[HWLUXX] ...am Puls der Zeit! [3]

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Ich sehe da ein paar Zitate (nicht aus Partei- oder Wahlprogrammen), die in reichlich Interpretation und Polemik eingebettet sind. Habe ich irgendetwas ueberlesen?

Und selbst wenn - macht dies das von "harzer_knaller" verlinkte Geschreibsel, das nach einem DKP-Flyer aus den 80ern klingt, richtiger?

Ist es zu beanstanden, wenn von den Nutzniessern des Sozialstaates verlangt wird, dass sie -im Rahmen ihre Moeglichkeiten- an diesem auch gebend und nicht nur nehmend partizipieren? Ist es zu beanstanden, wenn ein Transferleistungsempfaenger den Spielplatz saeubert, auf dem das Kind eines alleinerziehenden zweifachen Elternteils spielt, waehrend das Elternteil arbeitet - und so die Transferleistung ueberhaupt erst ermoeglicht?

Kann es nicht -rein theoretisch- sein, dass der Konstruktionsfehler unseres Sozialstaates darin besteht, Unsozialverhalten der Einen als unabaenderlich hinzunehmen, aber gleichzeitig Sozialverhalten den Anderen aufzuzwingen? Es ist zwar sehr en vogue, ueber die Scherenbewegung zwischen kleiner werdender Mitte und Reichen zu wehklagen - aber was ist mit der ebenfalls vorhandenen Scherenbewegung zwischen einem Teil der Bevoelkerung, der Geld ohne Gegenleistung erhaelt und einem Teil der Bevoelkerung, der dieses Geld erarbeitet? Wie lange kann das gutgehen?
 
Notwendig waere es gerade jetzt, einen gesetzlichen Mindestlohn einzufuehren, der sich an Frankreich (zurzeit 8,82 Euro) oder Luxemburg (zurzeit 11,67 Euro) orientiert, so Lafontaine.


Dumm nur, dass Deutschland auch an z. B. Polen grenzt und sich wirtschaftlich auch mit diesem stellvertretend fuer den osteuropaeischen Wirtschaftsraum messen lassen muss. Der polnische Durchschnittslohn lag 2008 uebrigens bei €510,- (Deutschland: €2.350,-), der polnische Mindestlohn bei ZLT824,-. (Quelle: Eurostat) Alleine Luxemburg als Referenz zu bemuehen zeigt von einer Entruecktheit, die womoeglich behandlungsbeduerftig ist.

Naja...Polen als Beispiel heranzuziehen, macht den Vergleich aber auch nicht akkurater. Nur, weil manche Teile der Gesellschaft in den letzten 10 Jahren einen Aufschwung erlebt haben, ist dieses Land noch nicht mit Deutschland gleichsetzbar. Auch, wenn wir uns mit ihm in wirtschaftlicher Hinsicht zunehmend messen müssen. Das müssen wir mit China ja auch. Und trotzdem bekommt der Bauarbeiter hier einen angemessenen Lohn anstatt die Möglichkeit, sich beim nächsten Hochhausbau umzubringen. Heißt konkret, dass Polen immer noch zu den Ländern gehört, wo überdurchschnittlich viel Armut herrscht und soziale Gefälle amerikanische Verhältnisse haben. Frankreich dürfte als Richtwert geeignet sein.
 
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Ist es zu beanstanden, wenn von den Nutzniessern des Sozialstaates verlangt wird, dass sie -im Rahmen ihre Moeglichkeiten- an diesem auch gebend und nicht nur nehmend partizipieren? Ist es zu beanstanden, wenn ein Transferleistungsempfaenger den Spielplatz saeubert, auf dem das Kind eines alleinerziehenden zweifachen Elternteils spielt, waehrend das Elternteil arbeitet - und so die Transferleistung ueberhaupt erst ermoeglicht?
Du übersiehst da etwas. Angenommen, es gibt bereits jemanden, der genau das für einen Hungerlohn macht. Arbeitszwang für H4ler wird eingeführt und derjenige, der vorher den Spielplatz gesäubert hat, wird gefeuert und durch einen H4-Empfänger ersetzt, weil billiger. Dann arbeitet der H4ler, tut jetzt was für sein Geld, sein Vorgänger ist nun aber auch arbeitslos.

Wenn H4-Empfänger also in der Wirtschaft eingesetzt werden und sie bestehende Jobs ersetzen oder die Gehälter anderer Mitarbeiter dadurch schrumpfen, werden noch mehr Arbeitslose oder Geringverdiener geschaffen.

