Ein Prozessor wie der Intel Core i7-5960X kann sinnvoll auf zwei verschiedenen Wegen übertaktet werden: Entweder man hält sich an Erfahrungswerte, oder aber man lotet alle Spannungen und Geschwindigkeiten mühselig per Hand aus. Bei ersterer Vorgehensweise kommt man zwar schnell an sein gestecktes Ziel, lernt aber seinen Prozessor niemals kennen.
Maximales OC-Ergebnis
Wer das Maximum aus seinem Prozessor herausholen möchte, der braucht sich eigentlich nur an die Richtwerte in unserem Forum zu halten. Wer beispielsweise 4,2 GHz haben möchte, wirft einen Blick in den entsprechenden Thread unseres Forums und stellt Spannung und Taktraten schon einmal ein. Anschließend braucht man nur noch die Stabilität in Prime95 zu testen. Läuft der Prozessor mit den gewünschten 4.200 MHz fehlerfrei, kann man die Spannung einen Tick herabsetzen, bis das Testprogramm seinen Dienst verweigert, oder aber Windows mit einem Bluescreen abstürzt.
Alternativ stellt man die Spannung auf den gewünschten Maximal-Wert und versucht, die höchstmöglichen Taktraten zu bekommen. In beiden Fällen muss lediglich der Multiplikator des Prozessors erhöht werden. So kann man bequem in 100-MHz-Schritten übertakten.
Die Suche nach dem Sweet-Spot
Viel spannender ist aber die Suche nach dem Sweet-Spot, also der Punkt, an dem Spannung und Taktfrequenz in einem angemessenen Verhältnis stehen. Hier wird die maximale Leistung bei bestmöglicher Leistungsaufnahme gesucht. Die Suche nach dem besten Verhältnis aus Leistungsaufnahme und Leistungsplus kann aber sehr langwierig und zeitraubend sein, dafür aber lernt man seinen Prozessor am besten kennen. Für unsere Tests entschieden wir uns für diese Variante.
Hierbei erhöht man die Taktrate aller acht Kerne des Intel Core i7-5960X in 100-MHz-Schritten. Dies entspricht der Einfachheit halber einem Multiplikator-Schritt. Nach jeder Takt-Erhöhung lässt man für etwa 30 Minuten Prime95 einen Custom-Run mit 1344K durchlaufen. Funktioniert alles wunderbar, erhöht man die Taktrate des Prozessors um weitere 100 MHz. Stürzt das System mit einem Bluescreen ab, muss wie auf der vorhergehenden Seite beschrieben, die entsprechende Spannung erhöht werden. In den meisten Fällen dürfte das die Kernspannung der CPU betreffen, in höheren Taktregionen gerne auch die Input-Spannung. Läuft Prime95 mit den geänderten Spannungs-Einstellungen wieder fehlerfrei durch, kann man die nächste Takterhöhung angehen.
In der Regel benötigt ein Prozessor mit steigender Taktrate eine höhere Spannung. Dringt die Takt-Frequenz in höhere Bereiche vor - meist ab etwa 4,3 GHz - muss viel deutlicher an der Spannungs-Schraube gedreht werden. So werden für 4,2 GHz beispielsweise noch 1,15 Volt benötigt und damit für 700 MHz mehr etwa 0,15 Volt mehr, braucht das Modell unter Umständen für 4,3 GHz und damit 800 MHz mehr vielleicht schon 1,27 Volt und damit insgesamt schon ganze 0,27 Volt mehr.
Da ein längerer Prime-Durchlauf häufiger zu Fehlern und Bluescreens führt, sollte man, sobald man ein stabiles Setting gefunden hat, einen längeren Prime-Run durchführen. In der Regel wird dann eine etwas höhere Vcore fällig. Als guter Richtwert sind etwa 20 Millivolt für einen Dauertest mehr notwendig. Für den Alltagsbetrieb sollte ein Custom-Run mindestens drei Stunden durchlaufen - je länger, desto besser.
Unsere 30-Minuten-Ergebnisse sahen wie folgt aus:
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- 4.000 MHz bei 1,159 Volt.
- 4.100 MHz bei 1,178 Volt.
- 4.200 MHz bei 1,222 Volt.
- 4.300 MHz bei 1,286 Volt.
- 4.400 MHz bei 1,389 Volt.
Übertakten über die BCLK
Auch wenn sich alle "Haswell-E"-Prozessoren dank des freien Multiplikators bequem übertakten lassen, gibt es noch eine weitere Stellschraube, um dem Prozessor noch mehr Leistung zu entlocken: Die BCLK - Baseclock mal Multiplikator ergibt den später anliegenden Takt auf der CPU. Hat man beispielsweise das 125er-Strap ausgewählt und lässt seine CPU mit Multiplikator 32x arbeiten, erreicht man runde 4.000 MHz. Damit einher geht allerdings auch eine Übertaktung des Arbeitsspeichers. Wer das nicht will, sollte entsprechende Multiplikatoren für die Speichergeschwindigkeit setzen. Wird die Baseclock angepasst, muss eventuell auch die Spannung des Chipsatzes erhöht werden.
Große Leistungsunterschiede zwischen einem 4,0 GHz schnellen "Haswell-E"-Prozessor, der ausschließlich über den Multiplikator übertaktet wurde, und einem gleich schnellen Modell, welcher durch Erhöhung der Baseclock auf 4.000 MHz beschleunigt wurde, gibt es nicht. Zu beachten ist zudem, dass bei der Übertaktung über die Baseclock auch der Arbeitsspeicher leicht übertaktet wurde - die minimal höheren Ergebnisse dürften damit darauf zurückzuführen sein.
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