Vielen Dank für den Thread G3cko! Ein sachlicher Eröffnungspost wirkt ja Wunder auf die folgenden Kommentare.
Inhaltlich stimme ich dir nicht überall zu bzw möchte einiges ergänzen. Dabei basieren meine Ausführungen im Wesentlichen auf diesem Thread:
Ryzen: Strictly technical - AnandTech Forums
(Ich finde es schon beachtlich, dass der in meinen Augen beste Test von einem Forennutzer kommt....)
Overclocking
"Wenn der Octacore schon mit 4Ghz kommt, werden wir den Quad locker auf 5 bekommen" - falsch
Schaut Euch die Frequenz vs. Spannung Grafik in dem Thread oben an. Bis 3,3Ghz ist diese schön linear (25mV pro 100 Mhz) und verschlechtert sich danach enorm, bis für den Spring von 4 auf 4,1 Ghz ganze 100mV mehr benötigt werden. Das Design ist also auf moderate Taktraten ausgelegt und dort auch wirklich gut! (schaut euch die beiden Sprünge in dem Graphen an und versteht, wie der R7 1700 ein Octacore mit nur 65W TDP (sic!) ist). Für mich bedeutet dies, dass die Quads die von Single Thread Performance profitierenden Spiele nicht dominieren werden.
Effizienz
Ich verstehe nicht, warum AMD dies nicht zu ihrem Hauptargument gemacht hat - für mich ist es das jedenfalls. Schaut Euch dazu die Grafik ganz unten im Eröffnungspost zum Thema cTDP an. Bereits bei 35 Watt werden die 1000 Punkte im Cinebench 15 MT erreicht! Das ermöglicht nicht nur enorm leistungsstarke Notebooks, sondern ist einfach mal doppelt so gut wie Intel (auf Augenhöhe mit dem E5-2620v4 mit 84W TDP - ja ich weiß, TDP != Verbrauch...).
Leistungssteigerung durch Softwareanpassung
Hier ist in meinen Augen noch deutlich Luft nach oben. Und das Beste - die Anpassungen müssen nicht von den Anwendungs- / Spieleentwicklern gemacht werden!
Hier die größten Probleme in meinen Augen:
1) Windows Task Scheduling
Um die Last gleichmäßiger zu verteilen und das überhitzen eines Kerns zu verhindern, wird ein leistungshungriger Task all 10ms einem anderen Kern zugeordnet. Nun ist Ryzen intern ein 4+4 Design, wobei 4 Kerne immer einen gemeinsamen, 8MG großen L3 Cache haben. Die Verbindung zwischen den beiden Speicherblöcken erfolgt über das tolle neue Fabric, hat aber nach aktuellen Kenntnisstand eine Bandbreite von "nur" 22GB/s. Wird der Task also auf einen Kern aus dem anderen 4er Block verschoben, kostet dies Leistung!
Eigentlich kann Windows mit NUMA nodes umgehen und sollte das oben beschriebene Verhalten nicht zeigen (also den Task nur innerhalb der 4 Kerne mit gemeinsamen Speicher zirkulieren lassen). Ich weiß nicht, auf welcher Ebene es gerade Probleme gibt, aber es ist auf jeden Fall kein Hardwareproblem und sollte sich im Microcode oder EFI lösen lassen. Worst-Case wäre, dass Microsoft involviert werden muss und wir auf ein entsprechendes Windows-Update warten müssen.
2) Task Allocation
Aktuelle CPUs verfügen ja über die Möglichkeit, 2 Threads pro Kern zu bearbeiten (vgl Core i7 - 4 Core 8 Thread CPU). Dabei geht Intel den Weg, dass dem Betriebssystem zunächst der erste Thread jedes Kerns gemeldet wird, anschließend die zweiten: ABCDabcd
AMD geht bei Ryzen einen anderen Weg und ordnet diese nach dem physikalischen Kernen, also zuerst die beiden Threads des ersten Kerns, dann beide des Zweiten usw: AaBbCcDd
Problem: Einige findige Entwickler erzwingen nun, dass ihre Anwendung nur auf der ersten Hälfte der Kerne läuft. Im Falle von Intel kann dies die Leistung steigern, bei Ryzen wird so effektiv nur die halbe CPU genutzt!
Auch das ist kein Hardwareproblem, sondern kann sich im Microcode oder EFI lösen lassen. Worst-Case wäre, dass Microsoft involviert werden muss und wir auf ein entsprechendes Update warten müssen.
3) RAM
Aktuell scheint es noch viele Probleme mit Instabilität zu geben und dass die Taktraten der Riegel nicht erreicht werden. Hier müssen die Mainboardhersteller noch etwas an ihren EFIs feilen. Wie schon weiter oben in diesem Thread gezeigt, profitiert Ryzen mit seinem DualChannel Interface erheblich von schnellerem Ram. Für den Endnutzer bedeutet dies, dass wenn in ein paar Monaten DDR4-3200 vernünftig läuft, noch einige Prozentpunkte mehr an Leistung drin sind.
Hervorragende Gaming CPU 2017
Und hier kommt meine sehr andere Interpretation! Du zeigt auf, das Ryzen in "alten" Spielen von 2015-17 noch nicht die Nase vorn hat (Ausnahme BF1 MP), legst aber gerade in Hinblick auf die Konsolen dar, dass künftige Spiele von mehr Kernen (wie Ryzen sie bietet) profitieren werden. Soweit sind wir uns vollkommen einig. Jedoch ist meine Philosophie bei PC Hardware: Kauf die Leistung, die du JETZT brauchst und investiere nicht in Hoffnungen.
Also ja, vielleicht wird Ryzen eine hervorragende Gaming CPU in 2018. Aktuell würde ich aber den halb so teuren i5 bevorzugen (natürlich unter der Prämisse, dass wir uns nur die Spieleleistung angucken). Oder meinen dezent übertakteten i7-4770K von 2013, welcher in aktuell auf dem Markt befindlichen Spielen auf Augenhöhe mit dem 550 Euro Ryzen ist.
Zusammenfassend: Ich finde Ryzen eine großartige CPU und gerade die Effizienz lässt mich auf Notebooks und Konsolen mit enormer Leistung hoffen. Aber nur für Gaming würde ich sie aktuell nicht kaufen.