Wären die Schaffung von Jobs durch den Staat, Vereine, Sozialverbände, usw. gemeint, dann kann man nur antworten: Gibt es schon lange, nennt sich ABM.

Mit deiner Stammtischmeinung "Wenn ich die Schmarotzer schon durch meine Steuern bezahle, dann sollen sie auch was für das Geld tun" schafft man keine neuen Arbeitsplätze.
 
Ich hab hier mal ein paar Beiträge entsorgt.
Eine Diskussionsgrundlage war das jedenfalls nicht...nicht so!
 
Es werden zuviele Diskussionsthemen an einem Thread durchgeführt. Ich bin der Meinung, man solle sie auftrennen.

MFG
 
Was haltet ihr von den neusten Vorschlag von unserem Verteidigunsminister, dass die Bw auch bei Geiselnahmen im In- und Ausland eingreifen dürfen soll. Dafür wäre eine Grundgesetzänderung nötig.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,641331,00.html

Halte ich für keine gute Idee. Dafür gibts extra Einheiten wie die GSG9, die auch wenn nötig innerhalb kurzer Zeit an den Zielort gebracht werden kann.
Die Bw hat andere Aufgaben.
 
bundeswehr darf inlands nicht aktiv werden, nur im ausnahmezufall, beispielsweise überschwemmung oder terrorismus
 
Was haltet ihr von den neusten Vorschlag von unserem Verteidigunsminister, dass die Bw auch bei Geiselnahmen im In- und Ausland eingreifen dürfen soll. Dafür wäre eine Grundgesetzänderung nötig.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,641331,00.html

Halte ich für keine gute Idee. Dafür gibts extra Einheiten wie die GSG9, die auch wenn nötig innerhalb kurzer Zeit an den Zielort gebracht werden kann.
Die Bw hat andere Aufgaben.
Und noch dazu sind GSG9 und Co viel besser für solche Szenarien ausgebildet als die BW.
 
Was haltet ihr von den neusten Vorschlag von unserem Verteidigunsminister, dass die Bw auch bei Geiselnahmen im In- und Ausland eingreifen dürfen soll. Dafür wäre eine Grundgesetzänderung nötig.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,641331,00.html

Halte ich für keine gute Idee. Dafür gibts extra Einheiten wie die GSG9, die auch wenn nötig innerhalb kurzer Zeit an den Zielort gebracht werden kann.
Die Bw hat andere Aufgaben.
Gestern wurde irgendwo (ich glaube Tagesschau, aber weiß nicht mehr genau, wenn es von Interesse ist findet sich sicher eine Quelle) gesagt, dass im konkreten Fall der Hansa Stavanger, die ja jetzt als Anlass genommen wird, das Bundeswehrmandat einen Einsatz der Bundeswehr (also zum Beispiel vom KSK, ich glaube kein vernunftbegabter Befehlshaber würde da normale Soldaten zur Geiselbefreiung schicken) abdeckt, weshalb der Vorschlag wohl nur auf eine günstige Gelegenheit losgelassen wurde, vielleicht wurde Jung von unserem Grundgesetzfreund auf Rädern animiert.
 
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Ich zitiere mal ein paar Sätze aus dem heise-Artikel zum Bw-Einsatz:

Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) hat die Forderung von Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) scharf kritisiert, zur Bekämpfung von Piraten das Grundgesetz zu ändern und die Bundeswehr für polizeiliche Aufgaben im In- und Ausland einzusetzen.
---
Unionsfraktionsvize Wolfgang Bosbach unterstützte Jung dagegen. Die Bundeswehr habe bei der Piratenjagd keine eigene Kompetenz, monierte er im ZDF-Morgenmagazin.
---
Die Union plädiert seit Jahren dafür, Armeekräfte auch für die Aufrechterhaltung der Inneren Sicherheit einzusetzen.
Denkt mal über den Zusammenhang der markierten Stellen nach. ;)

Klarmachen zum Ändern!
 
Pass ma auf, demnächst kreuzen Piraten auf dem Steihunder Meer und dem Bodensee :fresse:
 
Problematisch.

