Klare Sache: Unsere Overclocking-Guide zu Kaby Lake müssen wir mit Coffee Lake etwas aktualisieren, da sich aufgrund der optimierten Fertigungstechnik und des neuen Chipsatzes einiges verändert hat. Trotzdem gibt es wenige Veränderungen bei den Spannungen, der Art und Weise, wie übertaktet wird und auch bei den Overclocking-Ergebnissen. So kann der Speichertakt beispielsweise etwas höher eingestellt werden, das Limit werden aber wohl weiterhin eher der Speichercontroller und die Speicherchips vorgeben. Auch muss natürlich etwas mehr Energie in die CPU geleitet werden können, um die sechs Kerne stabil zu betreiben, also hat man die Package Power Delivery verbessert. Am interessantesten ist sicherlich ein Per Core Overclocking, bei dem jedem einzelnen Kern sein maximaler Multiplikator vorgegeben werden kann, ähnlich wie bei den Sockel-2011- und Sockel-2066-Modellen. Und auch die Veränderung der Speicherlatenzen im laufenden Betrieb, beispielsweise über das Extreme Tuning Utility ist eine praktische Sache - vor allen Dingen für unsere Speichertests.
Overclocking-Versuche
Gleich drei K-Modelle konnten wir in einem kleinen Overclocking-Vergleich ausprobieren. Zunächst testete unser Mainboard-Redakteur Marcel mit einem Core i7-8700K auf einem Gigabyte Aorus Z370 Ultra Gaming. Der erste Eindruck war, dass sich Coffee Lake sehr einfach übertakten ließ - diese CPU erreichte mit allen sechs Kernen und einer recht moderaten Spannung von 1,35 V immerhin eine Takfrequenz von 5,0 GHz. Die Loadline Calibration stand dabei auf dem höchsten Wert, die Spannung schwankte aber schon etwas hin- und her. Trotzdem: Die Temperaturen blieben mit unserer All-in-One-Wasserkühlung in einem ordentlichen Bereich um 80°C und im Vergleich zu den Multicore-Prozessoren aus den vergangenen Tests blieb auch der Stromverbrauch bei knapp 200 Watt in einem akzeptablen Rahmen.
Im Anschluss probierten wir mit einem ASRock Z370 Extreme4, was wir für den CPU-Test verwendeten, und zwei weiteren CPUs herum, einem Core i7-8700K, einem Core i5-8600K. Diese ließen sich deutlich besser übertakten - vielleicht lag dies am Board, vielleicht auch an den Prozessoren. Der Core i7-8700K lies sich selbst mit 5,2 GHz und DDR4-4000 noch ohne Probleme betreiben, hierfür mussten wir aber die Spannung bereits auf 1,43 V heraufsetzen. Die Temperaturen stiegen hier schon auf 96°C an - vielleicht schon etwas grenzwertig.
Ein noch besseres Ergebnis erreichten wir mit dem Core i5-8600K, den wir sogar auf 5,3 GHz betreiben konnten. Auch hier waren 4.000 MHz DDR4 kein Problem, auch hier mussten wir aber 1,43 V Spannung einstellen. Insgesamt waren die Temperaturen hier etwas niedriger.
Sicherlich werden wir in unserem Forum auch noch etwas höhere Werte sehen - und es gibt sicherlich auch die Möglichkeit, die "besten" Kerne herauszufinden, um diese mit etwas höherem Multiplikator laufen zu lassen und noch etwas mehr Performance aus dem Core i7-8700K herauszuholen. Für einfaches und frisches Overclocking ohne große Probleme ist Coffee Lake also auf jeden Fall geeignet.
Testsystem
Natürlich mussten wir auch für Coffee Lake eine neue Plattform einsetzen, insofern wird unsere Liste nun immer länger. Interessant: Nur eine dieser Plattformen ist aus dem Vorjahr (X99), sämtliche andere wurden erst in diesem Jahr vorgestellt und eingeführt.
