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AMD Athlon 200GE im Test

Günstiger Zen-Prozessor ohne Überraschung - Fazit

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Wo der Athlon 200GE einzuordnen ist, zeigt schon der Blick auf die ersten Benchmarks. Auch wenn AMD von einem leistungsstarken Prozessor spricht, ist das Einsatzgebiet eher der günstige Office-Rechner als der Allrounder für zuhause. Denn die Reduzierung auf zwei Kerne sowie der Verzicht auf einen Turbo macht sich in vielen Situationen deutlich bemerkbar. Hinzu kommt die auf 35 W begrenzte TDP, die vor allem dann eine Hürde ist, wenn nicht nur CPU, sondern auch die integrierte GPU gefordert werden.

Die Folgen des fehlenden Turbos - sowie des vergleichsweise geringen Basistaktes - zeigen sich beispielsweise in Cinbenech 15. Im Single-Durchlauf reicht es für gerade einmal 121 Punkte, der Ryzen 3 2200G erreicht hingegen 141 Punkte. Diese 16 % mehr entsprechen nahezu exakt dem Taktplus. Ähnliches lässt sich in fast allen Tests erkennen, die sich auf die Leistung eines Kerns oder Threads beschränken. Hinzu kommt aber auch der geringere Speichertakt. Dessen Auswirkungen sind hier und da ebenfalls erkennbar.

In Multi-Kern- respektive Multi-Thread-Tests wird der Unterschied deutlich größer. Hier kann der neue Zweikerner nicht annähernd mit seinen Raven-Ridge-Geschwistern mithalten. Hier zeigt beispielsweise Cinebench 15, welche Auswirkungen die Einschränkungen haben: Der Ryzen 5 2400G mit doppelt so vielen Kernen und Threads sowie einem um 12 % höheren Basistakt erreicht eine um fast 130 % höhere Wertung. Die Rolle der höheren TDP darf dabei aber ebenfalls nicht ignoriert werden. Je besser eine Anwendung mit der Anzahl der Kerne und Threads skaliert, desto schlechter sieht es für den Athlon 200GE aus.

Doch es darf nicht vergessen werden, dass AMD nicht mit den Ryzen-Modellen konkurrieren will, sondern in erster Linie Intels Pentium-Gold-Reihe als Gegner auserkoren hat, vor allem die Vertreter G5400 und G5600, die ebenfalls zwei Kerne mitsamt SMT bieten, aber mit 3,7 und 3,9 GHz höhere Taktraten erreichen. Verschiedenen Vergleichen zufolge reicht das aber nicht immer, um den Athlon 200GE in Schach zu halten. Intel liegt immer dann vorne, wenn in erster die pure Leistung pro Takt (IPC) eine Rolle spielt. Profitiert eine Anwendung hingegen von schnellem RAM oder anderen Faktoren, kann AMD mithalten.

Für mehr als Casual-Games reicht es ab Werk nicht

Warum der Athlon 200GE als Allrounder keine gute Figur abgibt, zeigt sich in den Spiele-Benchmarks. Im üblichen Testaufbau mit GeForce GTX 1070 reicht es nicht in allen Fällen für eine ausreichend flüssige Wiedergabe, wenn man 60 Bilder pro Sekunde als Untergrenze zieht. Allenfalls „F1 2017" lässt sich in dieser Kombination ohne störender Ruckler spielen - mehr als Full HD und minimale Details sollten aber nicht gewählt werden. Letztlich darf das jeweilige Spiel nur äußerst geringe Anforderungen an die CPU haben.

Wer auf eine dedizierte Grafikkarte verzichten möchte, muss die Erwartungen deutlich senken. AMD selbst verspricht eine APU-Leistung, die Casual Gaming ermöglicht, wird bezüglich der Titel aber nicht konkret. Einzige für „Rocket League", „Overwatch", „Fortnite" und einige andere Spiele nennt man die Ergebnisse eigener Messungen. Hier schneidet der Athlon 200GE in allen Fällen besser als Intels Pentium G4560 ab - allerdings beschränkt man sich auf 1.280 x 720 Pixel. Soll es Full HD sein, kommt der Prozessor mitsamt der integrierten Vega 3 schnell an seine Grenzen. In „Overwatch" (Preset Niedrig, 100 % Render-Skalierung) im Mittel auf etwa 30 fps, in „Assasins's Creed: Origins" (Preset Sehr niedrig, 100 % Render-Skalierung) sind es im Durchschnitt 17 fps.

Fazit

Mit dem Athlon 200GE greift AMD Intel auch im Niedrigpreissegment an und zielt damit auf diejenigen, die einen möglichst günstigen Rechner für Office und Co. zusammenstellen möchten. Tatsächlich gibt der Prozessor dabei eine gute Figur ab. Zeigen sich die Programme zurückhaltend bezüglich CPU- und GPU-Performance, spielen die Unterschiede gegenüber teureren Modellen keine echte Rolle. Das ändert sich aber schnell, wenn dann doch einmal etwas mehr Performance benötigt wird - vor allem mit Blick auf einen einzelnen Kern. In solchen Situationen macht sich die im Vergleich zu Intels Pentium-G- und -Gold-Reihe geringere IPC bemerkbar, aber auch der geringere Takt hinterlässt Spuren.

Auf der anderen Seite glänzt der Athlon, wenn Programme mehrere Threads nutzen können. Zwar bieten die Pentium-Konkurrenten ebenfalls zwei Kerne und vier Threads, doch die Zen-Architektur ist hier im Vorteil. Gleiches gilt für die integrierte Grafikeinheit. Die im Athlon 200GE verbaute Vega 3 ist Intels Lösungen klar überlegen, auch wenn das in aller Regel keinen Unterschied macht. Schließlich muss man von einem äußerst niedrigen Niveau sprechen, auf dem sich die iGPUs bewegen: Am Ende spricht man von 8 zu 14 oder 10 zu 22 fps.

All das deckt sich mit den Eindrücken, die Ryzen 2000 und Raven Ridge bisher hinterlassen haben. AMD liegt vorne, wenn es um die Multi-Thread-Leistung und die integrierte GPU geht, Intel zieht in puncto Single-Thread/Core-Leistung vorbei. Im Falle des Athlon 200GE kommt jedoch erschwerend hinzu, dass es keinen echten Preisvorteil gibt. Die Preise für Prozessor, RAM und Mainboard sind vergleichbar. Deshalb kommt es auf den ganz konkreten Einsatzzweck ein, um eine Empfehlung auszusprechen. Und möglicherweise ist der Ryzen 3 2200G die bessere Wahl. Der ist mit knapp 100 Euro zwar etwa 70 % teurer, bietet im Schnitt aber eine um 50 bis 60 % höhere Multi-Thread-Leistung sowie eine potentere Grafikeinheit.

Positive Aspekte des AMD Athlon 200GE:

  • vergleichsweise schnelle iGPU
  • vergleichsweise hohe Multi-Thread-Leistung

Negative Aspekte des AMD Athlon 200GE:

  • geringe Single-Core-Leistung
  • Mulitplikator gesperrt

Preise und Verfügbarkeit
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