Fortsetzung von
https://www.hardwareluxx.de/community/threads/wer-steckt-hinter-fanxiang.1325682/post-30007959
Nachdem ich nun längere Zeit das Temperaturverhalten der Fanxiang S500 Pro beobachtet und aufbereitet habe, hier ein kurzes Zwischenergebnis
Der Temperaturanstieg fällt, wie zu erwarten, beim Schreiben am höchsten aus. Ich habe daher ein Testfile aus randomisierten Daten von 300GB vom Quelldatenträger SK Hynix P41 Platinum (seq. Lesen 7GB/s) auf die S500 Pro kopiert (i.e. seq. Schreiben) und mit HWInfo die Schreibrate sowie die Temperatur SMART 02h (diese zeigt auch CDI an) und die Temperatur 3 geloggt. Folgende Grafik zeigt die Verläufe dieser Werte auf ein und derselben Zeitachse.
1) Am Verlauf der Schreibrate fällt zunächst auf, dass der Wert nach etwa einer halben Minute stark abfällt. Das liegt daran, das der SLC-Cache voll ist und dann nur noch direkt im TLC-Modus geschrieben wird,
2) Die Temperatur SMART 02h ändert sich in den ca. 10min, die der gesamte Schreibvorgang beansprucht, um marginale 3K. Zu Beginn des Vorganges, als noch mit knapp. 2,5 GB/s geschrieben wird, fällt SMART 02h sogar.
3) Die Temperatur 3 ändert sich immerhin um 5K, was im Vergleich zum Temperaturverlauf, den andere SSD unter Last haben, sehr gering erscheint. Auch Temperatur 3 fällt eigenartigerweise im Verlauf des Schreibvorganges vorübergehend ab.
Um dem Temperaturmonitoring weiter auf den Grund zu gehen, habe ich eine zweite Messung vorgenommen; dieses Mal unmittelbar nach dem Kaltstart. Das System war zuvor etwa 8h außer Betrieb. Die Raumtemperatur lag etwa bei 20 °C. Im weitere Verlauf habe ich dann wieder einen längeren Schreibvorgang ausgeführt.
Hier fällt besonders die Abweichung am Beginn der Messung auf. Temp SMART 02h ist um 14K höher als Temp 3. Da das SSD bis dahin keine relevante Belastung gesehen hat, sind Temp SMART 02h sowie der Unterschied zu Temp 3 nicht plausibel. Wenn überhaupt müsste Temp3 geringfügig höher als Temp SMART 02h liegen, da Temp 3 stärker vom Controllers beeinflusst wird. Der Controller ist üblicherweise das Bauteil mit der höchsten Wärmefreisetzung. Die Schreiblast hat zur Folge, dass Temp 3 irgendwann Temp SMART 02h überholt.
Temperaturen im Bereich von 20 bis 40 °C haben sicher keine Bedeutung für Schutzaktionen, wie Drosselung oder Notabschaltung. Insgesamt deuten die hier gezeigten Verläufe darauf hin, dass Fanxiang wenig Wert auf korrektes Temperaturmonitoring legt.
Schlussfolgerung
Ich will nicht ausschließen, dass der marginale Temperaturanstieg unter Last daher rührt, dass dieses SSD nur kurzfristig (ca. 30s) mit hoher Geschwindigkeit schreiben kann und die langfristig mögliche Schreibgeschwindigkeit so gering ist, dass sich Leistungsaufnahme und Verlustleistung letztlich auf sehr niedrigem Niveau bewegen. Wobei hier zu berücksichtigen ist, dass Zugriffe, bei denen das NAND mit nur einem Bit (SLC-Cache) beschrieben wird, mit weniger Leistungsaufnahme verbunden sind, als Zugriffe bei denen direkt 3 Bit (TLC ohne SLC-Cache) geschrieben werden. Wenn das SSD über den SLC-Cache hinaus langsamer schreibt, bedeutet dies nicht zwangsläufig das es weniger Leistung aufnimmt und weniger Verlustwärme freisetzt.
Im Vergleich zu DRAM-less SSD mit 3D-TLC-NAND anderer Hersteller verblüffen die Temperaturwerte der S500 Pro trotzdem. Bspw. die Samsung 980 oder die WD SN550 tendieren in einschlägigen Tests zu teils deutlich höheren Temperaturen.
Klärungsbedarf
In diesem Zusammenhang ist mir aufgefallen, dass in vielen Tests angeblich bis zu 10 min mit maximaler Geschwindigkeit auf DRAM-less SSD geschrieben wird. Eigentlich müßte sich der SLC-Cache in dieser Zeit, wie in o. g. Diagramm längst erschöpft und die Schreibgeschwindigkeit weit unterhalb des maximal Möglichen eingepegelt haben, vgl.
https://www.hardwareluxx.de/index.p...-test-ohne-dram-keine-empfehlung.html?start=1
https://www.computerbase.de/2021-04/wd-black-sn850-blue-sn550-test/2/
Hat dafür jemand eine schlüssige Erklärung?