...
"AMD demonstriert Phenom-System
Ausgewählten Mitgliedern der Presse führte AMD auf der Games Convention den kommenden Quad-Core Prozessor Phenom vor. In einem ähnlichen Demonstrationssystem wie auf dem AMD Analyst Day vor einigen Wochen befand sich eine mit 3GHz getaktete Phenom CPU in einem System mit RD790 Chipsatz. Im Gespräch mit Lars Weinand, dem technischen PR Manager bei AMD, konnten wir einige Unklarheiten beseitigen.
Demo-System mit Windows Vista:
Auch wenn man mit der Phenom-Demo direkt an die Öffentlichkeit geht, ändert AMD jedoch nichts an der bisherigen Verschwiegenheit im Bezug auf Benchmarks. Wie auf dem Analyst Day präsentiert man den Windows Experience Index, der für jede Komponente bei der aktuellen Maximalwertung von 5,9 liegt. Würde Vista die Ergebnisse nicht deckeln, könnte man anhand des CPU Scores bereits Aussagen treffen. So heißt dies lediglich, dass Phenom eine relativ schnelle CPU ist, ein Vergleich mit anderen CPUs, die ebenfalls 5,9 erzielen ist jedoch nicht möglich. Um bei den anderen Bereichen ebenfalls vorne dabei zu sein, spart man bei keiner Komponente. Als RAM kommen Dominator-Module von Corsair zum Einsatz, eine WD Raptor als Festplatte.
Warum es noch keine Benchmarks gibt:
Man hat auch mehrere gute Gründe, warum man keine Benchmarks vorab veröffentlicht. Einerseits ist die Aussagekraft von Benchmarks, die vom Hersteller selbst kommen, immer etwas zweifelhaft. Man möchte vorher die Öffentlichkeit über alle anderen Merkmale wie Features unterrichten. Würde man mit harten Performancedaten vorpreschen, würde jeder nur mehr darüber sprechen und die anderen Details ein wenig in die Nebensächlichkeit abdriften. Zudem würde man Intel die Möglichkeit geben, die Strategie an die Performance von AMD anzupassen und gegebenfalls bereits im Voraus zu kontern.
Hier bringt Lars Weinand einen treffenden Vergleich. Vor dem Launch der Radeon HD 2900 habe man ebenfalls die Performance so gut wie möglich geheimgehalten. Da NVIDIA damit gerechnet hat, dass das Topmodell schneller als die GeForce 8800 GTX sein wird, hat man diese Eventualität durch den Launch der GeForce 8800 Ultra präventiv zunichte gemacht. Beim Launch hat AMD die Radeon HD 2900 XT jedoch von vorne herein nur gegen das GTS-Modell von NVIDIA positioniert, sowohl was den Preis als auch die Leistung angeht. Hätte NVIDIA vorher davon gewusst, hätten sie die GeForce 8800 Ultra wahrscheinlich nie auf den Markt gebracht, so die Vermutung vonseiten AMD.
Lars Weinand: „Man muss sich das so vorstellen: NVIDIA steht hier mit der Knarre und wartet, dass wir die Tür hereinkommen. Wieso sollen wir da reinkommen, wenn wir genauso oben drüberklettern können?“
Daher wird man auf Benchmarks von Phenom bis zum finalen Produkt warten müssen, da man Intel keine Möglichkeit geben möchte im Voraus auf das Produkt zu reagieren.
Gerüchte und Richtigstellungen:
AMD nutzt die Präsentation auch für eine Rechtfertigung, was die niedrigen Taktraten der ersten Servermodelle anbelangt. Man behauptet, dass die energieeffizienten Modelle etwa 90% des Marktes abdecken würden – genau diesen möchte man bedienen. Die Kunden wollen dort ein Produkt, dass sich in ihre bestehende Infrastruktur einfügt. Somit besteht noch keine Notwendigkeit für höher getaktete Modelle. Man wird jedoch zu einem späteren Zeitpunkt auch höher getaktete Servermodelle einführen, um Kunden mit anderen Bedürfnissen ebenfalls zufrieden zu stellen.
