Dann mal zurück zum eigentlichen Thema.
Ich habe jetzt nach ca. 4 Wochen Arbeit eine Studie von einem neuen Kollegen komplett neu geschrieben. Man muss dazu noch den Rahmen etwas erläutern um den Umfang besser verstehen zu können. Der Kollege kommt aus Indien. Er spricht sehr gutes englisch aber er schreibt wie der letzte Honk. Ich meine das auch nicht böse ihm gegenüber, aber es ist schon komisch dass jemand so gut spricht aber so kacke schreibt (und das sagte nicht nur ich).
Sein Thema:
Er analysiert wie bestimmte Dynamiken des Gehirns Sprache enkodieren, d.h. grob gesagt wie schafft das Gehirn durch seine Dynamiken einzelne Wörter und Sätze aufzunehmen und in Bezug zu setzen sodass wir am Ende Sprache auch in einem Kontext hören und verstehen.
Dafür haben die Probanden während des fMRI scans Filmausschnitte von modernen Hollywoodfilmen geschaut. D.h. die liegen im Scanner, haben Kopfhöhrer im Ohr und schauen den Film durch Goggles direkt vor ihren Augen.
Ich habe für ihn die komplette Gehirnseite analysiert da er das noch nicht kann (ist sein erstes Paper). Er hat wiederum die Sprache der Filmausschnitte mit Python und anderen Tools analysiert. Die einzelnen Analyseschritte unterscheiden sich zwischen den Gehirn- und Filmdaten zwar, aber wir haben es so analyisert dass wir sowohl im Gehirn als auch für die Sprache der Schauspieler des Films am Ende auf die gleichungen Messungen kommen. Dabei wiederholen wir die Messungen sowohl in den Daten der Gehirnaktivität als auch in den Filmdaten über die Zeit hinweg (also immer wieder in kurzen Zeitfenstern). Damit können wir also sehen wie sich eine Messung sowohl im Gehirn als auch zeitlich exakt überlappend im Film über die Zeit hinweg verändert.
D.h. wir können nacher quantitativ den Messwert zwischen Gehirn und Film korrelieren um zu zeigen dass die Dynamik des Gehirns (z.B. in Region X und Y) mit der des Films überlappt. Natürlich führen wir auch weitere Messungen durch, z.B. dass das Gehirn dem Messwert im Film leicht zeitlich versetzt folgt, ihn also trackt (da es sich ja an die Umwelt anpassen muss) und Information von der Sprache z.B. zu frühen auditorischen Arealen übertragen wird (das geht z.B. via Transfer Entropy:
https://en.wikipedia.org/wiki/Transfer_entropy)
Kurzum: er hat also "nur" die Filmdaten analysiert ("nur" da dass natürlich auch viel arbeit und sehr kompliziert ist), aber den Großteil seiner Studie habe letztendlich ich für ihn gemacht.
Fazit:
Solange ich so eine Aufgabe nicht per Befehl von oben machen muss werde ich sowas nicht nochmal machen. Ich arbeite nicht mit Sprache, ich kenne mich in dem Bereich bis auf ein paar Grundlagen nicht aus. Allein um die Einführung des Artikels zu schreiben musste ich erstmal lange lesen um überhaupt mehr Hintergründe zum Thema Sprache, Semantik, etc. zu verstehen.
Er bleibt natürlich Erstautor, d.h. er ist die erste Person in der Autorenliste der Studie (üblicherweise die Person die am meisten gemacht hat). Habs zwar für ihn auch gerne gemacht da er nen netter Typ ist, aber der Aufwand war übel und ich habe mehrere Nächte in den Wochen durchgearbeitet, man erinnere sich an meine 2, 3 oder 4 Uhr morgens "Kaffeeicon" posts im LTDW.