Fahrbericht BMW X3 35i
Hatte übers Wocheende spontan einen BMW X3 35i und möchte meine Erfahrungswerte posten.
Ausstattung: Sport-Automatik, adaptives Fahrwerk, Sportsitze, Navi Professional, Speed Limit Info, Spurhalteassistent, Rückfahrkamera, automatische Heckklappe, Komfortzugang, Panoramadach, PDC, Leder, 19" Felgen, Xenon mit Kurvenlicht, Fernlichassistent, Head-Up Display, variable Sportlenkung, Performance Control, Sitzheizung vorne und hinten, Lordosenstütze, Hifi System Prof.
1. Innenraum
Erstmal reingesetzt und wollte den Sitz weiter runterstellen, ging aber nicht, war schon ganz unten, bin halt keine SUV Sitzposition gewohnt.
Platz gibt es natürlich mehr als genug, ich als 1,75m Mensch habe da aber auch selten Probleme. Über dem Kopf und auf der Rücksitzbank noch massig Platz.
An der Verarbeitung konnte ich trotz US-Fertigung nichts aussetzen. Auch die Materialien sind im ganzen Cockpick angenehm gestaltet, bis auf den unteren Teil der Türen tritt kein Hartplastik negativ zu Tage. Wirklich billig gestaltet sind dagegen die Cupholder in der hinteren Mittelarmlehne und die ausziehbare Kofferraumabdeckung. Ebenfalls optisch wenig ansprechend aber leicht behebbar sind die matt silbernen Interieurleisten, hier sollte man in schönere Leisten investieren.
Die Ergnonomie ist BMW typisch hervorragend, alles ist perfekt positioniert, intuitiv bedienbar und leicht ablesbar.
Auch die Akustik ist sehr angenehm, es bleibt auch bei hohen Geschwindigkeiten angnehem leise im Innenraum, das überrascht denn der X3 ist nicht sondernlich aerodynamisch.
2. Motor
Ein wirklich hervorragendes Triebwerk mit 306PS und 400Nm, kultiviert, durchzugsstark und sparsam, einfach ein toller Motor. Beim normalen Fahren schaltet die Automatik zwischen 1500u/min-2000u/min in den nächsthöheren Gang. Bei Konstantfahrt liegt Drehzahl oft nur Knapp über 1000u/min. Trotzdem kommt man zügig vom Fleck und Brummgeräusche sind der Kombination fremd. Beim Ausdrehen ist der Klang deutlich kerniger und rauer als beim N54 Motor. Die Klangkulisse des Auspuff ist gar nicht so zurückhaltend wie ich vermutet hätte. Gerade bei den Hochschaltvorgängen im niedrigen Drehzahlbereich bollert der Motor schon ganz ordentlich und zeigt das er ein "großer" ist.
Der Verbrauch geht vollkommen in Ordnung. Ich habe über rund 600km 10,7L im Schnitt verbraucht und dort war kein unerheblicher Anteil unbegrenzter Autobahn und "Landstraßenhatz" dabei. Meines Erachtens im normalen Betrieb locker unter 10L fahrbar. Der Eco-Pro Modus verleitet tatsächlich dazu, sparsam und entspannt zu fahren. Die Gaspedalkennlinie ist dann aber wirklich auf reines Spritsparen getrimmt, da muss man dann extrem reinlatschen um ein herunterschalten zu provozieren. Selbst in Verbindung mit dem kraftvollen N55 Motor werden die Gänge dann ein wenig zu früh hochgeschaltet.
3. Getriebe
Nicht umsonst wird die ZF 8-Gang Automatik flächendeckend verbaut. Die unglaubliche Vielseitigkeit des Getriebes ist jedes mal aufs neue beeindruckend, ein echtes Stück deutsche Ingenieruskunst.
Einerseits werden die Gänge so verschliffen geschaltet, dass sich die Gangwechsel nur am Drehzahlmesser nachverfolgen lassen und andererseits werden die Gänge im Sport-Modus mit Paddels mit Nachdruck, aber ohne übertrieben zu wirken, durch die Schaltbox geschossen. Das Getriebe ist sehr direkt, der Wandler ist nach dem Anfahren nicht mehr vorhanden, Schaltbefehle werden umgehend umgesetzt. In einem normalen Alltagsauto kann ich hier wenig Gründe für ein Doppelkupplungsgetriebe finden. Zudem wird das Drehzahlniveau angenehm niedrig gehalten, bei 120km/h liegen exakt 2000u/min an. Auch sonst wählt das Getriebe schnellstmöglich den höchsten Gang und nutzt die Kraft des Motors perfekt aus. Der Gedanke "schalte doch endlich hoch" wird hier nicht aufkommen. Zudem lässt sich das Verhalten des Getriebes wunderbar mit dem Gaspedal steuern, ein kurzes Lupfen beim Beschleunigen und es wird hochgeschaltet. Ebenso kann man damit steuern, ob man im Gang beschleunigen will oder ob runtergeschaltet werden soll.
