Seine Kernaussage war, dass Intel ihren Compiler so optimieren darf, dass ihre eigenen CPUs damit besser arbeiten.
Und nein, das ist garnix böses, sondern wird normalerweise als was gutes angesehen!
Aber das ist wohl auch naive Denkweise..
Die Frage müßte hier eher sein, warum Intel für AMD optimieren sollte?
Man stelle sich 2 weltweite Provider, a und b, vor. a hat 80% Marktanteil und b 20%. a gehört in einigen Ländern der Welt das gesamte Leitungsnetz, in einigen nicht. b hat aber ein Leitungsnutzungslizenz von a und darf seine Daten über das Netz von a schieben. Offiziell sagt der Anbieter a, dass er keinen Unterschied macht bei dem Transfer von Datenstrom a und Datenstrom b, heimlich jedoch routet er aber b über irgendwelche günstigeren Umwege, damit a mehr Kapazität über die kritischen Pfade hat. Beim Vergleich der Netzwerkleistungen der Länder fällt ins Auge, dass in den Ländern, in denen a das Netz besitzt, b unverhältnismässig schlecht abschneidet. Ist das
keine Wettbewerbsverzerrung? Mit dem Compiler ist das im Prinzip dasselbe.
AMD hat offiziell die Nutzungslizenz von Intel
gekauft, um SSE in vollem Umfang implementieren und einsetzen zu können, aber Intel verweigert mit seinem Compiler dieses Recht aus puren marktstrategischen Gründen, das ist wettbewerbswidrig. Das dürfte auch nachweisbar sein, aber so weit sind die Wettbewerbsbehörden leider noch nicht. Um das nochmal zu verdeutlichen, es geht hier nicht darum, dass irgendwelche Compileranpassungen an Intel-CPUs angeprangert werden, es geht einzig und allein um die Beschneidung der Funktionalität bei Fremd-IDs. Man kann selbstredend nicht von Intel erwarten, dass sie jetzt plötzlich SSE4a, SSE5 und/oder ABM implementieren müssen. Aber man kann verdammt nochmal erwarten, dass der Compiler
mit Vendor-ID-Abfrage genausoschnell ist als ohne. Der Pferdefuss für Intel ist, dass die neueren CPU-Architekturen ab PPro bzw. K6 RISC-CPUs mit CISC-IS sind. Hier ist Optimierung nicht mehr so eindeutig, als hätte man eine reine RISC oder CISC-CPU. Das bedeutet im Klartext, dass die Optimierungen, die man für die eigene CPU vornimmt, plötzlich auch auf Konkurrenz-CPUs einiges bringen könnten. Das passiert offensichtlich, wenn man GCC mit dem gepatchten ICC vergleicht. Also bremst Intel die Konkurrenz künstlich aus, um sagen zu können, dass die eigenen CPUs doch viel schneller sind mit Hinweis auf die ICC-compilierten Apps. Das ist schlicht Vorspieglung falscher Tatsachen und jetzt sagt mir noch einmal einer, das wäre ok... Würde Intel dafür einen verbraten bekommen, könnte es passieren, dass einige Intel-treue Firmen, die den ICC "aus gutem Glauben" einsetzen, um die Reputation nicht zu verlieren, plötzlich auf Portland setzen würden
(man darf nicht vergessen, dass es sich hier um einen professionellen Markt handelt, in dem die Entscheidungsträger von der Technik selber kaum Ahnung haben. Wenn das aber plötzlich in den Nachrichten läuft, wird man unangenehme Fragen stellen intern). Das wäre die Situation, die wirklich Gleichheit zwischen den Herstellern schaffen würde, denn dann wäre Intel gezwungen, die Abfrage rauszuschmeißen. Vielleicht passiert da sogar noch was, wenn die erste große Wettbewerbsentscheideung der EU-Kommission endlich mal draußen ist. AMD wird sich des Problems durchaus bewußt sein, und auch die Compilerproblematik zu Sprache bringen, wenn die Zeit dafür reif ist.
Man kann sich hier nicht mit einer Art "Kompatiblitätsmodus" herausreden - der ICC ist
offensichtlich beschnitten, wenn eine "falsche" ID zum Tragen kommt. Beweise gibts zuhauf, sei es die c't oder andere, die sich damit beschäftigt haben.
Das nur mal als Begründung, warum ich die Testerei solcher Programme, die den ICC als Basis haben, in Reviews als höchst problematisch erachte (um die Kurve zum Thread-Thema zu kriegen
) und da für eine Blacklist bin, solange die Vorgänge nicht abschließend geklärt sind. Würde es die Abfrage nicht geben und der ICC auch auf AMD-CPUs voll funktionsfähig sein, hätte ich absolut nichts dagegen einzuwenden, diese Programme zu testen mit dem Hinweis, dass diese mit dem ICC compiliert wurden. Solche Programme gehören dann auch ins Gesamtrating, da sie nunmal einen Teil des Gesamtmarktes darstellen. Aber so wie das im Moment abläuft, ist das Scheisse. Gäbe es eine solche Blacklist und wird diese von nur
einem Reviewer eingesetzt, wären die restlichen Reviewer ebenfalls gezwungen, sich damit auseinanderzusetzen. Das könnte schon einige bewirken
bevor das rechtlich geklärt ist.
@ Threadersteller, wenn schon sowas gemacht wird, muss man vorher abschließend klären,
warum sowas gemacht wird
. So führt das, wie die ganze Zeit schon, nur zu Diskussionen darüber.