Zur Diskussion kann ich sonst nichts Neues beitragen, weil der Artikel alle wichtigen Punkte enthält:
- Paid Content muss zugänglich, d.h. die entsprechenden Bezahlsystem müssen so simpel wie der Mausklick auf einen Link sein. Hier könnte man dann weiter hinterfragen, ob ein sehr simpel zu bedienendes Bezahlsystem nicht auch große Sicherheitsrisiken birgt...
- Seiten, die nur Paid Content anbieten können nicht überleben - es wird immer Konkurrenten geben die ein ähnliches Angebot zumindest teilweise kostenfrei anbieten
- Gut und damit aufwändig recherchierte Artikel können berechtigter Weise als Paid Content vermarktet werden, wobei letztlich dort wieder Punkt 1 im Hintergrund sitzt
 
Auch rechtliche Hürden stehen für die Verleger im Weg. Denn bisher gibt es keine Gesetzesgrundlage (ich will jetzt hier nicht den ganzen Absatz zitieren) für den "Schutz des geistigen Eigentums" gemeinsam stark gemacht.
Macht euch das mal klar. Weil Google also Links zu Artikeln auf den Seiten der Medienkonzerne sammelt, wollen sie Google dafür zur Kasse bitten und zwar mit einem abgeändeten Urheberrecht, was sie vorher in Berlin bestellt haben. Was passiert dann, wenn ich irgendwo in einem Forum ein-zwei Sätze aus einem Artikel zitiere und einen Link zu dem Artikel poste? Ist doch genau die selbe Handlung. Wollen die mich dann auch zur Kasse bitten? Die angestrebte "Reform" des Uhrheberrechts benachteiligt imho die Journalisten, weil der Konzern nunmehr als Uhrheber angesehen wird und nicht der Journalist.

Abgesehen davon, dass ich auf die ach so "teueren Recherchen, aufwendigen Reportagen und Exklusivinformationen" aus den Medien des Axel Springer Verlages und Konsorten bestens verzichten kann (und hoffentlich werden es noch weitere Leute tun, wenn es online Geld kostet, sich das anzusehen), glaube ich kaum, dass diese Strategie von Erfolg gekrönt sein wird. Entweder werden die Artikel dann mit einem Account kopiert und frei zugänglich gemacht oder die Leute weichen auf andere, bisher weitgehend unbekannte, aber dann weiterhin kostenfreie Angebote im Netz aus, die evtl. sogar eine differenziertere Sicht auf die aktuellen Geschehnisse bieten als die (noch) etablierten Medienkonzerne dies mit ihren Produkten tun, in denen ja über einige Dinge gar nicht berichtet wird oder vermischt mit einer bestimmten Meinung (Stichwörter: Kampangenjournalismus, Meinungsmache, asymmetrische Berichterstattung).
 
@ el-sahef

Das hast du sehr gut zusammengefast.

Aus meiner Sicht schneiden sich die großen, wie Bertelsmann oder Springer ins eigene Fleisch.
Bevor ich mir einen Artikel kaufe, suche ich lieber im i-net nach einer kostenlosen Möglichkeit an die Infos heranzukommen, werden sich wohl die meisten Leser denken.

Bleibt nur zu hoffen, daß dann immer mehr Leute (bzw. Wähler) auf Nachrichtenseiten zugreifen, die unabhängig von den großen sind und politisch nicht ganz korrekt, beide Seiten der Medalie betrachten.

Stichwort: KiPo und Internet-Zensur.
 
Zuletzt bearbeitet:
El-Sahef, du sprichst das Problem an: eine solche Änderung würde zu einer massiven Abwanderung vom Qualitätsjournalismus (und damit meine ich nicht bild.de oder irgendwelche Nachrichten-Sammelportale) hin zu Blogs und Meinungsportalen führen. Und da tummelt sich oft gefährlich viel Halbwissen. Gerade, weil dort oft unter dem Deckmantel der angeblichen Unabhängigkeit und Ausgewogenheit im Endeffekt nur eine Seite der Medaille betrachtet wird.

Wer mal auf Konzeptblogs wie PI und Konsorten gewesen ist, wird wissen, wovon ich rede.
 
Weil Google also Links zu Artikeln auf den Seiten der Medienkonzerne sammelt, wollen sie Google dafür zur Kasse bitten und zwar mit einem abgeändeten Urheberrecht, was sie vorher in Berlin bestellt haben.
Tja die Verlage machen genau denselben Fehler wie die MI. Statt offener für neue Konzepte zu werden und sich über jeden durch Google gewonnen Leser zu freuen, wird die DRM-Keule ausgepackt und dann die Hand zum Löhnen aufgehalten, in der Hoffnung, dass der Leser so dämlich ist und da mitspielt. Da die Verlage, die sich aufregen, offensichtlich nichtmal die robots.txt Datei kennen um die Aufnahme bei Google zu unterbinden, zeigt, dass dort in den Chefetagen wie im Bundestag die gleiche technikfeindliche Generation sitzt.

