Mal zum Thema Sammlerstück:
Ich höre gerade mit dem Grell OAE1. Diesen hatte ich vor Wochen bei Drop bestellt. Geliefert wurde ein Sennheiser 58X, den mir der Support von Drop als Wiedergutmachung kostenlos überließ und mir zudem noch den OAE1 hinterherschickte. 2 KH zum Preis von 242€ (inkl. Zoll). Kein schlechter Deal.
Das ist das gute Stück:
Warum aber Sammlerstück?
Nun ja, zum einen liegt es am Macher. Herr Grell war Jahrzehnte lang bei Sennheiser und hat dort das ein oder andere Erfolgsmodell entwickelt. Nun ist der gute Mann mittlerweile selbstständig und hat (mit seiner Frau) den OAE1 entwickelt. Das erste Solo-Projekt wenn man so will.
Zudem ist mir kein KH bekannt, bei dem der dynamische Treiber so weit vorne in der Hörmuschel sitzt. Dadurch soll ein Klang ähnlich eines Lautsprechers erzielt werden. Dieses Ziel - so viel sei vorweggenommen- wird jedoch trotz der extremen Bauweise nicht erreicht. Ein KH bleibt ein KH.
Optisch wirkt der Kopfhörer sehr hochwertig. Den geringen Kaufpreis sieht man ihm nicht an. Der Lieferumfang ist jedoch mager. Mehr als ein 6.35 Kabel gibt es nicht.
Der Tragekomfort ist nicht unbedingt top. Der Anpressdruck ist recht hoch. Aber man gewöhnt sich etwas daran. Dennoch sind dahingehend meine beiden Hifimänner, und sogar der 660S2 deutlich angenehmer zu tragen.
Und der Klang? Na ja, der wird nicht unbedingt audiophilen Ansprüchen gerecht. Er klingt…einfach anders. Sehr gut funktionieren Live Aufnahmen, zumindest wenn sie gut gemischt sind. Bei “Live Spirits“ von Depeche Mode erklingt die Musik tatsächlich vor einem, während Zuschauer seitlich zu hören sind. Dadurch entsteht tatsächlich ein gewisses “Front of Stage“ Feeling. Beinahe so, als stünde man vor der Bühne. Das bekommen andere KH so nicht hin.
Andererseits klingt der OAE1 jedoch leicht dumpf und Vocals ein Stück weit verhangen. Das ist doch arg gewöhnungsbedürftig. Und dann ist da noch der Bass. Ich habe noch nie bei einem offenen KH einen Bass mit wo viel Körper, Druck und Präsenz gehört. Das kommt je nach Musik schon irgendwie cool rüber. Manchmal ertränkt der Bass aber auch etwas die Mitten, was dann wiederum nicht so cool ist. Und auf Dauer ist der Bass auch etwas anstrengend.
Ich finde es durchaus gut und spannend, das beim OAE1 in technischer Hinsicht ein extremerer Weg in Form der Treiberanordnung gegangen wurde. Und das Ergebnis kann auch ein Stück weit faszinieren, Weil die Bühnendarstellung anders ist, als man es von anderen KH gewöhnt ist. Aber ein 24/7 KH ist er definitiv nicht. Dafür ist er zu eigen, und auch zu anstrengend (Tragekomfort+Bass). Eine spannende Ergänzung einer KH-Sammlung ist er aber allemal. Als sehr individuelles und spezielles Technik-Showcase.
PS.
Sieht so aus mit dem Treiber