Erster Fahrbericht: Canyon Urban 7.0
Hallo Gemeinde,
ich weiß gerade nicht so genau wohin mit meinem Bericht ... Fixie-Sammler oder doch hier rein.
Koblenz, Freitag, 03.07.15, 17:15 Uhr bis 18:00 Uhr
Ich bin in den "heiligen Hallen" von Canyon. Drei Monate ist es nun her, dass ich mir das Canyon Urban in der Version 7.0 bestellt habe ... drei Monate Warterei, drei Monate immer wieder auf Fotos schauen und sich an den klaren, minimalistischen Layout erfreuen, um dann doch festzustellen, dass das Bike noch auf sich warten lässt.
Und nun steht es endlich vor mir, auf einem kleinen Podest mit der Aufschrift "Mein Canyon". Ich freue mich wie Bolle, wenngleich die Hitze in der Industriehalle beinahe unerträglich ist. Schon eilt Leon herbei. Er übergibt mir heute den auf Funktionalität reduzierten Drahtesel in der Größe XL für die, wie es Canyon selbst bezeichnet, urbanen Bezirke. Ich erhalte eine kurze Einweisung in das Bike: Bremse, Nabenschaltung, Reifen ... so weit, so gut!. Der Sattel wird noch eingestellt, Pedale angebaut und nicht zuletzt ein wenig gefachsimpelt.
Nach rund einer 3/4-Stunde lege ich das hart verdiente Geld auf den Tresen und rolle das Fahrrad zu meinem Auto, um es zu mir zu bringen.
Siegen, Samstag, 04.07.15, 10:00 Uhr bis 16:00 Uhr
Mein Mountain-Bike (Ghost AMR 7500) und Rennrad (Stevens Aspin CT - 2014) müssen erstmal weichen. Ich krame meinen Montageständer aus dem Keller raus und richte mir meine private Fahrradwerkstatt auf der Terrasse bei rund 33°C ein. Das Fahrrad ist schnell in den Montageständer eingespannt und um 180° gedreht. Nur wenn es auf dem Kopf steht, lassen sich die Laufradverschlüsse öffnen. Es steht ein wenig "Tuning" an: Die Bremse hat einen weichen Druckpunkt und lässt sich bis zu den Ledergriffen durchdrücken. In meinem Bastelregal finde ich noch zwei XT-Bremsgriffe (BL-M785). Also Laufrad aus der Verankerung raus, Bremsbeläge entnehmen und die Griffe getauscht. Danach dann einmal entlüftet und sich an einem definierten Druckpunkt erfreuen. Das ganze dann auch nochmal an der Hinterachse. Danach dann noch die Pedalen ausgetauscht und der ersten Ausfahrt steht nichts mehr im Weg ...
Vorab vielleicht noch einige Randinfos zu meiner Person (evtl. wichtig für diejenigen, die sich ein Urban zulegen möchten und sich zwecks Größe nicht sicher sind):
Größe: 1,85 m
Gewicht: ca. 87 Kg
Siegen, Sonntag, 05.07.15, 08:00 Uhr bis 15:00 Uhr
Heute heißt es "Siegtal Pur". An einem autofreien Sonntag sind auf einer Strecke von rund 70-80 Km Autos verboten. Bier-Rondelle, Würstchen-Stände und allerhand Attraktionen findet man entlang der Strecke. Die gesamte Strecke ist asphaltiert. Vom Long-Board über Inline-Skates bis hin zur absoluten Rennrad-Maschine ist alles vorhanden. Die Anreise erfolgte mit dem Bus. Als das Bike vom Hänger gerollte wurde, sah man die Blicke der anderen Teilnehmer. Fragende, erstaunte, aufgeregte und auch ungläubige Blicke konnte ich erkennen. Als ich mein Bike in Empfang nahm, wurde ich auch direkt von ersten interessierten Rad-Kollegen mit Fragen und Anmerkungen belagert."Wie funktioniert das denn mit dem Riemenantrieb?", "Ist das denn ein bequemes Fahren?" und "Ziemlich cool!" waren dann die ersten Fragen/Kommentare.
