Also bei uns wird keiner gezwungen, ich sage den Kollegen wenn die hier ankommen neu, so läuft das auf dieser Dienststelle. Wir haben in der Nachtschicht gute 5 Stunden Arbeitsbereitschaft, da kann man fernsehen, wir haben einen Fernseher in der Wache, eine kleine Küche, ich habe da schon Gänsebraten zu Weihnachten gemacht, man überanstrengt sich da nicht.
Die Tagschichten sind anstrengend, jede Menge Verkehr, Publikum, Kontrollen, daher macht jeder max. 2 Tagschichten hintereinander Mo. - Fr., Samstag und Sonntag und Feiertag ist Tag wie Nachtschicht. Nichts, sehr entspannt.
Ich habe einen Kollegen der hat mittlerweile 105 Urlaubstage gut, nicht weil er keinen bekommen könnte, sondern weil er keinen will.
Ich muß den immer beknien wenigstens zu sehen unter 100 Tagen zu bleiben. Ich kann ihn nicht zwangsweise in den Urlaub schicken.
Ich fühle mich da sehr wohl, die Arbeit ist tags fordernd, nachts wie Ferien, nur nicht so öde wie Urlaub.
Ich habe mal einen Handwerksberuf gelernt, darauf hatte ich überhaupt keine Lust. So 1975 bis 1978, Gesellenprüfung bestanden und nie wieder in dem Job gearbeitet.
Bin dann für ein paar Jahre zur Bundeswehr gegangen, um aus dem Job rauszukommen und mir was neues zu überlegen.
Bundeswehr war gut, nach 2 Jahren war ich Wochenend Wachkönig, Bereitschaftskönig, dann gab es eine Anweisung, ich darf die nächsten 6 Monate keinen Wochenenddienst mehr machen. Ich hatte zuviel Wochenenden, 3 - 4 im Monat, alles freiwillig, keine Strafen.
Dafür wurde man extra bezahlt, Dienst zu ungünstigen Zeiten nannte sich das. Wurde alle 3 Monate überwiesen, nachdem die mich so eingebremst haben, hatte ich da auch keine Lust mehr und bin nach 4 Jahren gegangen. Krieg war ja auch keiner.
Dann wollte ich zur französischen Legion, bin nach meiner Bundeswehr Entlassung 1982 so ein oder zwei Wochen rumgehangen, Geld gab es ja reichlich als Abfindung von der Bundeswehr. Einmalzahlung und dann noch 6 Monate lang 75% vom letzten Bruttogehalt netto als monatliche Zahlung jeden 1.
Dann bin ich nach Aubagne gefahren, zum Rekrutierungsbüro.
Nach 2,5 Tagen war der Versuch beendet, medizinische Gründe Ablehnung. Zu hoher Blutdruck. Okay wieder zurück, als LKW Fahrer angeheuert, Werksnahverkehr in meinem Heimatort. Nicht sonderlich gut bezahlt, ziemlich öder Job. Kein Interesse dran.
Dann mal in ein paar Fabriken versucht, die einzige wo man mit Geld überschüttet wurde, eine 24/7 365 Tage Zellstofffabrik, immer gearbeitet. Feiertage Nachtschicht brachte da 1988 275% steuerfreie Zulage. Da habe ich nur mit den Osterfeiertagen soviel verdient wie als LKW Fahrer Werksnahverkehr.
Stunden soviel man wollte, war Springer in 8 Produktionsbereichen, irgendwo fehlte immer jemand. Telefon klingelt, rein ins Auto und ab gehts.
Gute Zeit aber August 1990 war die Firma pleite, Dezember 1990 habe ich in einem Just in Time Lager für VW Baunatal der Peine Salzgitter Stahl AG angefangen. Kranführerschein 100to Brückenkrane gemacht, Stapler unbegrenztes Gewicht, alles auf Kosten der Peine Salzgitter.
War aber schlecht bezahlt, 40 km einfacher Arbeitsweg, mein Daimler 280 E hatte viel Durst.
In 1993 war bei VW Kurzarbeit, bei uns damit auch, dann mußte aus jeder Schicht einer gehen, Junggesellen vor. In meiner waren es 2 Junggesellen, ich 34 Jahre und ein Kollege mit 54 Jahren.
