Einen ersten Blick auf die beiden neuen Vertreter der Ryzen-Threadripper-Familie haben wir bereits geworfen, nicht zuletzt Probleme mit AMDs Software führten aber zu einer Verzögerung während des Tests. Die konnten inzwischen behoben und der Ryzen Threadripper 2920X und Ryzen Threadripper 2970WX über den gesamten Benchmark-Parcours gejagt werden. Positiv sind danach vor allem zwei Dinge zu bewerten, über ein Problem kann aber nicht hinweg gesehen werden.
Im Kurztest, der lediglich den Ryzen Threadripper 2920X abgedeckt hat, sind wir bereits auf die technischen Daten der beiden neuen Modelle eingegangen. Der Ryzen Threadripper 2970WX soll mit seinen 24 Kernen das Workstation-Angebot im HEDT-Segment nach unten hin abrunden und stellt somit eine günstigere Alternative zum Ryzen Threadripper 2990WX (Test) dar. Der Ryzen Threadripper 2920X soll hingegen die (preislich) große Lücke zwischen dem derzeit schnellsten Desktop-Modell, dem Ryzen 7 2700X (Test), und dem 16-Kerner Ryzen Threadripper 2950X schließen.
Beide neuen Modelle nutzen die Zen+-Architektur und werden in 12 nm gefertigt. Abgesehen von den abweichenden Taktraten und Kernen gibt es einen weiteren wichtigen Unterschied zwischen den Prozessoren. Denn als WX-Modell basiert der Ryzen Threadripper 2970WX auf der NUMA-Technik. Der Grund dafür: AMD setzt hier auf vier per Infinty Fabric gekoppelte Dies, die aber nicht alle direkten Zugriff auf RAM und PCIe-3.0-Lanes haben; zwei sind direkt mit dem Arbeitsspeicher verbunden, die beiden anderen hingegen mit den Lanes. Das führt zu höheren Reaktionszeiten und anderen Nachteilen, die die Leistung negativ beeinflussen können. Der Ryzen Threadripper 2920X basiert hingegen auf UMA. Hier sind nur zwei Dies aktiv, der Umweg über den Infinity Fabric ist nicht nötig.
Bei den beiden WX-Modellen soll der neue Dynamic Local Mode (DLM) Abhilfe schaffen. Der sorgt für eine verbesserte Verteilung der Threads, falls die genutzte Software nicht alle Kerne nutzt. Konkret sollen die Threads mit höchster Last somit auf die Kerne verteilt werden, die direkt mit dem Arbeitsspeicher kommunizieren können. Das soll die Leistung teilweise um mehr als 40 % steigern, Voraussetzung hierfür sind allerdings Windows 10 ab Build 1809 sowie die AMD-Software Ryzen Master ab Version 1.5. Über das kleine Tool muss DLM einmalig aktiviert werden, anschließend wird der Modus automatisch verwendet - oder auch nicht. Denn das Betriebssystem erkennt automatisch, ob die gezielte Verlagerung von Threads Vorteile bringt oder nicht. AMD selbst spricht von Leistungssteigerungen von bis zu fast 50 % - allerdings stark abhängig von der jeweils genutzten Software.
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Im Test konnten die Werte beim Ryzen Threadripper 2970WX in etwa bestätigt werden. Wichtiger jedoch: Eine geringere Leistung durch die Aktivierung von DLM wurde nicht beobachtet. Im Alltag dürfte es somit keine Nachteile im Vergleich zum Standardmodus geben. Allerdings wird es auch nicht einfacher, wenn die höchstmögliche Leistung abgerufen werden soll. Denn der Wechsel zwischen Creator Mode/Standardmodus und Game Mode wird durch DLM nicht überflüssig. Schließlich behebt der neue Modus nicht das Problem, das einige Programme mit zu vielen CPU-Kernen haben. Auch in Zukunft hilft also nur Ausprobieren.
Modell | Kerne/ Threads | Basis-/ Turbotakt | L3-Cache | RAM-Takt | TDP |
---|---|---|---|---|---|
Ryzen Threadripper 2990WX | 32/64 | 3,0/4,2 GHz | 64 MB | DDR4-2933 | 250 W |
Ryzen Threadripper 2970WX | 24/48 | 3,0/4,2 GHz | 64 MB | DDR4-2933 | 250 W |
Ryzen Threadripper 2950X | 16/32 | 3,5/4,4 GHz | 32 MB | DDR4-2933 | 180 W |
Ryzen Threadripper 1950X | 16/32 | 3,5/4,2 GHz | 32 MB | DDR4-2666 | 180 W |
Ryzen Threadripper 2920X | 12/24 | 3,5/4,3 GHz | 32 MB | DDR4-2933 | 180 W |
Ryzen Threadripper 1920X | 12/24 | 3,5/4,2 GHz | 32 MB | DDR4-2666 | 180 W |
Ryzen Threadripper 1900X | 8/16 | 3,8/4,2 GHz | 16 MB | DDR4-2666 | 180 W |
Im Game Mode arbeiten die beiden neuen Prozessoren lediglich noch mit sechs Kernen und zwölf Threads, im Legacy Compatibility Mode kann für den Ryzen Threadripper 2970WX zudem ein Zwischenschritt manuell gewählt werden. Dann kommen zwölf Kerne und 24 Threads zum Einsatz. Das Abschalten von Kernen bringt noch immer in einigen Fällen große Vorteile, vor allem „Far Cry 5" zeigt das. Im Standardmodus landet der auf dem Papier deutlich potentere Ryzen Threadripper 2970WX klar hinter dem Ryzen Threadripper 2920X - im Game Mode sieht es genau andersherum aus.