Was passiert dann, wenn ich irgendwo in einem Forum ein-zwei Sätze aus einem Artikel zitiere und einen Link zu dem Artikel poste? Ist doch genau die selbe Handlung. Wollen die mich dann auch zur Kasse bitten?
Wenn der Text aus einem kostenpflichtigen Artikel zitiert wurde, werden sie das sicher so haben wollen.

Autsch.

Zum Schluß noch ein bisschen Realsatire zur allgemeinen Belustigung:
CDU TV-Fragebogen: Ursula von der Leyen
http://www.youtube.com/watch?v=enkLT4CFWvs
 
:lol: Scheisse, wie genial ist das denn?

Ich habe mir gerade diese Intensivbefragung bei der Illner im ZDF angeguckt. Trotz der eigentlich bissigen Fragen und teilweise schon hämisch anmutenden Einspieler haben die SPDler ne gute Figur abgegeben. Münte sowieso - Sauerländer eben. :d Und obwohl die junge Juso-Sprecherin ab und zu ein paar Wortschwierigkeiten hatte :-)fresse:), war sie doch sympathischer als die aalglatte Yuppie-Unterstützung, die Guido letzte Woche bei der FDP-Befragung mit ins Studio gebracht hat. Sowieso waren dort die Fragen ein reinstes Geschmeichel und Gebieder.

Die Dienstwagenaffäre war natürlich auch wieder neckisches Randthema. Typisch Sommerloch eben. Aber natürlich ein gefundenes Fressen für all diejenigen, die sowieso nie SPD wählen würden aber jetzt den Enttäuschten spielen, der ja eigentlich mit der SPD geliebäugelt hätte, jetzt aber so maßlos schockiert sei, dass er Abstand nehmen würde. Yeah, right. ^^
 
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infinity_dev schrieb:
el-sahef schrieb:
Autsch.
Verdammt! *schäm* Ich habs noch gemerkt, als ich auf "Antworten" geklickt habe, es daraufhin aber nur beim ersten Mal ausgebessert und die zweite Stelle überlesen. Mist elender!

infinity_dev schrieb:
Tja die Verlage machen genau denselben Fehler wie die MI. Statt offener für neue Konzepte zu werden und sich über jeden durch Google gewonnen Leser zu freuen, wird die DRM-Keule ausgepackt und dann die Hand zum Löhnen aufgehalten, in der Hoffnung, dass der Leser so dämlich ist und da mitspielt.
Das Problem liegt glaube ich darin, dass es den Menschen, die diese Konzerne lenken, überhaupt gar nicht mehr um das "Produkt" geht (auch nicht zu einem geringsten Teil), sondern nur noch ums Geld und um nichts anderes. Die Entscheidungsträger haben überhaupt keinen Bezug mehr zum Kunstcharakter eines Musikstücks oder eines Films, sondern nur noch zum Warencharakter. Der Begriff "MedienINDUSTRIE" sagt im Grunde schon alles. Die Musik- und Filmkonzerne müssten im Grunde eine Vermarktung finden, bei der der Kunstcharakter nicht vom Warencharakter dominiert wird und bei der die Quote nicht mehr das alleinige Bewertungskriterium eines Werkes ist. Quote ist nicht gleich Qualität! Nur dann haben sie langfristig eine Chance, zu überleben. Es wird sich nichts ändern, solange die Entscheidungsträger keinen Bezug zum Werk ansich haben.

Bedingt ist diese Situation auch auf die der Medienkonzerne übertragbar. Allerdings spielt hier anstatt dem Kunstcharackter Macht und Beeinflussung eine Rolle neben dem Warencharakter. Solange die Entscheidungsträger keinen Bezug zum Produkt haben und neben dem Geld auch der Aspekt mitschwingt, Qualitätsjournalismus abzuliefern (also ein gutes = qualitativ-fachlich hochwertiges Produkt = sauber recherchiert, mit Quellen, so neutral wie es dem Journalist möglich ist zu verkaufen und nicht mehr nurnoch irgendwas zu verkaufen, hauptsache es verkauft sich bestens und macht den größtmöglichen Gewinn), wird sich nichts ändern.

