Was ist Liebe?
Ganz allgemein gesehen ist Liebe erst einmal nichts weiter als ein Gefühl der Zuneigung gegenüber einer Sache, eines Dings, einer Person, welches der Mensch und letztendlich ebenso höher entwickelte Tiere psychisch empfinden. Die Betonung liegt hier auf psychische bzw. emotionale Empfindungen, da psychische Empfindungen gegenüber physischen Empfindungen nur unsere sinnlichen Wahrnehmungen beeinflussen und in unserer Gedankenwelt eingreifen, allerdings mit konkreten physischen Auswirkungen verbunden sind, teilweise auf diesen fußen und nicht losgelöst von diesen zu betrachten.
Liebe ist somit eine Emotion. Nicht irgendeine, sondern eine Emotion, die wir mit etwas Angenehmen und für uns Guten und Wertvollen verbinden. Je angenehmer und wertvoller etwas für uns ist, um so mehr sind wir dieser Sache, diesem Ding oder dieser Person zugeneigt. Somit ist für uns Menschen Liebe und Zuneigung ein und die selbe Empfindung.
Die weiter oben gestellte Frage "was ist Liebe" ist damit jedoch noch nicht gänzlich geklärt, den ganz so einfach lässt sich diese Thema nicht in eine Schublade pressen. So ist es schon ein Unterschied, ob es sich um die Zuneigung zu einem Ding, einer Sache, einem Menschen, Hund, Kind oder Partner handelt. Bevor wir der Frage "was ist Liebe" jedoch in bezug auf den Menschen weiter nachgehen, so kann es nicht schaden, erst einmal ins Tierreich abzugleiten. Doch bevor wir dieses tun noch eine andere Frage. Was passiert eigentlich, wenn wir diese Emotionen nicht ausleben können, weil wir dieses Gute und Wertvolle nicht erreichen oder halten können, sei es durch Verlust, sei es durch Trennung, sei es durch andere widrige Umstände? Unsere Emotionen schlagen ins Gegenteil um. Aus zwischenmenschlicher Liebe kann je nach Umständen Trauer, Hass, Enttäuschung oder Liebeskummer werden. Aus tiefer Zuneigung zu einer Sache können Trübsinn und Resignation bei Nichterreichbarkeit erwachsen. Aus Liebe zu einem Ding kann Unzufriedenheit und Wut werden, wenn wir darauf verzichten müssen.
Nun einmal die Frage anders. Was ist mit der Liebe und wo bleibt sie, wenn wir das was wir begehren und lieben möchten, nicht erreichen, halten, verwirklichen oder genießen können? Dann liegen Emotionen wie Trauer, Trübsinn und Resignation in greifbarer Nähe. Nun schauen wir uns den Hund als besten Freund des Menschen an. Wer behaupten möchte, ein Hund kann weder Freude noch Trübsinn und Resignation empfinden, der kennt sich mit Hunden nicht aus. Ein Hund ist sehr wohl in der Lage emotional zu empfinden. Wenn sein Frauchen oder Herrchen nicht da ist, so wird der Hund sie oder ihn sehr wohl vermissen, solange er nicht an eine vorübergehende tägliche Abwesenheit gewöhnt ist. Ist es beim Menschen anders? Eine tägliche Abwesenheit des Partners stört uns kaum, sind wir erst einmal daran gewöhnt und wissen, dass es sich nicht um einen dauerhaften Abschied handelt. Auch werden Hunde mit dem einem Menschen sehr schnell warm und vertraut, mit anderen nur sehr schwer. Hunde, welche von Vorbesitzern enttäuscht wurden, können ernsthafte Verhaltensstörungen bekommen.
Warum ist dieses Verhalten so? Sicher, dieses emotionale Verhalten eines Hundes ist nicht direkt mit der zwischenmenschlichen Partnerliebe vergleichbar, doch so weit sind die Empfindungen eines Tieres oft auch nicht von den menschlichen Empfindungen entfernt. Warum und wieso? Auch der Mensch ist irgendwann einmal dem Tierreich entwachsen und viele Teile seiner heutigen Gefühlswelt fußen noch auf diese vererbbaren Veranlagungen, Instinkten und Verhaltensweisen aus grauer Vorzeit. Der Mensch wurde nicht auf einmal Mensch und mit der Menschwerdung war nicht auf einmal die Liebe da, geboren und erwacht aus dem Nichts. Jedes höher entwickelte Lebewesen, welches im sozialen Verbund mit Artgenossen lebt, verfügt über eine Gefühlswelt, die mindestens als eine primitive Vorstufe der menschlichen emotionalen Gefühlswelt betrachtet werden kann.