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Trotz der üblichen konservativen Modellpflege dürfte sich Samsungs Produktpolitik 2014 von der der letzten Jahre abheben. Denn nachdem man mit dem Galaxy Alpha erste Schritte in Richtung eines neuen Designs zurücklegte, zeigt man mit dem Galaxy Note Edge, was uns in der näheren Zukunft in Sachen Displays erwartet. Ob der Knick aber echte Vorteile bietet, zeigt unser Test.
Dass dieser überhaupt möglich ist, ist einer PR-Aktion zu verdanken. Über Facebook aktivierte Samsung ausreichend Interessenten, nur so - glaubt man den Aussagen - kann das Smartphone auch in Deutschland erworben werden. Zumindest im Kern dürfte dies wahr sein. Denn das Galaxy Note Edge wird in deutlich geringeren Stückzahlen als beispielsweise das Galaxy S5 oder Galaxy Note 4 gefertigt. Auch weil die Fertigung des Displays aufwendiger und teurer als üblich ist.
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Hardware und Gehäuse
Beim Rest sieht es hingegen anders aus. Denn die Basis hat man unverändert vom Galaxy Note 4 übernommen, weshalb die Eckdaten schnell zusammengefasst sind. Die Europa-Version verwendet ebenfalls Qualcomms Snapdragon 805 mit seinen vier bis zu 2,7 GHz schnellen CPU-Kernen, 64 Bit bleiben der asiatischen Variante mit Samsungs Exynos 5433 vorbehalten. Damit bleibt auch das Mobilfunkmodem unangetastet, das erneut LTE nach Cat 6 unterstützt. Auch hinsichtlich der weiteren Schnittstellen - WLAN nach ac-Standard, Bluetooth 4.0, NFC, Micro-USB 2.0 - sowie des Speichers - 3 GB RAM, 32 GB interner Speicher mit microSD-Slot - gibt es keine Veränderungen. Zu guter Letzt kennt man auch die beiden Kameras mit 16,0 und 3,7 Megapixeln, die Fingerabdruck- und Pulssensor sowie den verbesserten S Pen bereits vom Galaxy Note 4.
Von diesem abgewichen wird aufgrund des gebogenen Displays beim Gehäuse. Das Galaxy Note Edge bringt es hier auf 151,3 x 82,4 x 8,3 mm, was in der Länge etwa 2 mm weniger und in der Breite etwa 4 mm mehr bedeutet; die Höhe ist nahezu identisch, das Gewicht mit 174 g ebenso. Auch beim grundsätzlichen Design hat sich nichts getan, die Biegung am rechten Rand hat jedoch die Umpositionierung der Standby-Taste zufolge, die an das obere Ende gerutscht ist. Hinsichtlich der Ergonomie ist dies eine Verschlechterung gegenüber dem Note 4, immerhin liegt das Smartphone aber auch dank der griffigen Rückseite sicher in der Hand.
Rechtshänder haben im Übrigen einen klaren Vorteil. Denn wer das Gerät in der rechten Hand hält und mit der linken bedienen will, erreicht den gebogenen Bereich des Displays deutlich schlechter als umgekehrt. An der Verarbeitung gibt es erneut nichts auszusetzen, auch beim Galaxy Note Edge unterlaufen Samsung keine Patzer.
Display
Wirklich interessant ist jedoch das Display, obwohl das Galaxy Note Edge nicht das erste Smartphone mit gebogener Anzeige ist. Denn schon im vergangenen Jahr zeigten sowohl Samsung als auch LG mit dem Galaxy Round und dem G Flex, wohin die Reise in den kommenden Jahren gehen könnte. Ersteres Modell schaffte es offiziell jedoch nie nach Europa, letzteres enttäuschte in vielen Tests. Zudem boten beide Geräte in Hinblick auf die Displays keinerlei nennenswerten Mehrwert - auch wenn die Hersteller dies natürlich anders sahen. Bei Samsungs zweiten Anlauf sieht dies nun anders aus, denn statt die Anzeige einfach in der Horizontalen oder Vertikalen im Stile der aktuellen Curved-Fernseher zu biegen, hat man den rechten Rand regelrecht abgeknickt.