Sanftleben schrieb:
...Konzeptblogs wie PI...
Gerade mal angesehen. Schon auf der Startseite lächelt einen Geert Wilders an, der im alleinigen Besitz der Wahrheit ist und den man dann natürlich unterstützen soll in seinem einsamen Kampf gegen die alles unterwandernden Islamisten :rolleyes: , natürlich ein Zeichen für absolute Seriösität :shot: .

Sanftleben schrieb:
Gerade, weil dort oft unter dem Deckmantel der angeblichen Unabhängigkeit und Ausgewogenheit im Endeffekt nur eine Seite der Medaille betrachtet wird.
Genau so machen es ja auch die etablierten Medien.
Wenn jetzt ein Teil der Bevölkerung im Internet nun auf völlig andere Darstellungen trifft (zunächst mal egal welche) als die eine, die sie bisher aus den Medien kannten (ich persönlich würde sie als neoliberal bezeichnen), werden einige von ihnen vielleicht einsehen, dass man lieber hinterfragen sollte, was da geschrieben wurde (und von wem, für wen arbeitet der Autor, wer hat etwas von dieser und jener Darstellungsweise, wer hat diese und jene Studie bezahlt, warum hat er sie in Auftrag gegeben, was wollte man mit disem Artikel/dieser Umfrage bezwecken, etc. all dieses Zeug eben) und sie nicht sorglos einfach alles 1 zu 1 übernehmen sollten, wie sie es vorher gewohnt waren, weil sie nicht mit unterschiedlichen Darstellungen in den Medien konfrontiert wurden und daher der Eindruck enstand, es handle sich bei der dargestellten Sichtweise um allgemeinen Konsens oder empirisch bewiesene Fakten (und nicht blos um Meinung). Alleine die Vielfalt an unterschiedlichen Meinungen in Blogs, Foren, Seiten, etc. reicht ja evtl. schon aus um den Leuten überhaupt mal wieder vor Augen zu führen, das im Grunde kein Medium neutral ist (besonders dann nicht, wenn es seine angebliche Neutralität auch noch besonders hervorhebt, z. B. Bild: "unabhängig, überparteilich") und immer versucht wird, eine bestimmte Meinung oder Sichtweise zu propagieren. Alleine dieses Bewusstsein zu schaffen wäre schon ein großer Fortschritt. Auch extremistische Blogs zeigen das vorhandene Meinungsspektrum auf (was nicht heißen soll, dass ich diese unterstütze oder gutheiße). Gerade wenn man zu der Erkenntnis gelangt ist, dass die etablierten Medien einseitig berichten, wird man hoffe ich auch ebenso in der Lage sein, diese Art von Blogs richtig einzuordnen, denn sie bedienen sich im Grunde ähnlicher Techniken (so viele verschiedene Möglichkeiten gibts ja nun auch wieder nicht, den Leser zu beeinflussen ;) ).

Allerdings finde ich, dass der Standpunkt des Autors, des Blogs oder der Seite im Internet deutlicher zu erkennen ist als in den momentan etablierten Medien, die die Meinung, die sie "rüberbringen" oder "sähen" wollen (mir fällt gerade leider kein besseres Wort ein), auf eine ganz besonders unterschwellige und suggestive Art und Weise transportieren, die mir so im Internet bisher noch nicht untergekommen ist, vielleicht auch gerade weil dort bisher vermutlich noch nicht so viele professionelle Journalisten schreiben (die das ja gelernt haben, wie man Meinung unterbringt, ohne das es zu offensichtlich wird).

Dieses PDF (Quelle, dort wird übringends genauso eine bestimmte Sichtweise vertreten, in dem Fall eine linke, somit auch keineswegs neutral) zeigt das finde ich richtig schön, wobei die Vorgehensweise da sogar schon recht offen ist, aber ich behaupte mal, den meißten Leuten fällt das schon garnicht mehr auf (ist für jeden interessant zu lesen; unabhängig davon, wie man zu Gysi/Lafontaine steht). Ich kann auch jedem empfehlen, die ZDF-Sommerinterviews mit den Vertretern von Linke, SPD, CDU und FDP mal im direkten Vergleich bei Youtube anzusehen, da wird der Unterschied richtig deutlich.

