Bei den momentanen Entwicklungen des sozialen (Un)Gleichgewichts muss man sich ernsthaft fragen, wie lange noch. So wie du schreibst scheinst du in einer sehr schönen Gegend zu leben wohin man, das nötige Kleingeld vorausgesetzt, vor der Realität flüchten kann. Über das Leben der Unterschicht weißt du, und das entnehme ich deinen aussagen - überhaupt nichts.
Die Gegend nennt sich Stuttgart Stadtmitte 15m² 250€.
Nichts anderes als Cherry-Picking tust du, u.a. mit dem Argument du musstest in deiner Kindheit nicht auf dem Feld arbeiten. Ich kann dir dazu als Gegenargument bringen, dass es für Kinder weitaus schönere Kulturen/Länder zum aufwachsen gibt als die deutsche Leitkultur. Und man darf nicht vergessen warum in gewissen Ländern Kinder auf den Feldern helfen müssen und wer dafür verantwortlich ist.
Wenn wir 100 Jahre zurückblicken, musste ein großer Teil zwangsweise auf dem Feld arbeiten. Meine Oma musste jeden Samstagmorgen um 6 Uhr 10km in die Stadt laufen und ein Schwein verkaufen (kein Einzelfall). Unsere Generation schläft bis um 10, geht in den Fußballverein, spielt Videospiele und hat ein schönes Leben. Dabei geht es mir nicht um die deutsche Leitkultur an sich, es geht um Freiheit.
Natürlich spricht nichts gegen Sozialhilfe, aber nicht so wie sie momentan stattfindet (Menschenrechtswidrig).
Der Anreiz (monetäre Differenz von ALG2 zu Niedriglohn) ist zu gering und deshalb müssen die Löhne steigen.
Wenn die Sozialhilfe gesenkt wird, dann könnten Leute mit deiner offensichtlichen Einstellung und dem zugehörigen Vermögen Schwierigkeiten bekommen das Haus zu verlassen. Das ist eine ganz normale, für mich verständliche Entwicklung, die Ursachen hat. Möchtest du dann auch Mauer und Stacheldraht um deine Villa ziehen, wie die Oberschicht in den von dir zitierten kaputtgewirtschafteten Ländern?
Ich bin der Meinung, dass die Ursache viel tiefer steckt, nämlich in der Meinung, dass ich niemals etwas erreichen kann, wenn ich nicht aus einer reichen Familie komme.
Wenn Eltern ihren Kindern diese Einstellung vorleben, indem sie jammern und sich ja so unfair behandelt fühlen, liegt es nahe, dass die Kinder dementsprechend auch so denken und handeln.
Wenn ich so sozialisiert werde, dass ich meine, dass das Außen (Politik, Reiche) eine gemeine Bande ist, die mich nur versklavt und ich eh keine Chance habe, etwas zu erreichen, dann ist es nicht verwunderlich, dass ich stereotypische Gedanken erweitere und einen Hass gegen die "Elite" schüre und Neid entwickle.
Man sollte den Menschen, die bildungsfern sind, Bildung nahebringen.
Durch Förderung, Empathie und mehr Nächstenliebe.
Wenn ich bei meinen Nachhilfeschülern Sätze wie "Ich kann Fach X eben nicht, darin bin ich nicht begabt" höre, frage ich mich, woher sie diese grundlegende Einstellung überhaupt haben.
Wenn sie dann mit meiner Hilfe auf einmal gute Noten schreiben und registrieren, dass Können etwas mit positiver Grundeinstellung und Fleiß zu tun hat und nicht mit Geld, wenn dieser Virus von wegen "Ich kann das eh nicht" beseitigt ist, geht es bergauf.
Entweder im Jammertal bleiben oder sich den Arsch aufreißen und etwas aus sich machen. Jeder hat die Wahl.
Die Person und ihre These stehen in den meisten Fällen in direktem Zusammenhang. An ihrer These erkenne ich das Wesen der Person und vice versa. Deshalb ist der Theoretiker als solches bei der Bewertung seiner Theorie schon wichtig.
Wenn jemand deine Thesen vertreten würde und diese mit eigenen Erfahrungen, Sachkenntnis und schlagkräftigen Argumenten untermauern könnte, wäre ich demgegenüber positiver eingestellt. Wenn derjenige jedoch schätzungsweise Hände hat wie ein Pfarrer und um seine Thesen zu stützen anfängt von erbärmlichen Bedingungen in dritte Welt Ländern zu faseln (an denen wir übrigens erhebliche Mitschuld tragen falls es in der ruhigen Lage an dir vorbei gegangen sein sollte), dann lässt mich das an seinem Fachwissen zweifeln. Was übrig bleibt ist das typische Gefasel aus dem gelben Wählerlager.
Vielleicht liegt da der Fehler.
Der Theoretiker darf niemals für die Bewertung der Theorie herhalten.
Klar: Peter ist ein Gelber. Ich mag Gelbe nicht. Dadurch kann ich sagen, dass Peters Theorie, ohne sie überhaupt gelesen zu haben, per se schlecht ist.