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So wechselvoll die jüngere Geschichte Motorolas ist, so wechselvoll ist auch die des Moto G. Ab Ende 2013 sorgte es für überraschend gute Kritiken und hohe Verkaufszahlen, die bisher zwei erschienenen Nachfolger konnten daran jedoch nicht anknüpfen. Nun steht mit dem Moto G4 die vierte Generation bereit. Warum zumindest die Plus-Version nur wenig mit dem einstigen Erfolgsmodell zu tun hat, zeigt der Test.
Um Irritationen zu vermeiden, muss die Aufsplitterung ein Stück weit erklärt werden. Wie schon bei der Moto-X-Reihe, die derzeit aus Moto X Style und Moto X Play besteht, gibt es nun auch eine Preisklasse weiter unten zwei Vertreter. Das Moto G4 startet bei unverbindlichen 249 Euro, das Moto G4 Plus bei 299 Euro. Bedenkt man, dass das erste Moto G für nur 169 Euro zu haben war, wird die erste große Abweichung erkennbar.
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Doch es muss nicht nur zwischen Plus und Non-Plus gewählt werden, auch mehrere Hardwarekonfigurationen stehen zur Wahl. Im Moto Maker kann zwischen 16 und 32 GB (Moto G4) sowie 32 und 64 GB (Moto G4 Plus) gewählt werden. Fällt die Wahl auf letztere Option, wächst der RAM von 2 auf 3 GB. Die getestete Version mit 2 und 16 GB wird wiederum nur über den Handel angeboten. Den Aufpreis gegenüber dem Moto G4 in Höhe von 50 Euro zahlt man in diesem Fall für nur zwei Abweichungen: Einen Fingerabdrucksensor sowie eine höher auflösende Kamera auf der Rückseite.
Vielleicht auch deswegen haben erste Händler schon jetzt die UVP deutlich unterboten, verlangt werden im besten Fall nur noch 270 Euro.
Das Display wächst wieder
Nach 4,5 und zweimal 5,0 Zoll bringt es die vierte Generation des Moto G inzwischen auf 5,5 Zoll. Vom handlichen Smartphone ist damit nichts mehr übrig gebelieben.
Immerhin hat man aber nun auch die Auflösung erhöht. Dank 1.920 x 1.080 Pixeln steigt die Pixel-Dichte auf 401 ppi, was eine mehr als ausreichende Schärfe bedeutet. An der IPS-Technik hält man hingegen fest, Betrachtungswinkel und Farbintensität sind gut. Lediglich die Farbtemperatur enttäuscht ein wenig, mit mehr als 7.100 Kelvin haben eigentlich weiße Flächen einen Blaustich.
Entschädigt wird man von der guten Hintergrundbeleuchtung, die 526 cd/m² bietet, sowie vom Kontrast. Mit 1.589:1 liegt der über dem Schnitt.
Genügend Leistung für vieles
Eine Änderung nimmt man auch beim SoC vor. Nachdem die letzten Generationen Qualcomm-Chips der Snapdragon-400-Reihe erhielten, springt man nun zur 600er Familie. Dass man zum Snapdragon 617 greift, mag unter Umständen aber lediglich dem Zeitplan geschuldet sein. Denn die Modelle Snapdragon 430 und 435, die man eher erwarten würde, sind noch nicht für Endgeräte verfügbar; für den Snapdragon 625 gilt das nicht. So teilt sich das Moto G4 Plus den SoC mit dem HTC One A9.
Der Octa-Core-Chip mit seinen Cortex-A53-Kernen, die je nach Cluster 1,2 oder 1,5 GHz erreichen, sorgt für eine vielfach mehr als ausreichende Leistung, Probleme in Form von Rucklern und ähnlichem gibt es fast ausschließlich in technisch anspruchsvolleren Spielen. Vergleicht man die üblichen Benchmark-Werte, reiht sich das Moto G4 Plus meist im unteren Mittelfeld ein. Etwa 35.800 und 41.100 Punkte in AnTuTu 5 und 6 zeigen das ebenso wie 9.700 Punkte im 3DMark (Ice Storm Unlimited). In bestimmten Fällen profitiert das Smartphone von der vergleichsweise schnellen GPU, in einigen anderen vom Tempo, das der interne Speicher erreicht (141 MB/s beim Lesen, 44 MB/s beim Schreiben).
Insgesamt gilt deshalb: Wer das Handy nicht als mobile Spielekonsole nutzen will, dürfte mit der gebotenen Leistung zufrieden sein. Vor allem dann, wenn man noch das erste Moto G sein Eigen nennt. Gegenüber dem hat sich die Performance in den meisten Fällen verdoppelt, mitunter liegt das Plus bei 150 bis 180 %.
4, 7, 4.1, 4.2?
Hinsichtlich der Schnittstellen bewegt sich das Moto G4 Plus eindeutig in der Mittelklasse - man könnte sogar schon fast vom unteren Teil dieses Segments sprechen. Bestes Indiz hierfür ist das WLAN-Modul. Das unterstützt zwar auch das 5-GHz-Netz, bleibt in Sachen Tempo aber beim n-Standard (802.11n) stehen. Warum man sich bei Motorola respektive Lenovo so entschieden hat, ist eine interessante Frage, die man auch bezüglich des Modems stellen könnte. Laut Datenblatt ist bei 150 Mbit/s im Downstream Schluss (Cat 4), Qualcomm verspricht hingegen Cat 7 und damit 300 Mbit/s. Und zu guter Letzt widersprechen sich die Angaben zu Bluetooth. Hier spricht der SoC-Lieferant von Version 4.1, das Datenblatt von 4.2.
Davon abgesehen präsentiert sich das Smartphone souverän. Beim Telefonieren sorgen die zwei Mikrofone für eine zuverlässige Unterdrückung störender Nebengeräusche, der Frontlautsprecher ist ausreichend laut und klar. Und auch bezüglich der Sende- und Empfangseigenschaften gibt es nichts zu kritisieren. Der zweite Lautsprecher könnte hingegen von allem etwas mehr vertragen, vor allem in Hinsicht auf mittlere und tiefe Frequenzen.
Grundsätzlich lobenswert ist die Integration des Fingerabdrucksensors, über den das Moto G4 Plus anders als das Moto G4 verfügt. Es enttäuscht aber nicht nur die optische Umsetzung, sondern auch die Erkennungsrate. Im Test musste schon die erstmalige Einrichtung mehrfach weiderholt werden, im Betrieb gab es dann immer mal wieder Situationen, in denen nach mehreren Fehlversuchen auf die Eingabe der PIN zurückgegriffen wurde. Da man sich software-seitig komplett auf Android verlässt, gibt es anders als beispielsweise bei Huawei keine Möglichkeit, den Sensor auch als Bedienhilfe zu nutzen.
Besser gefällt die Möglichkeit, bis zu zwei SIM-Karten sowie eine microSD-Karte gleichzeitig nutzen zu können.