Sanftleben schrieb:
Ob die Bloginhalte aber auch dazu gedacht sind, diese ursprüngliche Anregung dann auch befriedigen zu können, ist bezweifelbar.
Darum schrieb ich:
el-sahef schrieb:
zunächst mal egal welche (Darstellungen)
Dass man dann hinterher die Infos nicht hauptsächlich sondern höchstens ergänzend aus Blogs holt, ist schon klar. Ich muss aber zugeben, dass ich mich noch nicht so intensiv in der Blogosphäre bewegt habe um darüber allgemein urteilen zu können.
Sanftleben schrieb:
aber ich nehme mir einfach die Freiheit heraus, beurteilen zu können, dass Zeitungen wie die FAZ oder die Süddeutsche (bzw. in GB z.B. die Guardian) einer objektiven Berichterstattung schon sehr nahe kommen.
Objektivität liegt auch im Auge des Betrachters. Person A meint, die Zeitung hätte diesen oder jenen Aspekt noch mehr / weniger beleuchten müssen, damit sie als objektiv in einer bestimmten Sache zu bewerten ist, Person B ist mit dem gebotenen im Hinblick auf Objektivität zufrieden.
Die FAZ als neutral zu bezeichnen, halte ich persönlich zum beispiel für äußerst gewagt. Das, was ich von der FAZ bisher gelesen habe, war für mich meißtens eindeutig der konservativen Ecke zuzuordnen. Ich kann mich da noch gut an ein Beispiel erinnern, wo es um den Vorschlag der CDU ging, Deutsch als Sprache ins Grundgesetz zu schreiben (vor einer Wahl natürlich, um ein paar Wähler vom rechten Rand einzusammlen). Wobei die Grundidee vielleicht garnicht so schlecht ist, aber darum gehts ja jetzt nicht.
Der Satz von der FAZ dazu (sinngemäß):" Schaut man sich die Argumente der Kritiker an, so sieht man, dass diese sich schon bald erschöft haben werden."
--> Es wird nicht ein einziges Argument der Kritiker genannt.
--> Es wird nicht begründet, warum sich die Argumente der Kritiker erschöpfen sollten, sondern es wird einfach behauptet ohne Beleg.
--> Die Position der Kitiker wird von vorneherein als Schwachsinn abgetan, mit der man sich als intelligenter Mensch ("gehobenes Bürgertum") sowieso nicht zu beschäftigen braucht.
Neutral ist in meinen Augen was anderes. Das war zwar jetzt nur ein Beispiel, aber unser Deutschlehrer hat uns seinerzeit sehr häufig FAZ-Artikel ausgeteilt und auf äußerst aggresive und penetrante Art und Weise Werbung für diese Zeitung gemacht und in jedem Artikel, den ich bekam, habe ich diese CDU-nahe Komponente gespührt, bei der die Gegenseite auf unterschwellige Art und Weise halb mitleidig alsTraumtänzer belächelt, halb als dämlich abgetan wurden. Gleichzeitig bekam man als Leser das Identifikationsangebot, sich als besonders gebildet zu fühlen (und über den anderen zu stehen, die nicht der selben Meinung sind), weil man ja auf der "richtigen Seite" ist, wo halt noch auf gehobene Sprache und Inhalt Wert gelegt wird (sonst würde man ja diese Zeitung nicht lesen), so dass man sich als etwas besseres fühlen kann. Daraus folgt, dass der "Rest" diesen Anspruch angeblich nicht hat und u. A. auch deswegen muss man sich mit deren abweichenden Positionen auch nicht beschäftigen.
So habe ich es damals zumindest immer erlebt, wenn ich FAZ-Artikel gelesen habe.
Kann natürlich auch Zufall gewesen sein oder es lag am Lehrer und ich habe das auf die FAZ projeziert oder ich bin da zu empfindlich, ganz klar.
