Ok, dein Standpunkt ist, der Primärk. ist nicht so wichtig, weil er nur für die Holdup-Time verantwortlich ist. Das Argument kann man akzeptieren. Allerdings gehört die Holdup-Time zur ATX-Spezifikation und ich finde ein High-End-Netzteil sollte auch noch nach Jahren die Spezifikation(en) erfüllen. Auch wenn es sich um so etwas unwichtiges(?) wie die Holdup-Time handelt. Spezifikationen gibt es ja nicht, weil's gut aussieht, sondern damit man weiß, was man (mindestens) erwarten kann. Wenn jetzt jeder anfängt, Teile einer Spezifikation für unwichtig zu erklären,...
Korrekt. Nur, wie schon erwähnt, hängt die Haltbarkeit auch sehr stark davon ab, wie hoch der Wechselspannungsanteil der Spannung ist, neben der Wärme. Dieser Anteil ist auf der Primärseite relativ gering, so dass es nicht notwendig ist, hier einen sehr guten Kondensator zu verbauen. Ein 'normaler' ist mehr als ausreichend und hat, für dich als Käufer, keinerlei Nachteile.
Also vergessen wir jetzt mal die Primärseite und reden über die wichtigere Sekundärseite: Was kommt da zum Einsatz? Teapo, OST, Capxon. Zwar nicht die billigste Klasse, aber eben deutlich schlechter als Rubycon, Nippon Chemicon, Panasonic etc... Du betonst ja selbst, dass die Sekundärseite viel wichtiger ist. Du rechtfertigst günstigere Kondensatoren im Primärkreis damit, dass sie dort keine kritische Rolle spielen. Warum kommen im Sek.-kreis die gleichen Hersteller zum Einsatz? (Wenn auch mit 105°C statt 85°C Spezifikation)
Nun, da jeder Hersteller verschiedene 'Geschmacksrichtungen' von Kondensatoren hat, würde ich die Qualität eines Kondensators nicht an dem Hersteller festmachen wollen.
Oder andersrum: Wäre es nicht sinnvoller einen guten Teapo Kondensator zu verwenden statt eines preiswerten Nippon Chemicon?
Auch unterscheiden sich vermeintlich gleiche Typen durchaus von den Eigenschaften untereinander. Das kann z.B. bedeuten, dass ein Teapo Kondesator einer bestimmten Serie bessere Ergebnisse liefert als ein Kondensator von einem anderen Hersteller, der ähnliche Spezifikationen hat.
Ich unterstützte das ganze mal mit ein paar Zitaten:
"First off, the capacitors used are from above average to just below average. Although 105°C isn't necessary for the big primary capacitors as they do not get very hot, it is something that's nice to see and we don't see it here. And on the secondary, we have 105°C capacitors, but they are a mix from Teapo, OST and CapXon."
"Kondensatortechnisch findet man eine bunte Mischung aus jeweils 105 °C spezifizierten Modellen von Teapo und Ost vor, wobei man Ost nicht unbedingt zu den qualitativ hochwertigsten Herstellern zählen kann."
"Die Sekundärseite ist mit OST und Teapo Elektrolytkondensatoren bestückt. Nur vereinzelt konnten wir Feststoffkondensatoren ausmachen. Eine eher durchschnittliche Markenwahl, denn bei einem Netzteil für Enthusiasten haben wir uns mehr erhofft"
Nun, an dieser Stelle möchte ich mal gemein sein und provokant die Frage in den Raum stellen:
Woher wissen die Reviewer, welche Kondensatoren gut sind und welche weniger gut?
Ich weiß, dieses Thema ist sehr schwer und nicht so einfach, wie es scheint...
Wenn sich in Reviews zur Herstellerwahl der K. in BQ Netzteilen geäußert wird, dann negativ. Da scheint also ein gewisser Konsens zu herrschen. Klar kann man immer noch sagen, dass auch die günstigeren Kondensatoren "lange genug" (was immer das heißen mag) halten werden und es keinen Grund gibt, auf teurere Hersteller und bessere Qualität zu setzen.
Nun, das ist eben das, was man nicht so einfach sagen kann - ohne die Datenblätter der verwendeten Kondensatoren angeschaut zu haben...
Auch sind einige Dinge nicht so, wie sie scheinen. Auch gibt es einige Dinge, die du nur wissen kannst, wenn du engen Kontakt zu einem Hersteller hast, denn nur so kannst du an diese Informationen gelangen.
Das hat vielleicht ein bisschen Ähnlichkeit mit der Diskussion SLC vs. MLC bei SSDs. SLC hat eine 10x längere Lebensdauer, trotzdem reicht MLC für den Heimnutzer völlig aus, da die meisten immer noch Jahrzente brauchen würden, um eine MLC-SSD kaputtzuschreiben. Nur der Unterschied zwischen SSDs und Netzteilen ist: Bei SSDs muss ich für SLC einen saftigen Aufpreis bezahlen (Faktor 5-10). Bei Netzteilen bieten andere Hersteller die besseren Bauteile teilweise sogar zum gleichen Preis. Und gleichzeitig wird dort nicht an anderer Stelle gespart (vielleicht mal abgesehen vom Lüfter) und dann nehme ich doch freilich die bessere Qualität, oder?
Bezüglich SLC und MLC hast du natürlich recht, nur bei Netzteilen ist es eben nicht ganz so einfach.
Es ist richtig, dass wir kaum japanische Kondensatoren einsetzen, aber ein Netzteil besteht nicht nur aus Kondensatoren.
Es sind auch andere Bauteile notwendig wie zum Beispiel Spulen, Transformatoren und so weiter...
Es gibt auch einige Dinge, an denen wir einiges sparen könnten. Zum Beispiel bestehen wir bei unseren Netzteilen auf multiplen +12V Leitungen oder auf einen Überhitzschutz. Beides sind Komponenten, die die Fertigung eines Netzteiles verteuern. Auch werden die Spulen bei einem Netzteil nicht bewertet, obwohl der User von besseren Spulen mehr hat als von einem besonders haltbaren Kondensator in 'Industriequalität'...