Einer der wenigen Nachteile in meiner Firma ist, dass es keine individuellen Lohnerhöhungen gibt.
Man muss sich sozusagen beim Einstellungsgespräch so teuer wie möglich verkaufen, denn danach gibt es nur noch die Lohnerhöhungen, welche die Firma jährlich ansetzt.
Natürlich ist es nicht schlecht, dass wir im Schnitt 5% mehr Lohn pro Jahr bekommen, aber am meisten profitieren eben jene davon, die nicht wirklich was reißen, und dennoch dafür belohnt werden.
Mal ein Beispiel für unkollegiales Verhalten:
Wir haben eine Schweißanlage, welche Kisten für die weiteren Produktionsschritte fertigt.
Diese Anlage wird seit letzter Woche umgebaut, der Umbau geht noch bis nächste Woche.
Die Anlagenbediener und die Schweißer mussten also nun für diese Zeit in die normale Fertigung wechseln, und was soll ich sagen, auf einen Schlag sind 6 Leute krank, weil sie darauf keinen Bock haben.
Das sind auch immer dieselben, die, wenn etwas nicht passt, mal eben eine Woche, oder gerne auch zwei daheim bleiben.
Kommt jetzt die Lohnrunde, bekommen eben diese genau dasselbe wie ich zb. und das frustriert teilweise schon.
Ich muss ganz ehrlich zugeben, dass ich meine Arbeitsleistung schon ein wenig angepasst habe, ich könnte zum Teil mehr leisten, aber sehe es eben aus oben genannten Gründen nicht ein.
Angeblich soll sich das Lohnsystem ab diesem Jahr ändern, statt wie üblich zb. 5% heißt es dann "bis zu 5%", und es spielen einige Punkte rein, unter anderem Fehlzeiten, ich bin sehr gespannt, wie das am Ende umgesetzt wird.
Was ich in einem Betrieb, der wie meiner Industriell fertigt, am schwierigsten finde:
Die sog. "Teilprozessverantwortlichen" haben vom ganzen Ablauf keine Ahnung, und das merkt man eben, und wirkt sich negativ auf die Mitarbeiter aus.
Früher war es noch so, dass Mitarbeiter die lange im Betrieb gearbeitet haben, und durch Leistung geglänzt haben, die Möglichkeit bekamen, TPV zu werden, dass hat sich nun aber leider geändert.
Der neuste TPV ist zarte 24, frisch von der Meisterschule, und soll nun ein internationales Team mit einem Altersdurchschnitt von beinahe 40 Jahren "anführen" - das kann ja nur in die Hose gehen, da sind viele länger im Betrieb, als der junge Bursche alt ist.
Vor 2 Jahren ist unser Bester Chef in den Ruhestand gegangen, der Mann war noch Top, eines seiner Credos war: "Hier soll niemand schwitzen und erschöpft nach Hause gehen", sein Ersatz kommt aus der Automobilbranche, und seit dem geht es stets nur in eine Richtung: Produktion, Produktion und Produktion...