The Wild Bunch - Sie kannten kein Gesetz (USA 1969)
Es ist heuer 50 Jahre her, dass das so uramerikanische Genre des Westerns von Enfant terrible Sam Peckinpah in seinen Grundfesten gnadenlos zersiebt wurde. Zerrissen von der zeitgenössischen Kritik und liberalen Weichflöten, hatte der Ausnahmefilm lange Zeit einen schweren Stand. Zu lang (2 1/2h, zu depressiv, zu gewaltverliebt, zu sehr Männerbünde glorifizierend usw. usf. ...).
Alles Quatsch. Ein Western, wie es ihn danach nie wieder gab. Vollkommen entgegengesetzt zu den sauberen Western, denn die räudigen Italowestern galten (und gelten) bis heute bei nicht gerade wenigen Fans des klassischen US-Westerns als nichtexistente Bastarde, die an den Grundfesten des amerikanischen Selbstverständnisses rüttelten ...
So auch hier, wo das 20. Jahrhundert langsam, aber sicher, unstoppbar den Westen des Kontinents mehr und mehr erreichen sollte - wo Automobile die treuen Rösser verdrängen und eine neue Erfindung namens Eisenbahn für noch größere Umwälzungen bei der Besiedlung sorgen wird ...
In diese Zeit, getragen von Unruhen an der amerikanisch-mexikanischen Grenze, kommen unsere Mannen um Pike Bishop (William Holden - Die Brücke am Kwai) und seine illustre Bande von Ex-Militärs und Gestrauchelten ins Spiel ...
Nicht mehr wirklich wissend, wo sie in dieser Zeit überhaupt noch stehen oder überleben werden, vermittelt der Film stets eine nonchalant übers Filmkorn schwebende Gefühl der Melancholie ...
Peckinpah wäre natürlich nicht Peckinpah, wenn er nicht sofort am Anfang schon klar machen würde, wir leben in einer gewalttätigen Welt. In einer Welt, in der man in Zeitlupen, Glas und Blut aus dem Leben tritt. Zynisch unterlegt durch Chorgesang einer Prozession.
Und so schaut der geneigte Zuschauer diesem fatalen Haufen zu - wie er gnadenlos gehetzt wird, wie er nochmals ausgiebig feiert und vögelt - und wie er ebenso konsequent die Verantwortung für alles übernimmt. Keine Entschuldigungen, kein pussyhaftes Bitten um Gnade, einfach nur straight to the end.
"Suddenly their days were over" - Die Tagline passt zu 100%. Das Finale drückt mich immer wieder platt in den Stuhl.
UNFASSBARE BILDER ...
Danach bin ich ebenso seltsam melancholisch drauf, wie der Film und seine unsterblichen Protagonisten. Und eine Flasche Bourbon ist zu 50% geleert worden.