Werbung
Die Veröffentlichung der Tests zur GeForce RTX 2080 Ti und GeForce RTX 2080 jeweils in der Founders Edition hat einige Fragen aufgeworfen. Die wichtigste Frage ist dabei, ob NVIDIA die neuen RTX- und NGX-Funktionen einfach zu früh angepriesen hat, oder ob man sich hätte später mehr darauf konzentrieren sollen, anstatt die Werbetrommel schon zum Start derart stark zu rühren.
NVIDIA sieht in weiteren Effekten für die Beleuchtung, Verschattung und für Reflexionen eine Möglichkeit, die visuelle Darstellung in Spielen weiter nach vorne zu bringen. Damit steht NVIDIA als Unternehmen aber nicht alleine dar, denn in Form der DXR-Erweiterung für DirectX, ist auch Microsoft an dieser Entwicklung beteiligt und da NVIDIA und Microsoft für eine solche Erweiterung keine Alleingänge vornehmen, sind auch Intel und AMD beteiligt.
Was NVIDIA nun getan hat, ist eine GPU-Architektur auf den Markt zu bringen, die für viele der RTX-Funktionen eine Hardwarebeschleunigung über die RT-Cores liefert. Per RTX-Technologie wird die DXR-Schnittstelle von Microsofts DXR-API angesprochen. Auch AMD und Intel können die DXR-API ansprechen, die Frage wie viel Leistung die Hardware bietet, steht dabei auf einem anderen Blatt.
Doch der Schuh drückt bei vielen sicherlich an anderer Stelle: NVIDIA bewirbt die GeForce-RTX-Karten in Namensgebung, Produktbeschreibung und nahezu allen Details sowie auch der Presse gegenüber als Ray-Tracing-Hardware. Eben dieser Fokus sorgt nun dafür, dass die Anspruchshaltung in diesem Bereich größer ist, als das, was man zum Start liefern kann. KEIN Spiel bietet derzeit die Unterstützung für auch nur einen einzigen RTX-Effekt. Alles, was wir zeigen konnten, sind Ray-Tracing-Techdemos, die zudem auf ein Upscaling via DLSS zurückgreifen, um halbwegs flüssig dargestellt zu werden. Bis wir Spiele sehen, die eine der RTX-Techniken anwenden werden, werden noch ein paar Wochen vergehen. Battlefield V startet im November und bis auf wenige, konkrete Ankündigungen zu neuen Spielen ab 2019 und Updates ohne konkretes Datum wie zum Beispiel für Shadow of the Tomb Raider hat NVIDIA wenig vorzuweisen.
Das gleiche gilt für das Deep Learning Super Sampling. NVIDIA hat inzwischen eine lange Liste mit unterstützten Spielen veröffentlicht, zum Start konnten wir aber nur eine UE4-Techdemo namens Infiltrator und den Final-Fantasy-XV-Benchmark testen.
Mit den bisherigen "Tests" zu RTX und DLSS haben wir also noch keine Möglichkeit gehabt, die neue Hardware in praxisnahen Bedingungen zu testen. Ein paar handverlesene Anwendungen werden sicherlich nicht das abbilden können, was wir später in Spielen sehen werden.
NVIDIA muss nun also zusammen mit seinen Softwarepartnern schnellstmöglich liefern, denn die RTX- und NGX-Funktionen spiegeln sich im Preis der Karten wieder und kein Käufer zahlt gerne für etwas, für das er keinen Mehrwert geboten bekommt. Mit einer Handvoll RTX-Spielen wird es nicht getan sein, da muss mehr kommen, doch derzeit gibt es keinen Zeitplan, der dies in irgendeiner Form widerspiegelt.
Hat NVIDIA die GeForce-RTX-Karten also zu früh auf den Markt gebracht? Wir würden sagen nein, denn produktpolitisch macht es durchaus Sinn, eine derartige Technologie in zwei Wellen auf den Markt zu bringen. Die GeForce RTX 2080 Ti und GeForce RTX 2080 Founders Edition bieten für ein klassisches Rasterization-Rendering mehr Leistung als ihre Vorgänger – auch wenn NVIDIA sich das mit bis zu 400 Euro Aufpreis mehr als gut bezahlen lässt. Gerade wer von einer etwas älteren Generation an Grafikkarten kommt, bekommt mehr Leistung geboten.
Datenschutzhinweis für Youtube
An dieser Stelle möchten wir Ihnen ein Youtube-Video zeigen. Ihre Daten zu schützen, liegt uns aber am Herzen: Youtube setzt durch das Einbinden und Abspielen Cookies auf ihrem Rechner, mit welchen Sie eventuell getracked werden können. Wenn Sie dies zulassen möchten, klicken Sie einfach auf den Play-Button. Das Video wird anschließend geladen und danach abgespielt.
Ihr Hardwareluxx-Team
Youtube Videos ab jetzt direkt anzeigen
Alle aktuellen Käufer gehen jedoch in eine Vorleistung und bereiten eine Hardware-Infrastruktur vor, die durch die Spielehersteller verwendet werden muss. Erscheinen mehr Spiele mit RTX/DXR-Unterstützung, hat NVIDIA mehr Argumente für die eigenen GeForce-RTX-Karten.
Was wäre die Alternative gewesen? Noch ein halbes Jahr die Hardware zurückhalten, bis im Frühjahr 15 bis 20 Spiele mit RTX-Unterstützung in der Hinterhand liegen und dann die Hardware auf den Markt werfen – eine koordinierte Veröffentlichung von Hard- und Software sozusagen. Schwierig, denn NVIDIA wird langfristige Roadmaps für seine weiteren GPUs und Architekturen haben. Gleichzeitig sind Spieleentwicklungen auf einen bestimmten Launch-Tag ausgelegt, was danach kommt, ist allenfalls Update-Pflege. Ob mit einem zeitlichen Abstand von ein paar Monaten nach dem Release noch ein Spieleentwickler dazu bereit ist, sich noch einmal an grundlegende Grafikeffekte zu setzen, ist eher unwahrscheinlich. Dies muss im besten Fall gleichzeitig mit der Entwicklung des Spiels selbst geschehen.
Aber noch einmal: Jetzt muss auch etwas nachkommen seitens NVIDIA und der Spieleentwickler. Es ist jedoch kaum vorstellbar, dass NVIDIA mehrere Millionen, wenn nicht Milliarden US-Dollar in die Entwicklung von Hardware steckt, die dann von nur vergleichsweise wenigen Spielen genutzt wird. RTX bzw. DXR sind mehr als nur einzelne Grafikkarten / GameWorks-Techniken. Hier steckt eine langfristige Ausrichtung hin zu mehr und mehr Ray-Tracing-Technologien dahinter. Das dürfte sich nicht nur jeder Käufer einer neuen GeForce-RTX-Karte wünschen, sondern jeder Spieler – egal welche Hardware er verwendet.