Ich konnte nun den Beyerdynamic DT 1770 Pro bei Hifi-im-Hinterhof probehören. Zunächst hat mich ein mäßig motivierter Verkäufer empfangen, aber dann kam ein anderer - ich glaube der Chef - und hat mir mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Super nett, super engagiert, und super kompetent, soweit ich als Laie das beurteilen kann. Laie bin ich nämlich, das vorweg.
Klang
Ich finde das Klangbild des Kopfhörers angenehm. Ich konnte einen detailreichen Klang, aber keine unangenehmen Höhen feststellen, wie man sie wohl öfters bei Beyerdynamic antrifft. Der Bass war wie erwartet deutlich, aber nicht matschig. Ich fand nicht das Stimmen untergehen, die Mitten sollten also nicht von der Badewanne verdeckt werden. Nach dem, was ich über den DT 770 Pro gelesen habe, ziehe ich den Schluss, dass man beim DT 1770 Pro die Badewanne etwas abgeflacht, oder zumindest die Höhen entschärft hat. Wenn Klangereignisse an einem ungewöhnlichen Ort stattfanden konnte ich sie dort auch verorten, also ich schätze mal die Bühne ist nicht ungewöhnlich schlecht. Eine besonders gute Bühne kann ich ihm nur nicht attestieren, weil bei meinen mitgebrachten Musikstücken die Ortbarkeit nicht im Fokus stand.
Einerseits um eine Kaufentscheidung zu finden, andererseits weil ich kurz auf den DT 1770 Pro warten musste, habe ich auch andere Kopfhörer gehört. Im Vergleich zum T1 würde ich den DT 1770 Pro als "schwer" bezeichnen. Wo der DT 1770 Pro Fans von gutem, aber eben nicht übermäßigem, Bass überzeugt, dürfte der T1 mit seinem Schwerpunkt auf den Höhen Fans von glasklaren Details überzeugen. Der T1 klingt im Vergleich "leicht". Leicht und schwer wird beim Absatz über den Tragekomfort übrigens auch noch ein Thema sein ...
Ganz kurz habe ich auch den Sennheiser HD700 gehört, da würde ich einfach mal ähnliches wie beim T1 attestieren. Dass soll nicht heißen, dass ich glaube, dass T1 und HD700 gleich klingen, aber ich hatte ihn halt nur für einen Moment auf.
Schließlich habe ich auch noch die Oppo PM-2 und PM-3 gehört. Ich empfand den PM-3 als warm, aber auch etwas schwächer im Bass. Also ich denke beim PM-3 sind die Mitten etwas stärker. Der PM-2 war eigentlich relativ ähnlich, auch warm und sonst recht ausgeglichen. Er war aber luftiger als der PM-3 und der DT 1770 Pro, die Bühne dürfte größer sein.
Komfort
Der Tragekomfort war leider nicht 100% mein Fall. Im Moment nutze ich ein leichtes, halboffenes Headset mit Velourspolstern, das ich den ganzen Tag auf dem Kopf haben kann ohne es als störend zu empfinden Es handelt sich um das Sennheiser PC 360. Ich weiß, darüber können Audiophile nur müde lächeln, aber wie ihr seht ist der Wille zur klanglichen Verbesserung ja da.
Der geschlossene DT-1770 kam mir im Vergleich jedenfalls schwer vor und hat meine Ohren aufgeheizt. Sie wurden nicht glühend heiß, ich glaube für einen geschlossenen Kopfhörer heizt er sogar recht wenig, aber zusammen mit dem höheren Gewicht hat das genügt, dass ich den Kopfhörer zwar nie direkt unangenehmen fand, aber auch nicht hätte vergessen können ihn auf dem Kopf zu haben. Die Velourspolster haben meine Ohren etwas weniger erwärmt und waren für meinen Geschmack angenehmer, die Kunstlederpolster hingegen könnten durch ihre stärkere Isolierung den Bass leicht verstärkt haben, da bin ich mir aber nicht ganz sicher. Ich glaube die meisten Kopfhörer mit denen ich ihn verglichen habe wiegen ungefähr gleich viel, trotzdem fühlten sie sich subjektiv leichter an. Die offenen Kopfhörer haben mich in Sachen Tragekomfort an meine jetzigen erinnert, sie drückten nicht und fühlten sich leicht und luftig an. Auch den geschlossenen Oppo PM-3 fand ich etwas angenehmer als den DT 1770 Pro, er fühlte sich leichter an und die Polster waren weicher oder der Anpressdruck geringer. Ich glaube die drei offenen fand ich im Tragekomfort alle angenehmer, wobei mir klanglich der Oppo PM-2 am besten gefiel. Bei den Oppo muss man jedoch auf die kleinen Polster hinweisen. Meine Ohren sind klein und finden in ihnen Platz, sollten jedoch die Polster aufs Ohr drücken könnte sich der Komforteindruck gänzlich verändern.
Ich will den geschlossenen DT 1770 Pro nicht direkt als unbequem darstellen, dass ist er nicht. Da ich aber von einem halboffenen Headset komme und ihn am PC nutzen werde, was bei mir teils viele Stunden ohne Pause auf dem Kopf bedeutet, bin wohl ziemlich pingelig.
Fazit
Für einen Kauf hat es leider nicht ganz gereicht. Nun wo ich wieder zu Hause angekommen bin und das PC 360 auf dem Kopf habe merke ich, dass der DT 1770 schon besser klingt. Detailreicher, voluminöser, druckvoller - also praktisch an allen Fronten ein Fortschritt für mich. Er hat mich aber nicht so "geflasht", dass ich ihn mir trotz letzter Zweifel am Tragekomfort gekauft hätte. Ich werde wohl nächste Woche noch mal hingehen und mich mehr den beiden Oppos widmen, daneben soll der DT 1770 Pro aber auf jeden Fall noch eine Chance bekommen. Vielleicht ist das auch einfach eine Gewöhnungssache.