Möglich wird dies erneut durch den Einsatz eines flexiblen Super-AMOLED-Panels, über dessen technische Daten zumindest am Rande ein wenig gestritten werden kann. Misst es nun 5,7 oder doch nur 5,6 Zoll? Können die 160 Pixel am Rand einfach hinzugerechnet werden oder nicht? Orientiert man sich an den offiziellen Angaben, verteilen sich auf 5,6 Zoll 2.560 x 1.440 Pixel, womit das Display minimal kleiner, aber auch etwas schärfer als beim Galaxy Note 4 ausfällt. Zusätzlich stehen am Rand 160 Pixel zur Verfügung, womit insgesamt 2.560 x 1.600 bei 5,7 Zoll für die Darstellung von Inhalten bereitstehen, die Pixel-Dichte würde damit von 525 auf 530 ppi steigen (Galaxy Note 4: 515 ppi).
In puncto Messwerten gleicht das Display dem des Galaxy Note 4, sieht man einmal von den üblichen Streuungen ab. Die Helligkeit liegt bei maximaler Einstellung zwischen 330 und 346 cd/m2, die Farbtemperatur bei weißen Flächen bei durchschnittlich etwa 6.800 Kelvin und der Kontrast aufgrund der OLED-Technik jenseits des Messbaren und damit im sehr guten Bereich. Für den Außeneinsatz ist die gebotene Helligkeit meist ausreichend, erst bei direkter Sonneneinstrahlung nehmen die Spiegelungen überhand.
Der Seitenbildschirm
Auch wenn es sich um ein Panel handelt, entsteht schnell der Eindruck, dass es sich um zwei separate Anzeigen handelt. Denn der Seitenbildschirm, so nennt Samsung den abgetrennten rechten Bereich, ist inhaltlich strikt vom Haupt-Display getrennt. Deutlich wird dies nicht nur auf dem Homescreen, sondern auch in beinahe allen Anwendungen. Während auf der Front die üblichen Inhalte wie bei jedem Android-Smartphone angezeigt werden, nutzen die Südkoreaner die seitliche Ansicht für unterschiedliche Zwecke. So ist ab Werk beispielsweise der typische Google-Order nicht auf der Front, sondern auf der Seite zu finden, gleiches gilt für die üblichen Verknüpfungen wie Google Play, die Kamera oder das Kontaktverzeichnis. Diese Shortcuts können vom Nutzer angepasst werden, beispielsweise können auch häufig verwendete Apps abgelegt werden.
Per Wisch nach unten können verschiedene Panels aufgerufen werden. Vorinstalliert sind hier beispielsweise ein digitales Maßband, ein Timer sowie eine Stoppuhr, aber auch die Fernbedienung für die Taschenlampe oder die Audioaufnahme. Ein Wisch nach oben ruft hingegen die Seitenbildschirm-Einstellungen auf, per Geste nach rechts oder links kann zwischen den unterschiedlichen Panels gewechselt werden. Auch hier hat Samsung bereits einige vorinstalliert, über den eigenen App Store können weitere bezogen werden. Bislang ist die Auswahl noch gering, in Zukunft dürften jedoch einige interessante Anwendungsmöglichkeiten hinzukommen.
Bis dahin bleibt es beispielsweise bei der Einblendung von Schlagzeilen, dem Wetterbericht, der Anzahl eingegangener Nachrichten oder der Bedienung der S-Pen-kompatiblen Programme. In einigen Applikationen wird der Seitenbildschirm aber auch für die Bedienung genutzt. So wandern in Samsungs Mediaplayer die Steuerelemente vom unteren Rand an die Seite, ebenso in der Kamera-App. Die Zahl der Programme, die von dieser Möglichkeit Gebrauch machen, ist jedoch noch äußert gering, auch hier könnte sich in Zukunft jedoch noch einiges tun. Einen echten Mehrwert bietet diese Verlagerung aber nicht immer: Während der gewonnene Platz beim Fotografieren gefällt, bringt er bei der Wiedergabe von Musik nichts.
Im Test am besten gefallen hat jedoch eine ganz andere Funktion, die erst in den Tiefen des Optionsmenüs aktiviert werden muss. Dort versteckt sich der Nachtuhr-Modus, der auf Wunsch permanent die Uhrzeit im Seitenbildschirm einblendet - auch, wenn sich das Smartphone im Standby befindet. Dabei wird die Helligkeit automatisch reduziert, damit im Schlaf nichts stört. Warum dieser Modus allerdings nur innerhalb eines einstellbaren 12-Stunden-Fensters und nicht permanent nutzbar ist, bleibt Samsungs Geheimnis.