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Davos
Guest
Ich bewerte hier für mich genauso weiter, wie sonst auch.
Hat da jemand etwas gegen eingewendet? Also ich nicht. Mir ging es darum festzustellen, dass Kunst nichts mit Gefälligkeit zu tun hat (rein kommerzielle Unterhaltung hingegen schon). Außerdem dienen Bewertungen doch dazu, anderen dabei zu helfen einzuschätzen, ob es sich für sie lohnen könnte, sich einen Film anzuschauen, ein Buch zu lesen, Musik zu hören u. s. w. Wenn du z. B. einen Film bewertest, ohne zu erklären, wie die Bewertung zustande gekommen ist, brauche ich Informationen über dich persönlich, weil die reine Punktebewertung ansonsten eine Nullinformation ist. Wie erlange ich diese Information? Indem ich mir Filme anschaue, die du bewertet hast, und indem ich dann deine Bewertungen mit meinen vergleiche. Wenn der Unterschied zwischen deinen und meinen Bewertungen groß ist, dann ist das eine Information über dich und mich, aber nicht über die Filme. Wenn du z. B. auf derselben Wellenlänge bist wie ich, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich denselben Film ähnlich bewerten würde, höher.
Außerdem fällt mir immer wieder auf, dass viele Menschen zwischen gegenständlichen Abbildungen und abgebildeten Gegenständen nicht unterscheiden können oder sich auf Kunst, die ein Gefühl des Unbehagens in ihnen auslöst, gar nicht einlassen können. In dem Zusammenhang fällt mir ein Musikstück von den Einstürzenden Neubauten ein. Ich glaube, das Stück heißt Headbanger. Das Stück ist so eine Art progressive Muskelentspannung fürs Gehirn. Erst Krach. Dann Erlösung durch Stille. Mit anderen Worten: Der Großteil des Stückes ist nur schwer erträglich, gefällt also nicht. Aber trotzdem kann ich zumindest davon profitieren, weil ich erfahre, dass Stille so wenig selbstverständlich ist wie Wasser. Wer nie durstig war, weiß auch nicht, wie lebensnotwendig Wasser ist.
Ich will also darauf hinaus, dass du, indem du dich von der Vorstellung, gut sei, was gefällt, ein wenig distanzierst, quasi deinen Gewinn an Gefühlserlebnissen und Erkenntnissen steigern kannst, und zwar selbst dann, wenn die Gefühle und Erkenntnisse nicht angenehm sind.