Nein, kann man es nicht. Gerade Elite Dangerous ist ein Paradebeispiel (negativer Sorte) dafür, warum nachträgliches einbauen oft seine Schattenseiten hat und nicht gerade harmlose. Zum einen hat Frontier massiv Probleme genug Geld rein zu kriegen um das Spiel anständig weiter entwicklen zu können.
Zum anderen bauen sie ständig Dinge um, was für einen Spieler immer bedeutet ständig das Spiel stellenweise neu lernen zu müssen. Und spielt man mal länger nicht, fällt es um so schwerer dadurch wieder rein zu kommen. Und das tun sie primär, weil sonst neue Features noch viel weniger mit den alten Features zusammen passen würden.
Davon ab merkt man manchem System in dem Spiel auch an, dass sie aufgesetzt sind und nicht so recht zur Basis des Spiels passen wollen. Da greifen die Zähne der Zahnräder eben teilweise nicht so wirklich richtig ineinander.
Da aber Star Citizen so nicht entwickelt wird, wird deren Basis am Ende deutlich besser poliert und ausbaufähig sein. Auch weil Roberts nicht nur den Release Zustand im Auge hat, sondern auch bereits an zukünftige Erweiterungen danach denkt, denn auch Star Citizen wird nach Release stetig weiter entwickelt, wie Elite Dangerous eben auch, nur das die Basis eine deutlich solidere sein wird und sich daher das Spiel viel runder anfühlen wird.
Darum geht es ja gar nicht. Soll er doch seine Facescan Technik einbauen. Wer es will kann es nutzen. Aber die Prioritäten sind doch total verschoben. Es müssen doch erst einmal die Basics stimmen. Geh mal auf ein Baugrundstück und versuche mal die Wände zu tapezieren ohne Mauern und Bodenplatte. Wird ziemlich schwer die Tapette in der Luft zu befestigen.
Der Hausvergleich passt hier nicht so wirklich, weil ein Standard Haus baut man mit bekanntem Wissen, man muss dafür nichts neues entwickeln, was wir nicht schon kennen. Wir reden aber hier von Software Entwicklung, da steht das Wort schon direkt mit drin, weil Software zu programmieren ist Entwicklung pur. Und bei Software gibt es so viele Dinge, die voneinander abhängen.
Nehmen wir doch gerade mal FoIP als Beispiel. Damit dies anständig funktioniert und gut aussieht muss allein schon mal das 3D Modell des Kopfs entsprechend modelliert sein. Gerade hinsichtlich der Köpfe der Charaktere war das Panel von Evo Herzeg auf der CitizenCon vor ner Woche extrem interessant. Auch dieser neue Ansatz hilft dabei FoIP besser zu machen, vor allem gerade die Sache, dass man Gesichtsanimationen auf einem beliebigen Kopf abspielen kann und quasi identisch aussieht. Das ist eine ziemlich revolutionäre Technik, wenn man sich das mal genauer ansieht und die bisherigen Probleme kennt, die auch teilweise in dem Vortrag gezeigt werden.
SC ist gerade immer noch dabei Videos von der Con hoch zu laden:
https://www.youtube.com/user/RobertsSpaceInd/videos
Noch ist besagtes Panel nicht dabei, daher muss ich das so verlinken:
Twitch
Nicht wundern, Evo Herzeg ist ein Deutscher und arbeitet für Star Citizen beim Frankfurter Team.
Primär soll es nur zeigen, dass zu verlangen, dass die Basis des Spiels fertig gestellt wird, eben auch bedeutet, dass diese Dinge am Ende alle zusammen passen. Ansonsten ist das Risiko groß, das wenn man FoIP nach Release erst einbaut, es nicht richtig mit dem 3D Modell funktionieren will, man deswegen entweder FoIP ganz vergisst oder was dann häufiger passiert Workarounds nutzt. Workarounds bedeutet aber fast immer, dass die Umsetzung nicht optimal ist, mehr Performance kostet für ein gutes Resultat und wieder anderweit für Probleme Sorgen kann. Damit Zahnrädchen eben hier besser ineinander greifen können, sollte man solche Dinge eben nicht hinterher schieben, weil dann wird aus Software schnell ein Flickenteppich. Und da für FoIP sowieso ein Drittentwickler zuständig ist und somit nicht viel Ressourcen frisst, sprich Niemand von etwas anderem abgezogen werden muss, ist das eh kein wirkliches Ding, dass sie FoIP jetzt schon einbauen.
Ist halt früher fertig geworden als es nötig gewesen wäre. Hat dadurch aber auch das Gute, dass die Alpha Spieler sich daran gewöhnen können und so vielleicht mehr Leute zum Release FoIP nutzen werden. Gerade FoIP ist so eine Sache, die wenn man sich erst nach Release eingebaut hätte, dann wohl deutlich weniger genutzt werden würde bzw. es deutlich schwerer hätte sich durch zu setzen bzw. womöglich gar ein Standard im Spiel zu werden.