Einen Nachteil hat das Getriebe allerdings: Zu viele Gänge mit teilweise seltsamen Übersetzungssprüngen. In einem Gang fällt bspw. um 500u/min ab und im Gang darauf nur um 200u/min und danach wieder um 500u/min.
Das wirkt auf mich irgendwie, als ob der eine Gang unnötig ist.
Die Paddels braucht man kaum, das Getriebe hält stets den richtigen Gang bereit, da kommt man mit den Paddels kaum hinterher und aufgrund der teilweise engen Spreizung macht es auch oft keinen Unterschied ob man nun im 4. Gang oder im 5. Gang ist.
4. Allgemein
Ansich ist der X3 ja ein recht kompaktes Auto, mit ca. 4,65m Außenlänge so groß wie ein aktueller 3er. Doch das täuscht erheblich. Das Fahrverhalten ist nicht mal im Ansatz zu vergleichen. In schnelleren Kurven zerren die rund 1,9tonnen gnadenlos nach außen und die Fuhre schiebt über Vorderachse, durch den hohen Aufbau sind auch die Karosseriebewegungen deutlich größer. Natürlich ist der X3 für einen SUV sportlich, aber verglichen mit einem normalen (BMW-)PKW muss er erheblich zurückstecken und das spürbar ohne dass man sich irgendwelchen Grenzbereichen annähern muss. Auch auf der Autobahn merkt man den hohen Luftwiderstand der dem Motor Kraft raubt, der Verlust auf einen 335i Touring ist gravierend.
Diese ganzen Nachteile wiegen für mich die Vorteile wie besseres Raumgefühl oder erhöhte Sitzposition nicht auf. Klar, man sitzt höher, aber nicht so viel höher, dass daraus gegenüber einem normalen PKW der Vorteil eine bessere Übersicht oder Vorausschaubarkeit entstehen würde. Dafür muss man schon T5 und ähnliches fahren.
5. Fahrwerk
Verbaut war das adaptive, sprich verstellbare Fahrwerk. Die beiden Modi Comfort und Sport sind eindeutig differenzierbar, Unterschiede sind also deutlich spürbar. In Comfort schon sehr komfortabel aber auch deutlich mehr Karosseriebewegung, Nachschwingen. Selbst fiese Gullideckel werden gut geschluckt. Zum gemächlichen Cruisen einwandfrei. Bei sportlicherer Kurvenfahrt muss es aber dann schon Sport sein, deutlich straffer und direkter aber keinesfalls hart.
6. Start-Stopp
Das Fahrzeug verfügt über eine Start-Stopp Automatik, die auch in Verbindung mit Auto Hold sehr gut funktioniert. Beim Tritt auf das Gaspedal geht es unmittelbar wieder vorwärts, eine Verzögerung ist nicht zu spüren.
Das Abstellen des Motor ist kaum wahrzunehmen.
7. Head-Up Display
Bei allen Lichtverhältnissen hervorragend ablesbar, in Verbindung mit Speed Limit Info und Navigation hat man alle zum Fahren notwendigen Informationen, der Blick auf Kombiinstrument oder Navi-Bildschirm ist dann überflüssig.
Die Darstellungen sind gestochen scharf und farbig differenziert. Allerdings finde ich den Preis zu hoch.
8. Speed-Limit Info
Echt witziges Feature und funktioniert wirklich gut, in Verbindung mit Head-Up Display schlicht genial.
9. Spurverlassenswarnung
Ja, funktioniert gut. Aber mal ehrlich, wer braucht sowas?
10. variable Sportlenkung
Im ersten Moment sehr ungewohnt, gerade beim rangieren und Wendemanövern entfällt sehr viel Lenkarbeit. Beim normalen Fahren in üblichen Geschwindigkeitsbereichen konnte ich für mich keine Vorteile erkennen.
Die Lenkung ist im vergleich zu anderen BMW Modellen deutlich entkoppelter und bringt weniger Rückmeldung, egal in welchem Modus. Liegt vermutlich einfach am SUV.
11. Rückfahrkamera
Auf jeden Fall cool. Sowohl tagsüber als auch nachts ist alles deutlich erkennbar, die Hilfslinien machen das ganze erst richtig sinnvoll. Zum zügigen rangieren meiner Meinung aber nicht geeignet, das geht mit Blick über die Schulter nach hinten viel zügiger. Eher was für anspruchsvolle Rangiermanöver oder Anhängerbetrieb.
12. Komfortzugang
Ganz nett, aber mir wäre es den Preis nicht wert. Der Zeit- bzw. Komfortgewinn ist marginal. In Verbindung mit Smart Opener ist das natürlich wieder was anderes, aber den gibt es für den X3 (noch) nicht.
Falls jemand Fragen hat, einfach her damit.