TEST

Patriot Viper VPN110 im Test

Ist die Budget-NVMe mit PCIe3 konkurrenzfähig? - Die Patriot Viper VPN110 im Detail

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Das markanteste Merkmal der Patriot Viper VPN110 ist sicherlich der schwarze Aluminiumkühlkörper, der den Firmennamen präsentiert und für eine gute Wärmeabführung gedacht ist. Dass die thermische Drosselung der Leistung einer SSD seit Jahren ein Problemfeld ist, dem man sich bei der Konfiguration eines PCs stellen muss, dürfte bekannt sein und daher ist die Viper VPN110 auch nicht die erste NVMe-SSD mit attraktivem Kühlkörper, die wir testen. Zu beachten ist jedoch im Gegensatz zu vielen anderen Modellen, dass der Kühler hier von Patriot nicht gesteckt oder verschraubt wurde wie beispielsweise bei der Corsair MP600Pro oder der TeamGroup T-Force A440, sondern bei unserem Testsample wurde der Kühler verklebt. 

Der Kühlkörper besteht aus eloxiertem Aluminium und ist vorrangig als Hohlkörper mit Lamellen aufgebaut, sodass bereits ein leichter Luftstrom die Abwärme ausreichend abtransportieren sollte. Optisch weiß das Konstrukt zu gefallen, wobei Geschmack natürlich immer relativ ist. Verglichen mit der Patriot Viper VPR100 fehlt zumindest RGB.

Durch das Verkleben des Kühlers kann die SSD selbstverständlich nicht in beengten Platzverhältnissen hinter Grafikkarten oder gar Notebooks verbaut werden. Auch bei Mainboards, die ein eigenes Kühlsystem für M.2-Laufwerke anbieten, scheidet die Viper VPN110 aus - oder es muss zumindest auf den vorhandenen Kühler verzichtet werden. Das Entfernen des Kühlers der SSD empfehlen wir an dieser Stelle jedenfalls nicht. Zum einen, da dadurch der Garantieanspruch verloren geht, zum anderen weil dabei eine Menge Fingerspitzengefühl gefordert ist, um die SSD dabei nicht zu zerstören. Wer die SSD einfach nur nackt sehen will, darf daher weiter nach unten scrollen. 

Auffällig beim Kühler, wenn man die SSD seitlich gegen das Licht hält, war ein kleiner Lichtspalt an der Anschlussseite. Offenbar sind die Komponenten auf dem PCB nicht ebenerdig oder aber das Klebepad nicht gleichmäßig dick. Unser Testmuster jedenfalls hatte keinen Kontakt zwischen DRAM und Kühler. Das muss nicht tragisch sein, da vor allem der Controller einer Kühlung bedarf - auffällig war es dennoch, wenn auch nur bedingt sichtbar auf dem Bild.

Trotz attraktiver Kühlung konnten wir die Patriot Viper VPN110 nach etwa dreineinhalb Minuten Dauerfeuer zum Drosseln bewegen. Dabei wurde eine Temperatur von 73 °C erreicht. Positiv ist dabei in jedem Fall, dass der Einbruch nicht auf einen Nullpunkt zu verzeichnen ist, wie schon bei anderen Massenspeichern gesehen, sondern die SSD mit mehr als 1 GB/s immer noch sehr flott bleibt und auch wieder die maximale Datentransferrate erreicht, sobald sie ein paar Kelvin kühler wurde. 

Praktisch ließe sich das Drosseln leicht vermeiden durch vermutlich bereits einen leichten Luftzug über den M.2-Speicherslot. Unser Szenario stellt bewusst einen Extremfall dar und es gilt jedes System individuell zu analysieren. Der Kühler funktioniert grundsätzlich gut. 

Geht man das Wagnis ein und nimmt den Kühler von der SSD, können wir einen Blick auf die wichtigen Komponenten werfen. Außerdem sehen wir an den Kleberesten, dass unser Verdacht, der DRAM wird gar nicht vom Klebepad erfasst, korrekt war. Da Patriot keine Angaben zu den verwendeten Komponenten macht, ist dieser Blick spannend. 

Verbaut wurde ein Silicon Motion SM2262EN(G), also ein Speichercontroller, den wir bereits seit mehr als drei Jahren auf dem Markt beobachten können und als Weiterentwicklung des SM2262(G) durchaus als ehemaliges Top-Modell von Silicon Motion zu sehen ist. Diesem stehen 1 GB SK Hynix H5AN4G8NMFR-TFC als DRAM zur Seite, den wir als DDR4-2133 aufschlüsseln können. Hier spart Patriot also definitiv nicht. Fraglich wird dies allerdings beim NAND: denn dieser ist sowohl auf Vorder- wie Rückseite schwarz und unbeschriftet. 

Wie zu erwarten, werden die maximalen Schreibraten der Patriot Viper VPN110 auch durch einen (Pseudo-)SLC-Cache ermöglicht. Wie dieser in der Praxis ausfällt, testen wir natürlich auch. 

Es zeigt sich, dass im leeren Idealzustand die SSD zunächst mit einer sehr hohen Geschwindigkeit beginnen kann und diese Schreibleistung auch fast eine Minute halten kann, ehe sie doch zum ersten Mal tief Luft holen muss. Der folgende Peak hält nur bedingt lange, ehe die SSD immer wieder auf etwa 850 MB/s einbricht - ein tatsächlich guter Wert, der zumindest unsere schlimmsten QLC-Befürchtungen bezüglich dem verwendeten NAND entkräftet. 

Im gefüllten, alltagsnahen Zustand der SSD sehen wir, dass das Interface tatsächlich kein Flaschenhals für die Viper VPN110 ist. Nach einem kurzen, aber tatsächlich sehr guten Leistungspeak pendelt sich die Schreibrate auf etwa 850 MB/s ein, um dann im schlimmsten Fall bei 750 MB/s zu verbleiben. Neue Leistungsrekorde stellt die Patriot-SSD damit zwar nicht auf, bleibt allerdings jeweils deutlich schneller als moderne SATA-SSDs und kann faktisch selbst mit vielen aktuellen PCIe4-Konkurrenten mithalten.