Ich habe letztes Jahr gebaut und viel in Eigenleistung gemacht. Meine Frau hätte sich von mir geschieden wenn ich in der Eigenleistungszeit mit einem Pool im Garten begonnen hätte oder einem Heimkino. Selbst Rasen verlegen war ein NoGo. Es hieß, zum Einzug müssen die Wohnräume fertig sein, dass heißt Wände und Decken fertig, Fußboden verlegt, Fußleisten dran usw. So dass man drinnen leben kann. Das war wichtig, darauf wurde der Fokus gelegt.
Wo legt Chris Roberts seinen Focus drauf. Auf die Detailverliebtheit seiner MMO Städte. Die KI ist quasi nicht existent sei es im Weltraum oder auf Planeten / Raumstationen. Da darf er gerne mal die Möglichkeiten der Computer ausreizen und nicht nach 7 Jahren eine KI vorweisen die jedes Indispiel übertrifft. Dafür gibt es einen Truppentransporter für 400 Dollar. Warum werden immer noch weitere Schiffe erstellt? Da bekommt doch einer den Mund nicht voll. Der hat die 10 Millionen für Freelancer 2.0 und darf jetzt auch gerne mal liefern. Die Amerikaner haben da ein tolles Sprichwort "Put your money where your mouth is".
Wann müssen Stromkabel verlegt sein? Wenn die Wände fertig sind oder erst wenn es daran geht Steckdosen etc. zu montieren? Auch beim Hausbau müssen teilweise die Zahnrädchen ineinander greifen, damit die Arbeiter ohne auf Jemanden warten zu müssen weiter bauen können. Aber auch beim Hausbau ist das nicht überall der Fall und man hat ein Zeitfenster, in dem man manche Dinge umsetzen kann und trotzdem wird alles fertig.
Und genauso ist es mit der KI. Star Citizen steckt immer noch mitten in der Alpha, aktuell braucht es noch gar keine voll funktionsfähige KI. Im Hintergrund wird aber garantiert schon lange daran gearbeitet und die KI muss erst dann fertig sein, wie viele andere Baustellen, wenn wir von der Alpha zur Beta gehen und selbst dann muss sie noch nicht perfekt sein, denn für "perfekt" ist eben genau die Beta da. Zur Beta sollte Software lediglich "Feature Complete" sein und vorher bräuchte die KI gar nicht fertig werden.
Leider habe ich selbst keinen wirklichen Überblick wann was angekündigt wurde, aber die klare Aussage ist, dass alle neuen Schiffe schon vor Jahren angekündigt wurden. Die Liste der geplanten Schiffe ist eben noch nicht abgearbeitet und daher erscheinen immer wieder Neue, die in der Planung aber nicht wirklich neu sind. Wer das aber natürlich nicht so mitverfolgt (was ich auch nicht tue), dem kommen diese Schiffe neu vor. Und absolut Niemand ist gezwungen diese gegen Echtgeld zu kaufen, Roberts gibt den Leuten nur damit die Möglichkeit über die Schiffe mehr Geld für die Entwicklung bzw. auch für den Betrieb nach Release zu geben. Nicht alles Geld fließt in die Entwicklung für den Stand 1.0, dem Release Stand, ein Teil des Gelds ist auch dazu gedacht den Betrieb und die Weiterentwicklung danach abzusichern. Bringt Niemandem was wenn es am Ende heißt: "Hier ist das Spiel und wir sind pleite".
Davon ab, die Leute, die Schiffe entwickeln, haben nichts mit KI Entwicklung zu tun. Das sind Content Creator und der Großteil eines MMORPGs ist Content. Irgendwo hatte ich mal vor einiger Zeit gelesen, das bei einem MMORPG ~80% nur Content ist. Also 3D Modelle, Texturen, Animationen etc. Also das was der Spieler auf dem Bildschirm in Form von Pixel zu sehen bekommt.
Irgendwann ist es auch der letzte SC Fanboy leid immer weitere Schiffe zu kaufen und Roberts Vision zu finanzieren. Da wandert dann das Geld in Teams welche das realistische blühen von Blumen je nach chemischer Zusammenstellung der Atmosphäre programmieren. Teams welche programmieren, dass der Raumanzug realistische Falten wirft je nach dem wie groß der Po oder Bauch des Piloten ist. Da wird Geld rein gepumpt. Am Ende hat man dann 2000 Funktionen wovon keine Fertig ist.
Das Ende ist erstmal 1.0 und da laufen dann alle Fäden optimalerweise zusammen. Allerdings ist Software Entwicklung keine 100% planbare Sache wie ein Hausbau, normal passiert immer etwas mit was man nicht gerechnet hat, etwas was so nicht eingeplant war und was einen Zeit kostet.