Den Einwand, dass es sich um ein stark selektiertes Stück Silizium handelt, lässt AMD auch nicht gelten. Erstens ist Phenom noch nicht gelauncht und zweitens sei man intern imstande, bereits weitaus höhere Taktraten zu erreichen. Wie weit man derzeit kommt, möchte man nicht bekanntgeben. Das Ende der Fahnenstange ist bei 3GHz jedenfalls noch lange nicht erreicht. Laut AMD ist es nicht mehr als ein „dummes Gerücht“, dass man die neue Architektur noch nicht höher takten kann. Das gezeigte Demonstrationssystem sei bei weitem nicht das einzige, AMD habe laut eigenen Angaben „zig davon“. Eine der ersten Barcelona-CPUs wird man dennoch nicht auf das Niveau der Phenoms hochtakten können, weil er einfach nicht dafür gedacht sei. Dies dürfte alleine an den mangelnden Übertaktungsoptionen von Server-Mainboards scheitern.
AMD weist darauf hin, dass die Phenom CPU bei 3GHz nicht mit einer angehobenen Spannung oder dergleichen läuft. Das System ist komplett luftgekühlt, wobei Standardkomponenten verwendet werden. Der CPU-Kühler fühlte sich bei Berührung nur handwarm an, obwohl das System permanent ein Spiel laufen hatte und die CPU mit 50-60% ausgelastet war. Dabei legt das System eine hohe Stabilität an den Tag, da es einen ganzen solchen im Dauerbetrieb beim Zocken standhält. AMD zeigte auf dem Rechner das Spiel Stranglehold in einer Auflösung von 1650x1050, das mit aktueller Grafik und aufwendigen Physikeffekten aufwarten kann. Der Crossfire-Modus war dabei deaktiviert, da man sonst nicht auf einem 2.Monitor den Taktmanager zeigen konnte. Es wird in naher Zukunft eventuell ein Treiberupdate geben, um auch im Crossfire-Modus den Multi-Monitor Betrieb zu ermöglichen.
AMD bestätigt uns gegenüber, dass es Pläne gibt einen Phenom FX für Dual-Sockel Systeme als Quad FX, als auch einen für Single-Sockel Systeme zu bringen. Diese Pläne seien jedoch noch nicht finalisiert. Ein Dual-Core Ableger ist ebenfalls geplant. Den Budget-Bereich werden die aktuellen Athlon-Modelle bestreiten. Das Quad-Core Modell soll wie bereits mehrmals angekündigt im 4.Quartal erscheinen, für die folgenden Modelle nennt AMD noch kein Datum.
Abwärtskompatibilität: Sockel AM2 vs. AM2+
Ein Vorteil von AMDs kommenden Desktop-CPUs ist, dass sie problemlos in aktuellen AM2-Boards laufen. Ob aktuelle AM2 Mainboards bereits mit den kommenden CPUs betrieben werden könnten, ohne das BIOS zu aktualisieren, kann man noch nicht genau sagen. Sicherheitshalber sollte man vor dem Upgrade der CPU das BIOS aktualisieren. Die Abwärtskompatibilität ist auf jeden Fall zu begrüßen. Auf kommenden Mainboards mit Sockel AM2+ können mithilfe von Split Power Planes zusätzliche Stromsparfunktionen genutzt werden, die bei gewissen Workloads zu geringerem Verbrauch führen. Zudem kann es in manchen Fällen Performance-Vorteile durch HyperTransport 3.0 geben. Unsere Einschätzung ist, dass man diese wohl nur bei Multi-GPU Systemen merken wird, da sonst die zur Verfügung stehende Bandbreite kaum ausgenutzt wird."
Quelle: k-hardware.de