Komplett neutrale Berichterstattung wird es aber denke ich nie geben, gerade deshalb ist es wichtig, dass die Leute für Meinungsmache (und zwar für rechts und links) in den Medien sensibler werden, was allerdings nicht einfach ist.
Die Leute, die schon im Vorfeld einen eigene Meinung haben neigen dazu, nur die Medien zu lesen, die diese Meinung auch vertreten und versperren sich so eher den Weg für andere Sichtweisen. Das sehe ich an mir selber, ich lese auch lieber die NachDenkSeiten bzw. die Artikel, die dort verlinkt werden, als die FAZ, obwohl mir die FAZ vielleicht auch neue Horizonte eröffnen würde, aber sie vertritt halt (meistens) nicht meine Meinung (=unbequem für mich, denn dann muss ich mich mit der anderen Position auseinandersetzen) und ist in meinen Augen genauso wenig neutral wie jedes andere Medium auch (obwohl es von der FAZ gerne behauptet wird, dass sie neutral sei).
 
Zuletzt bearbeitet:
Genau so machen es ja auch die etablierten Medien.

Sehe ich nicht so. Es hört sich zwar immer ganz toll an (und darf in keinem Schulbuch fehlen!), dass man sich unabhängig bilden sollte und sich nie auf eine Quelle alleine verlassen sollte, aber ich nehme mir einfach die Freiheit heraus, beurteilen zu können, dass Zeitungen wie die FAZ oder die Süddeutsche (bzw. in GB z.B. die Guardian) einer objektiven Berichterstattung schon sehr nahe kommen. Gut konnte man das z.B. beim Thema Killerspiele oder Internetzensur erkennen. Die SZ hat ausgewogen berichtet, die von der Leyen mehrfach kritisiert und konnte fast schon eher den Gegnern dieses Gesetzes zugerechnet werden.

Ich habe mal für einige Zeit bei einer überregionalen Zeitung in Düsseldorf gearbeitet. Natürlich gibt es da auch Interessensbindungen (z.B. musste ich einen ausführlichen Bericht über ein See-Kino schreiben, was von der Zeitung gesponsort wurde, während ich das See-Kino der konkurrierenden Zeitung nur in einer Meldung erwähnt habe :fresse:), aber es wäre illusorisch zu glauben, Journalismus habe nur etwas mit gegenseitigen Interessensverpflichtungen, Bestechungen und sonstigem verschwörerischen Kram zu tun. Wenn ein Kommentator in der SZ schreibt, dass er das Killerspielverbot blöd findet, dann macht er das nicht, weil er von der PCA mehrere Millionen bekommt, sondern weil es seine Überzeugung nach sorgfältiger Recherche ist.


Alleine die Vielfalt an unterschiedlichen Meinungen in Blogs, Foren, Seiten, etc. reicht ja evtl. schon aus um den Leuten überhaupt mal wieder vor Augen zu führen, das im Grunde kein Medium neutral ist

Soweit stimme ich dir zu. Die Blogvielfalt regt an zur diversivizierten Meinungsbildung. Ob die Bloginhalte aber auch dazu gedacht sind, diese ursprüngliche Anregung dann auch befriedigen zu können, ist bezweifelbar. Wenn ich sehe, dass sich Blogs wie die "Achse des Guten" oder PI als "alternativ" und "gegen den Mainstream" positionieren, Attribute, mit denen man eine größere Unabhängigkeit und Unvoreingenommenheit assoziiert, dann aber im Endeffekt doch nur mit Hetze, Polemik und zwanghafter Antihaltung versuchen, ideologisch Konflikte zu schüren, bin ich mir nicht ganz sicher, wie wertvoll Blogs wirklich sind.
 
@ Saftleben

Respekt!
Wieder einmal ein eindrucksvoller Beitrag, der die ganze Wahrheit über die Pressefreiheit und die Unabhängigkeit der Zeitungen ans Tageslicht gebracht hat. Über so viel Wissen kann ich nur staunen.

Das hieb und stichfeste Beispiel untermauert deine Argumentation, die an geopolitischer Weitsicht nicht zu überbieten ist, hervorragend.

Sollte ich eines Tages auf die Idee kommen, Mitglied bei der CDU/CSU, SPD, FDP, GRÜNE oder PDS zu werden, so werde ich deinen Kommentar zu den Bewerbungsunterlagen heften. Das wird den politischen Aufstieg bestimmt beschleunigen.
 
Wo wir gerade beim Thema sind:

Welchen Einfluss haben große Nachrichtenagenturen a la Reuters ? Könnte hier gezielt manipuliert werden oder ist das alles nur Verschwörungstheorie ?
 
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