Aber es gibt eben nicht nur diese Seite der Medaille. Natürlich sind manche Teams schneller mit ihrer Arbeit fertig als andere Teams. Soll man diese dann auflösen? Die Mitarbeiter entlassen? Man kann diese Leute nicht einfach in andere Teams verschieben und dann denken es geht schneller, das ist ein Irrtum den schon mancher Software Entwickler erleben musste. Das ist keine 10 Mann brauchen so viel Zeit, 100 Mann brauchen dann nur ein Zehntel Rechnung. Software Entwicklung ist eher viele Köche verderben den Brei. Darum braucht es eher eingespielte Teams.
Davon ab kann es immer sein, dass die Leute, die fertige Arbeit sich als gar nicht fertig heraus stellt, weil neue Erkenntnisse weitere Arbeit nötig machen. Und dann? Die Leute wieder einstellen? Die Teams wieder umbauen? Das wäre dämlich, damit würde man nur das Risiko weiter erhöhen, dass das Ganze am Ende im Chaos versinkt. Also beschäftigt man die Leute so lange eben mit anderen Dingen oder vergrößert ihre Arbeit, damit sie genug zu tun haben und ihnen die Arbeit nicht ausgeht.
Ein Hausbau ist hier der perfekte Vergleich. Es gibt viele die auf eigen Faust ein Haus bauen wollen und nachher ist nichts fertig. Ich habe mittlerweile mein Heimkino im Keller aber erst nach dem alles andere was wichtiger war fertig gestellt war.
Wie gesagt, nur bedingt, siehe ganz oben.
Naja wo die Wahrheit wirklich liegt werden wir wohl erst in weiteren 7 Jahren sagen können.
Genau genommen können wir nicht mal sagen wann, denn da wir alle keine Hellseher sind und nicht mal die Entwickler selbst sagen können wann genau alles fertig und für den Release poliert sein wird, können wir im Grunde gar keine Aussage treffen was auch nur in einigen Monaten sein wird. Das gilt aber für absolut jedes Software Projekt. Nur sind Software Projekte nur selten derart offen für die Außenwelt wie die von Star Citizen, daher trügt der Schein hier etwas, denn im Grunde arbeiten alle Software Entwickler so.
Bei manchen steht aber ein Publisher dahinter, der Geld sehen will und daher nicht ewig Zeit gibt und uns Spieler schon recht früh mit einem Release Datum verwöhnt. Was für Entwickler aber in der Hölle endet, weil sie in den letzten Monaten oft zu menschen unwürdigen Zuständen das Spiel "fertig" stellen müssen. Im Grunde sind diese Spiele aber nur selten wirklich fertig, weil die Entwickler eigentlich immer lieber noch weiter dran gearbeitet hätten und manchen Spielen merkt man das als Spieler auch zu deutlich an.
Will ich, dass Star Citizen so ein Spiel ist? Nö, und daher warte ich lieber geduldig auf den Release, wann auch immer der kommen mag. Und sollte Roberts nicht in Geldnöte kommen, dann wird das Spiel sicherlich in einem besseren Zustand auf den Markt kommen, als viele andere AAA Titel in den letzten Jahren.
Nur mal so als Beispiel. Ich bin wohl einer der größten Fallout Fans auf dem Planeten. Aber als bekannt wurde, dass Fallout 76 ein MMO wird war ich raus. Das System Fallout funktioniert in meinen Augen nur Solo (da wird eine tolle Geschichte erzählt dessen Ausgang man selber beeinflussen kann).
Ich schaue mir aktuell gerade ein paar Videos zu dem Spiel an und bin der Meinung: wenn die Welt entsprechend gestaltet ist, funktioniert es auch im Multiplayer. Wichtig ist vor allem eine glaubhafte Fallout Welt, denn die Geschichten in Fallout kommen doch fast primär durch die Welt an sich. Überall findet man Dinge, die Geschichten erzählen, was hier passiert ist, etc. Wenn sie das auch in Fallout 76 so schaffen, dann kann es auch dort funktionieren. Fallout lebt doch gerade primär durch das Feeling der Spielwelt. Noch kann ich aber selbst nicht einschätzen, wie gut das den Entwicklern gelang.
Ansonsten beruht solch ein Spiel darauf in einer Sandbox seine eigene Geschichte zu erzählen, neben den Geschichten, die einem die Spielwelt gibt. Exakt das gleiche wie bei Star Citizen. Aber mir ist klar, dass Sandbox nicht für Jeden etwas ist, viele sind nicht in der Lage ihre eigene Geschichte zu gestalten bzw. die überhaupt als solche zu erkennen und brauchen daher immer ein Hand, die sie durch die Spielwelt führt. Das ist absolut nicht negativ gemeint, weil ich mag beide Arten von Spielen und Sandbox funktioniert für mich persönlich auch nicht in jeder Art von Spiel. Und mitunter habe ich auch kein Bock darauf und spiele völlig lineare Story Spiele, beides hat seinen Reiz für mich.