Ich war der glückliche der gehen durfte, egal. So reizvoll war das nicht.
Ich habe von denen als freiwillige Leistung noch 3 Monate Lohn nach letztem Verdienst erhalten, also bis 31.12.1993.
Ab Januar 94 habe ich dann im Wachdienst angeheuert, mit 25 Nächten a 8 Stunden je Monat, Stundenlohn 10,67 DM + 2,50 DM je Stunde Nachtschichtzulage, war mir aber zuwenig. Das war der Tiefpunkt der finanziellen Angebote.
Da die Firma mich aber am 23. 12. zum Vorstellungsgespräch eingeladen hat, für einen anspruchsvollen Job der im Januar startet, war mir klar, die sind im Druck. Die haben nichts.
Senior und Juniorchef da, etwas Geplauder, Senior über 70, fragt Hat er gedient? Antwort. Hat er, kann auch rechnen.
Das Angebot nehme ich nicht, 200 Stunden, 2250 DM netto ist untere Grenze. Jeden Monat.
Wollten beratungszeit, bin ich wieder gefahren. Am 24.12. um 11 Uhr Telefon, angenommen zu meinen Bedingungen. Vertrag am Nachmittag, alles soweit gut.
Tja und da bin ich immer noch. Das sollte eigentlich nur bis 6 Monate gehen, so aus meiner Sicht.
Aber so leicht habe ich noch nie zuvor Geld verdient, wenn auch nicht viel. 6 km zur Dienststelle, alles prächtig. Da schadete auch der 280E nichts mehr.
Der Wachdienstjob ist wenn man jünger ist eher eine Sackgasse.
Wenn man älter ist, ab 40 oder so dann ist das eigentlich perfekt. Die einzige Möglichkeit wo es noch einen Job gibt. Es gibt allerdings auch richtig miese Jobs im wachdienst, da läuft man die ganze Schicht, Treppe hoch, Treppe runter. Da sind 7 - 8 Stunden die nur mit Treppen steigen verbracht werden.
Muß man sich genau ansehen, was es ist und was man machen soll.
Auf jeden Fall lernt man da interessante Kollegen kennen, ich hatte schon einen Assistenzarzt ohne Job, wir haben einen fertig studierten Rechtsanwalt, nicht im Büro, sondern im Wachdienst als ganz normaler Wachmann.
Jeden Tag was neues mehr oder weniger interessantes, auch stark abhängig vom Einsatzort.
Ich möchte mittlerweile auch nichts anderes mehr, zumal ich hier auch nicht in Rente gehen muß.
Meine Rente wird nach derzeitigem vorläufigen Bescheid, mit 66, 3 Jahren fällig, ich bin berufstätig jetzt 43,9 Jahre, mit Renteneintritt bin ich etwas über 50 Jahre berufstätig, Rente wird voraussichtlich knapp 790 Euro betragen. Nach Rentenbescheid, immer nur knapp verdient, die paar guten Jobs mit richtig viel Geld waren steuerfreie Zulagen.
Bei uns werden auch Leute über 70 Jahre eingesetzt, im Pförtnerdienst. Da kann man dann wenigstens ein einigermaßen würdiges warten auf den Tod finanzieren. Bei uns sterben die Leute im Kampfeinsatz.
Müssen natürlich noch geistig und körperlich fit sein, Olympia Leistungen verlangt niemand. Türen machen die alten nirgends.
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Müssen auch keinen Kampfsport mehr machen, ich mache freiwillig noch hin und wieder Krav Maga. Dient der Eigensicherung und hält beweglich.
Waffenträger werden bei uns etwas besser bezahlt, macht aber auch Arbeit. Pflichtschießen alle 3 Monate, Punktzahl vorgegeben und Pflicht. Wer es nicht schafft, hat noch einen Versuch innerhalb eines Monats, danach ist er aus dem bewaffneten Dienst raus.
Dazu kommt die Anreise zum Prüfungsort, 300 km in der Freizeit.
Alle 3 Monate Chance auf Jobverlust.
Brauche ich nicht, kein Interesse.