese verkaufsfertig ausgelotet wurde. Natürlich kann man auch nur die VID und den Boot ins Widnows bei möglichst geringer VCore checken, doch das ist nur sinnvoll, wenn man die CPUs nicht schon vorher erworben hat, da die potentiellen Käufer dann meist doch noch mehr Informationen haben wollen.
Wie gehst du genau vor?
Zunächst einmal checke ich die VID, danach die niedrigste Spannung mit der die CPU ins Windows booted und von dieser ausgehend erhöhe ich die Spannung in 10 mV Schritten bis die CPU 2x den 1344k-Run von Prime 27.9 schafft. Danach kann die VCore als grob ausgelotet betrachtet und man kann sich ans Feintuning der Nebenspannungen machen bzw. einen längeren Run versuchen, der oft noch ein wenig mehr VCore brauchen wird, bevor die CPU letztendlich rockstable laufen wird.
Doch auch ein stabiles Spielen ist mit einer grob mit 1344k ausgeloteten VCore in vielen Fällen bereits möglich.
Was empfiehlst du dabei unseren Lesern?
Die wichtigsten zwei Regeln beim Overclocken sind zu wissen, warum man welche Änderung vornimmt und was man sich davon erhofft… und dabei auch methodisch vorzugehen. Dabei gilt es jeweils nur eine Änderung gleichzeitig vorzunehmen, um so die Auswirkungen feststellen zu können und Überschneidungen der Änderungen vermeiden zu können. Nur so lassen sich verschiedene Phänomene bzw. Auswirkungen richtig deuten und erklären.
Was würdest du Intel raten, um seine Prozessoren noch attraktiver für Overclocking zu machen?
Ich denke Intel macht momentan relativ viel richtig hat mit den "Haswell Refresh"- und "Devils Canyon"-Modellen, einige Schritte auf Enthusiasten und Overclocker zu gemacht. Dank überarbeitetem TIM bleiben die CPUs bei gleichem Takt und gleicher Spannung im Schnitt sechs bis acht Grad Celsius kühler und - vermutlich aufgrund der neuen Kondensatoren auf der Chipunterseite und auch unterhalb des IHS. Vermutlich aufgrund eines erweiterten Binning-Prozesses lassen sich die meisten "Devil Canyon"-CPUs nun im Schnitt deutlich besser übertakten als noch die regulären "Haswell"-Prozessoren. Während ein durchschnittlicher "Haswell" i7-4770K Prozessor meist ca. 4,4 GHz @ 1,25 Volt schaffte, erreicht man beim "Devils Canyons" i7-4790K mit einer Spannung von 1,25 Volt in vielen Fällen ganze 4,6 GHz – neben dem 500 MHz höheren Basistakt (von dem man ja auch völlig ohne OC profitiert) also eine deutliche und schöne Steigerung!
Weiterhin kann ich nur anmerken, dass vielleicht immer noch unterschätzt wird, wie viel Nachfrage nach gut übertaktbaren und somit auch pretested CPUs besteht und dass eine Art erweitertes Binning für den Endkunden (und zur Not eine variable Preisgestaltung), wie z.B. eine nach außen hin sichtbarer VID (dann auch insofern nicht rechtlich problematisch, weil keine Garantie für einen gewissen Takt abgegeben wird, die in der Realität dann nicht immer gehalten werden könnte, sondern die VID lediglich eine gewisse Tendenz vorgibt, mit der die User dann die Lotterie etwas einschränken könnten), vielleicht eine weitere lohnende Investition und auch eine weitere Gewinnquelle sein könnte.
Wir danken für das ausführliche Gespräch und deine ausfürhlichen Hilfestellungen für diesen Guide!