Dann gings auch schon los. Erste Abfahrt. Die Bremse musste ja noch eingefahren werden, also erstmal piano und ausschließlich rollen lassen und sich ans Bike gewöhnen. Nach den ersten Metern dann die positive Überraschung:
- absolut direktes Ansprechverhalten
- RR-ähnliches Feeling
- Nahezu lautloses Fahren dank Riemenantrieb
Bissl nervig war:
- teils klappernde innenliegende Bremsleitungen
- Schaltung ist in einigen Gängen durch leichtes (mechanisches) Schleifen zu hören
Eigentlich passt die Bremsscheibe gar nicht so recht ins optische Bild. Na ja, mal in wenig an der Schaltung gespielt. Ich muss sagen, dass ich noch nie ein Fahrrad mit Nabenschaltung bewegt habe. Die 8-Gang Alfine-Schaltung arbeitet grundsätzlich sehr präzise und wenn man beim Schalten kurz die Last vom Antrieb nimmt, dann fährt es sich absolut butterweich. Man merkt die Übersetzung fast gar nicht. Ein Vergleich mit einem Automatikgetriebe in einem Auto drängt sich hier unweigerlich auf, toll! Die Übersetzung hab ich jetzt nicht im Kopf. Für die meisten wird wahrscheinlich interessant zu wissen sein, welchen Speed man mit dem Bike erreicht. Im 8. Gang liegt der maximale Speed zwischen 30 und 35 Km/h. Danach wird die Trittfrequenz mMn zu hoch. Das ist kein schönes Fahren mehr. Für die Stadt, den Park bzw. den Weg zum Bäcker ist es aber einfach nur optimal. Wer schneller will, fährt ohnehin RR. Die Schaltung läuft grundsätzlich einwandfrei. In einigen Gängen vernehme ich jedoch ein leichtes Schleifen, ich tippe hier auf die Mechanik. Hier werde ich mich in den nächsten Tagen mal belesen und ggfs. nachbessern.
Kleine Unebenheiten verzeiht das Urban 7.0 lässig, wahrscheinlich auch dank der Canyon-Sattelstütze mit "Flex-Wirkung".
Das Bike ist ohne Federung gut beherrschbar, auch auf löchrigen Straßen geht es meistens stressfrei zu. Der relativ schmale Lenker gibt Agilität ohne das bike nervös wirken zu lassen.
Auf den rund 70 Km wurde ich heute wirklich oft angesprochen ... erstaunlicherweise oft von Frauen. Während die Mädels sich für die Optik bzw. das Design interessierten, schauten die Jungs eher nach den geschliffenen Schweißnähten oder dem Antrieb. Während ich einige Bierchen an diversen Rondells schlabberte, schlichen neugierige Radfahrer ums Bike herum. Ich fand es deshalb so interessant, weil das Bike trotz der Unauffälligkeit aus einer Vielzahl von Fahrrädern dennoch heraussticht.
Grundsätzlich kann man
aber sagen, dass das Urban 7.0 durchaus ein "Pussy-Magnet" ist
.
Einige Dinge werde ich aber noch ändern und auf meine Bedürfnisse anpassen:
1.) Der Bremssattel (Shimano BR-M ...) geht gar nicht. Den werde ich noch auf die XT-Sättel umbauen. ich muss aber erstmal rausfinden, wie man die Inline-Züge tauschen kann. Das ist n bissl tricky.
2.) Ich hole mir noch Klickpedale fürs Bike. Ich denke es werden schicke Egg-Beater werden. Schneebeesen ftw
.
3.) Ein Satz Ice-Tech-Scheiben werde ich mir noch montieren (Optik fährt hier ganz vorn mit).
Nochmal kurz im "Sum-Up" die Vor- und Nachteile des Bikes aus meiner Sicht:
Pro:
+ keine Alltags-Optik (subjektives Empfinden)
+ Riemenantrieb
+ RR-Feeling für die Stadt
+ solide Ausstattung
Contra:
- Nabenschaltung arbeitet nicht 100%ig geräuschlos
- Bremsleitungen klappern auf unebenen Straßen
- Bremsanlage bissl schwach. Im Auslieferungszustand nicht sauber entlüftet (absolutes No-Go!!)
Das wars dann auch schon von mir. Ich hoffe ihr habt einen ersten Eindruck vom Drahtesel. Abschließend noch zwei Fotos vom Bike (Bilder von mir erspare ich euch
)