Bei der SZ ist mir das bisher noch nicht so aufgefallen (es kommt auch immer auf die Ausgabe/den Artikel an, kann also auch Zufall gewesen sein); da hatte ich immer deutlich eher den Eindruck , dass man sich wirklich um ausgewogene Berichterstattung bemüht (so hundertprozenig funktioniert das ja eh nicht, aber ein gewisses Maß sollte schon erreicht werden). Wie auch immer, der Lehrer hat jedenfalls genau das Gegenteil von dem erreicht, was er wollte: Ich würde mir niemals die FAZ abonnieren, die SZ schon eher.
Sanftleben schrieb:
dass man sich unabhängig bilden sollte und sich nie auf eine Quelle alleine verlassen sollte
Anzustreben ist das schon finde ich, aber wer hat denn heute die Zeit oder Lust, alles gegenzuprüfen? Zu verlangen, dass die Leute alles doppelt prüfen oder hinterfragen usw. ist natürlich utopisch (wenn auch der Idealzustand) aber was ginge wäre zum Beispiel, sich nicht immer an jedem Tag aus der selben Quelle zu informieren sondern die Quelle immer mal wieder zu wechseln (und damit meine ich jetzt nicht heute ZDF, morgen ARD oder heute Focus, morgen Spiegel, sondern eher heute Tagesschau, morgen Blog, übermorgen Zeitung etc.). Das wäre vielleicht ein Ansatz.
Sanftleben schrieb:
Wenn ein Kommentator in der SZ schreibt, dass er das Killerspielverbot blöd findet, dann macht er das nicht, weil er von der PCA mehrere Millionen bekommt, sondern weil es seine Überzeugung nach sorgfältiger Recherche ist.
Das ist mir schon klar das Journalismus nicht nur aus Lug, Verschwörung und Manipulation besteht, das wollte ich mit meinem Post auch nicht sagen (wobei es nunmal Tatsache ist, dass die meisten Medien in der Hand von wenigen Leuten sind, die auf die Inhalte maßgeblich Einfluss nehmen (können), das sollte man halt nur im Hinterkopf behalten). Wenn da jemand eine Kommentar in der Zeitung schreibt, dann macht er das aus Überzeugung und nicht weil er Geld bekommen hat. Aber auch mit Kommentaren oder Leserbriefen kann man tricksen, zum Beispiel immer nur solche Leserbriefe mit einer bestimmten Meinung abdrucken, nur Kommentatoren mit bestimmter Meinung zu Wort kommen lassen etc. Es finden sich immer genung von jeder Sorte. Der Kommentar ansich muss daher nie manipulativ oder falsch / nicht belegt oder unsauber recherchiert sein, die Auswahl reicht schon.
Die FR hat zum Beispiel wärend der Geschichte mit Ypsilanti haptsächlich solche Leserbriefe abgedruckt, die Y. als Lügnerin usw. bezeichnet haben (was auch nicht weiter verwundert, da die SPD-Rechte, Seeheimer Kreis und so, mitttlerweile bei der FR das sagen hat, die SPD ist ja Haupteigentümer) . Irgendwann wurde es dermaßen offensichtlich, da auch viele in ihren Leserbriefen die einseitge Berichterstattung und Kommentare/Leserbriefe thematisierten (deren Zahl man nichtmehr unbehelligt ignorieren konnte ohne Gesichtsverlust) und ab da war das Meinugsbild auf einmal deutlich ausgewogener.
Das mit den Nachrichtenagenturen ist natürlich auch so eine Sache. Je mehr die Zeitungen nur die Meldungend der Agenturen (Reuters, dpa und wie sie alle heißen) wiedergeben, anstatt selbst zu recherchieren oder die Meldungen zumindest ab und zu mal zu hinterfragen oder kommentieren, desto größer natürlich der Einfluss der Agenturen. Daher kann man Zeitungen mit hohem Eigentanteil an der journalistischen Arbeit m. M. n. durchaus als seriöser oder unabhängiger ansehen als andere.