rechts der Mitte scheinen sie aber fast alle zu stehen.
Würde ich so nicht sagen. Bei Burschenschaften vielleicht, aber bei z.B. den zahlreichen kath. Studentenverbindungen (nichtschlagend, nicht-farbentragend) ist es meist vollkommen wumpe, ob du eher ein Grüner oder ein CDU'ler bist. Unter den Alten Herren gibt es sicher noch ein paar Hardliner, aber unter den Studenten m.E. nicht so stark.
Solidargemeinschaft? Was daran eine Solidargeimeinschaft sein soll müsstest du bitte genauer erklären.
Du denkst zu kompliziert. Dass die Alten die Jungen unterstützen, funktioniert sowohl bei sehr konservativen, als auch bei progressiven Verbindungen. Und hat in erster Linie kaum etwas mit Bräuchen oder Riten zu tun. Dahinter steht einfach der Gedanke: die Alten zahlen jedes Jahr vielleicht 100€ in den Verein. Von dem Geld wird dann 1. die Miete des Verbindungshauses subventioniert, sodass Studenten für 10-20qm oft nicht mehr als 200€ zahlen müssen. Außerdem bekommt die "Aktivitas", also die aktiven Verbindungsstudenten, jedes Semester ein Budget für Veranstaltungen und Anschaffungen. Die Jungen zeigen sich solidarisch ggü. den Alten, indem sie sie 1-2x pro Jahr zu sich aufs Haus einladen und sie dort unterhalten und bekochen, d.h. sie erzählen vom Studentenleben und die alten Säcke schwelgen in Nostalgie. Dazu kommt, dass die Alten den Studenten oft z.B. Praktika, Führungen oder Ausstellungen anbieten, sie in Betriebe einladen oder ihnen sonstwie akademisch weiterhelfen. Also das klassische Vitamin B. Und wenn die Aktiven dann selbst einmal mit dem Beruf angefangen haben, schließt sich der Kreis.
Ohne alle über einen Kamm scheren zu wollen - aber von außen betrachtet wirkt es mehr wie ein Gefallen an "Macht". Eine reine Unterstützung jüngerer wäre doch auch ohne diese ganze Folklore möglich.
Was für eine Macht?
Die Folklore ist einfach das Beiwerk, das die Alten sich bewahren wollen. Für die zählt Tradition und Brauchtum einfach deutlich mehr, als für uns. Und oft äußert sich das ja auch lediglich in eher harmlosen Veranstaltungen, wie z.B. einer Feuerzangenbowle, Dichterlesungen oder Liederabenden. Wobei da natürlich die Grenze fließend ist zwischen Verbindungen, die gerne Soldatenlieder schmettern und solchen, bei denen inzwischen auch Hannes Wader salonfähig geworden ist. Es gibt in der Tat nach wie vor ne ganze Menge an reaktionärem Quatsch, der da passiert. Deshalb würde ich mich auch als eher verbindungsuntypisch beschreiben. In 80% der Verbindungen, die es so gibt, wäre ich sicher nie eingetreten.
Du darfst nicht vergessen: so langsam kommen die 68er und 70er-Jahre-Studenten in den Vorstandsbereich der Verbindungen...und das dürfte m.E. zu weiteren Liberalisierungsschritten führen.
Nebenbei bemerkt missfällt mir der Gedanke einen älteren Menschen alleine wegen seines Alters als höhergestellt anzusehen, wo besteht denn der Unterschied zwischen einem sagen wir 20-jährigen und einem 60-jährigen?
Ich wüsste nicht, dass es da eine Hierarchie gibt. Alle in einer Verbindung duzen sich und jeder "Alte Herr" (= im Beruf bzw. Ruhestand) kann in den Vorstand, da muss man nicht warten, bis man 60 ist.
Unabhängig davon habe ich persönlich Respekt vor dem Alter. Natürlich nicht bedingungslos - Alter schützt schließlich nicht vor Torheit oder Unverschämtheit. Und ich würde das auch nicht ausspielen oder als hierarchisch ansehen. Aber wenn ich mich mit einem 70-jährigem unterhalte, verhalte ich mich durchaus etwas anders, als wenn ich mit meinem Studienkumpel spreche, d.h. ich bin geduldiger, durchaus etwas toleranter (was Meinungsverschiedenheiten auf grund der Generationsunterschiede angeht) und höre auch lieber zu, als zu erzählen. Alte Menschen sind lebende Museen und Geschichtsbücher, von ihnen kann man eine ganze Menge lernen. Leider ist das m.E. sehr in Vergessenheit geraten.
Nur wäre mir schon das Programm eine zu große Einschränkung der Entscheidungsfreiheit gesetzt den Fall, dass du dahingehen musst.
Muss man nicht bzw. nur zu manchen wichtigen Punkten. Aber wenn du selbst auf einem Verbindungshaus wohnst, wäre es ja ziemlich komisch, wenn du nicht zum Frühjahrsputz oder zum Kassenbericht erscheinst.