Hier übrigens mal ein Beispiel zum Thema Messreihen...
Das ist jetzt mal eine meiner Messreihen der
Nichicon HM 1500µF / 6,3V in 10x12,5. Insgesamt umfasst die Reihe rund
650 Samples (die überhaupt noch messbar waren).
Sortiert nach LOT Codes. Hier fällt schon auf, die viele negative Abweichungen beim ESR dabei sind zum besseren Ende hin.
Sortiert nach
größter negativer Abweichung:
Alles unter ESR7/8 betrachte ich hier allerdings als potentiellen Runaway Kandidaten, der nur noch nicht so weit war zu spucken. Es fällt aber schon deutlich auf, wie sehr diese Ultra-Low-ESR Serien nach unten hin streuen.
Das gesamte Mittelfeld erstreckt sich zu nahezu 80% der Caps auf welche, die einen besseren ESR haben als angegeben.
Am anderen Ende der Skala geht es dann hingegen sehr sehr zügig bergab. Sprich die Samples, die schon Schaden erlitten haben oder schlechter sind als angegeben, sind wenige, dafür aber gleich umso drastischer in der Ausprägung:
Wohlgemerkt, das sind NUR die, die im Tester auch wirklich noch Ergebnisse geliefert haben. Die ganzen Kollegen, die schon gespuckt haben, gewölbt waren, sich als Diode identifizieren usw. sind da in der Betrachtung schon gar nicht mehr enthalten und zahlenmäßig eh in der Überzahl. Es ging hier nur mal darum, einen Trend zu erfassen bei denen, die noch irgendwie "funktioniert" haben.
Außerdem muss man sich dabei den temperaturkorrigierten Faktor noch "dazudenken", denn der Spec-Wert bezieht sich ja auf 20°C, was nicht immer exakt abzubilden ist. Entsprechend sind kältere Caps leicht schlechter dargestellt als sie sind, wärmere leicht besser.
Die ganzen Messreihen werden später in der Elkodatenbank ebenfalls noch als Trendinformationen interpretiert werden, zumindest die Daten, welche um potentielle Error-Margins bereinigt wurden, sprich solche Runaway Kandidaten, die eindeutig schon unter starker Hydroxidbildung leiden, nur noch nicht auffällig oder dick sind.
Das mal zur Einordnung warum ich bei manchen Serien, gerade im Ultra-Low-ESR Bereich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehe, dass diese zu erwartenden Specs der Caps damals in die Designs eingearbeitet wurden und deswegen die Boards tlw. auch schnell die Grätsche gemacht haben, wenn die Caps degeneriert sind, denn die Abweichungen sind über ein sehr sehr großes Feld, man könnte sagen eindeutig mehrheitlich, einfach kein Zufall mehr.
Da wurden in den Designs Caps eingesetzt, von denen man wusste, dass sie das Datenblätt weit übertreffen, was auch schlüssig ist mit den Erkenntnissen, dass manche Boards ein "Ersetzt nach Spec" einfach nicht mögen, weil das viel zu schlecht ist im Vergleich zu dem, was man damals da verbaut hatte, ungeachtet der Theorie der Datenblätter.
Vielleicht gab es damals sogar selektierte Chargen und der Rest flog raus oder wanderte auf Low-End Platinen oder was auch immer. Jedenfalls erstreckt sich das Phänomen auf nahezu alle Ultra-Low-ESR Reihen und auch etliche Low-ESR Reihen zeigen solche Werte konsistent durch die Kapazitäten. Sogar vereinzelte GP Serien wissen zu überraschen und sollten eigentlich ganz anders kategorisiert sein, wenn man die Messwerte betrachtet.