Folgende Komponenten kommen für die verglichenen Prozessoren zum Einsatz:
LGA1151-Plattform (neu):
- Mainboard: ASRock Z370 Extreme4 (Z370)
- Speicher: 16 GB DDR4-2666
LGA1151-Plattform (alt):
- Mainboard: ASUS Maximus VII Ranger (Z270)
- Speicher: 16 GB DDR4-2400
LGA2011-3-Plattform:
- Mainboard: MSI X99A SLI Plus (X99)
- Speicher: 32 GB DDR4-2400
LGA2066-Plattform:
- ASUS Prime X299A
- Für Core i9-7980XE: ASUS Rampage VI Apex
- Speicher: 32 GB DDR4-2666
AM4-Plattform:
- ASUS Crosshair VI Hero
- Speicher: 16 GB DDR4-2666
TR4-Plattform:
- Mainboard: ASUS Zenith Extreme (X399)
- Speicher: 32 GB DDR4-2666
Für alle Systeme identisch:
- SSD: Samsung 850 EVO 500 GB
- Netzteil: Seasonic 750W Prime Platinum
- Grafikkarte für Games: NVIDIA GeForce 1080 GTX TI
- Grafikkarte für Energieverbrauch: NVIDIA GeForce 1050 TI
- Windows 10 x64 inkl. Creators Update
Die Benchmarks zu diesem Test wurden, wenn nicht anders angegeben, mit dem Energieprofil "hohe Leistung" durchgeführt. Nur bei den Stromverbrauchsmessungen haben wir dieses teilweise abgeändert. Für die Messungen des Stromverbrauchs und der CPU-Leistungstests kommt eine NVIDIA GeForce 1050 TI zum Einsatz. Für die Spiele nutzen wir eine GeForce 1080 GTX TI. Beim Speicher haben wir zunächst überprüft, dass keiner der Benchmarks von einem Speicherausbau oberhalb von 16 GB profitiert. Da wir festgestellt haben, das bei Quad- und Dual-Channel-Systemen die Art des eingesetzten Speichers (zwei Module, vier Module, acht Module) einen größeren Einfluss auf die Performance hat, testen wir mit unterschiedlichem Speicherausbau, aber mit identischen Speichermodulen, um diesen Effekt zu beseitigen. Es hat also kein System einen Vor- oder Nachteil aufgrund einer anderen Speicheradressierung durch unterschiedliche Speichermodule.
Bei den Spiele-Benchmarks wurden alle Tests in auf Full-HD durchgeführt, da wir nicht die GPU als Schwachstelle im System haben wollen. Ist die GPU der Engpass, lassen sich keine Unterschiede für die Prozessoren mehr ablesen. Zum einen geben wir die durchschnittlichen fps (Frames pro Sekunde) in gewohnter Weise an, zum anderen aber auch die Frametimes. Dies ist die Zeit, in dem 99% aller Frames im Testablauf berechnet werden können. Das obere 1% wird verworfen, um Fehler im Rendering bei den Messungen auszuschließen. Ein niedriger Zeitwert bedeutet hier eine geringe Verzögerung, um den nächsten Frame zu berechnen und ist deshalb als besser zu betrachten. Dauert die Berechnung des nächsten Frames länger, ist auch ein "Ruckler" wahrscheinlicher.
Energieverbrauch
Folgende Benchmarks wurden durchgeführt, wobei wir immer den Wert für das komplette System angeben, also nicht nur für die CPU:
- Cinebench 15 - Max-CPU
- Premiere Pro 4K (gemittelter Stromverbrauch über fünf Minuten)
- Idle-Stromverbrauch (gemittelt über fünf Minuten)
Um einem eventuellen Windows-Problem bei Ryzen aus dem Weg zu gehen, haben wir sowohl mit dem Energieprofil "Balanced" wie auch mit High Performance getestet. Wie aber auch im letzten Skylake-X-Test ergaben sich dazu fast keine Unterschiede. Hinzu kommt ein Rendering-Durchlauf eines 4K-Videos mit Premiere Pro. Beim Idle-Stromverbrauch und bei Premiere pro haben wir den Gesamtstromverbrauch über fünf Minuten protokolliert und ihn dann auf den Verbrauch umgerechnet.
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Pluspunkte beim Stromverbrauch: Sowohl bei Premiere, wie auch bei Cinebench verbrauchen die neuen Intel-Prozessoren nicht wirklich viel. Zwar liegen sie oberhalb der bisherigen Modelle, aber letztendlich haben sie auch zwei Kerne mehr, auf denen produktive Arbeit erledigt wird. Vergleicht man mit den Achtkern-Modellen von AMD, so liegen sie durchweg auf einem sparsameren Niveau - bei eben zwei Kernen weniger.
Etwas täuschen kann im Idle-Bereich der etwas höhere Verbrauch im Vergleich zu den bisherigen Sockel-1151-Prozessoren: Hier verwendeten wir für den 7700K ein anderes Mainboard, was gerade bei Idle-Betrieb natürlich erhöht ins Gewicht fällt. Insofern können ein paar Watt auf die zusätzlichen zwei Kerne gehen, ein paar weitere Watt auf das Mainboard.