Mudbound (USA 2017) (Netflix)
Ländliches Mississippi zur Zeit des zweiten Weltkriegs, zwei Brüder, der eine ein rauer, aber im Grunde genommen, lieber Kerl, der versucht sich, seine Frau und die beiden kleinen Töchter mehr schlecht als recht mit den Erträgen seiner Farm durchzubringen auf der einen Seite. Auf der anderen Seite sein jüngerer Bruder, ein kleiner Filou, welcher als Bomberpilot den Krauts einheizt. Dazwischen ihr verwitweter Vater - ein Rassist wie aus dem Bilderbuch, aber wohl doch sehr, sehr typisch für die damalige Zeit (und wohl nicht nur damals, aber ich will hier nicht großartig spekulieren, bevor ich nicht zwei Jahre am Stück mal dort gelebt habe), für den Schwarze grundsätzlich Nigger und Boys sind.
Und dann wären da noch Hap und Florence, welche ein Stück weit vom Farmerhaus als Feldarbeiter leben, zusammen mit ihren Kindern in einer etwas größeren Blockhütte. Und deren Sohn Ronsel kämpft, wie der oben erwähnte jüngere Bruder des Farmers, ebenfalls in Europa gegen die Krauts. In Europa lernt er zum ersten Mal kennen, wie es sich anfühlt, als vollwertiger Mensch wahrgenommen zu werden, nicht mehr als nur Nigger oder Affe. Und mehr will ich nicht preisgeben.
Nein, zuallererst: Dies ist kein Film über den Krieg, er kommt zwar vor und er beinhaltet auch Konsequenzen, aber es dreht sich nicht um ihn, in erster Linie geht es um Menschen. Um Menschen und Armut. Um Träume und Hoffnungen. Um Momente des Glücks und ebenso Momente des Schmerzes.
Ich bin ganz ehrlich, egal wie aufgeklärt wir uns alle zu sehen glauben, egal wie mitmenschlich, der offene und brutale Rassismus, der ließ zumindest mich mehr als einmal nachdenklich werden. Diese Demütigungen und dieses Wissen, wenn man sich gegen die Weißen gewehrt hätte, dann vor Gericht keinerlei Chance auf einen fairen Prozess zu haben. Dieses andauernde "Yes Sir, Of Course Sir, I am sorry Sir", dies macht Menschen kaputt. Natürlich nicht nur dies.
Ein toller, berührender Film mit glaubwürdigen Darstellern, denen man auch abnimmt, wenn sie sich im Dreck suhlen, in der Erde graben und bis zur Bewusstlosigkeit saufen, um zu verdrängen, steht nicht 5 Meter entfernt schon der vollklimatisierte Wohnwagen mit heißer Dusche bereit.
In diesem Sinne: Harvester of sorrow.