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Google Pixel XL im Test - Laufzeit, Software

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Laufzeiten von schlecht bis gut

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Bedingt durch das große Display steht im Innern des Gehäuses viel Platz für den Akku zur Verfügung. Befürchtungen, Google könnte es wie Samsung übertrieben haben, sind aber überflüssig. Denn im engeren Galaxy Note 7 steckt mit 3.500 mAh ein leicht größerer Akku, im Pixel XL sind es 3.450, im Pixel 2.700. Dennoch gehört die größere der beiden Neuheiten zu den Smartphones mit den größten Energiespeichern, nur wenige populäre Geräte wie das Galaxy S7 edge oder Huawei Mate 8 bieten noch mehr.

In Zeiten immer effizienter werdender SoCs sowie ausgeklügelter Energiesparmaßnahmen ist die reine Kapazität aber wenig aussagekräftig - das bestätigt das Pixel XL einmal mehr. Im obligatorischen PCMark-Akkutest hielt es im Test etwas mehr als achteinhalb Stunden durch, die Top 5 wurden somit nur knapp verfehlt. Ein ganz anderes Bild dann jedoch in der Video-Schleife. Bei einer Display-Helligkeit von 200 cd/m² und lokal gespeicherten Full-HD-Material musste nach genau 400 Minuten oder gut sechseinhalb Stunden zum Ladegerät gegriffen werden. Das bedeutet einen Platz im unteren Bereich der Liste.

Die Gründe für das schlechte Abschneiden sind unklar, allerdings ist das Pixel XL nicht das erste Gerät mit Snapdragon 820 respektive 821, bei dem die Laufzeiten in Benchmarks negativ auffallen. Auch das HTC 10 und LG G5 boten teilweise auffällige Werte.

Ein echtes Negativkriterium ist das beim Google-Phone aber nicht. Denn im Alltagseinsatz hielt es knapp zwei Tage durch, zwischen Ab- und Anstöpseln lagen etwa 45 Stunden. Dieser Wert kann je nach Nutzerprofil aber deutlich variieren. Wer unterwegs viel spielt, wird das Pixel XL mindestens einmal am Tag laden müssen, wer zwischendurch immer mal wieder längere Standby-Zeiten hat, wird hingegen auch drei Tage ohne Ladegerät auskommen. Google selbst wirbt mit Laufzeiten von bis zu 14 Stunden bei der Wiedergabe von Videos oder beim Surfen per WLAN oder LTE, nennt aber wie üblich keine Rahmenbedingungen - es dürfte sich somit um reine Laborwerte handeln.

Eingehalten wird hingegen das Versprechen des schnellen Ladens. Nach nur 15 Minuten am Ladegerät soll eine Laufzeit von sieben Stunden möglich sein, auch das Befüllen von 0 auf 100 wird mit hohem Tempo beworben. Beides konnte im Test bestätigt werden, Voraussetzung ist aber die Nutzung des mitgelieferten Ladegeräts.

USB PD statt Quick Charge 3.0

Denn genutzt wird nicht Qualcomms Quick Charge 3.0, sondern USB PD (Power Delivery). Grund für den Einsatz des noch selten anzutreffenden Standards dürfte die von Google selbst losgetretene Diskussion über Spezifikationsverletzungen durch Qualcomm sein. Schon im Herbst 2015 verwies man in Mountain View auf die Tatsache, dass Quick Charge entgegen der Vorgaben von USB Typ-C mehr als 5 V über den VBus bereitstellt, in der Spitze sieht die Schnellladelösung bis zu 12 V vor.

Anders als für Quick Charge ist für USB PD kein bestimmter SoC nötig, auch bezüglich des Steckertyps oder der USB-Version gibt es nur sehr wenige Vorgaben. Nur beim Einsatz von USB PD in Revision 2.0 wird verlangt, dass es sich um einen Typ-C-Stecker sowie USB 3.1 handeln muss. Dafür gibt es aber weit mehr Spielraum bezüglich der Ladeleistung. Denn während Revision 1.0 lediglich fünf verschiedene Profile mit nur fünf Ausgangsleistungen (10 W, 18 W, 36 W, 60W, 100 W) gibt, gibt Revision 2.0 nur fünf Leistungsfenster vor. Damit lassen sich beinahe beliebige Leistungen zwischen 0,5 und 100 W bereitstellen. Google hat sich in der Spitze für die Kombination von 9 V und 2 A entschieden, maximal liefert das Netzteil somit 18 W - der gleiche Wert, den auch Quick Charge 3.0 zur Verfügung stellen kann.

Der Nutzer bekommt von den technischen Unterschieden aber nichts mit, die Nutzung von USB PD unterscheidet sich nicht. Nur das Mitführen des zum Lieferumfang gehörenden Kabels sollte man sich gewöhnen. Denn ausgangsseitig bietet das Ladegerät lediglich eine Typ-C-Buchse. Zusätzlich wartet im Karton aber auch das gewohnte Kabel von Typ-A auf Typ-C. Problemlos wechseln kann man den Akku des Pixel XL übrigens wie erwartet nicht, drahtloses Laden ist ebenso wenig möglich. Vor allem letzteres ist angesichts des Smartphone-Preises überraschend, grundsätzlich möglich wäre es trotz Metallgehäuses.

Anroid 7.1 mit dem gewissen Extra

Das Argument für den Kauf eines Nexus-Smartphones war die schnelle Verfügbarkeit von Android-Updates, aber auch die vergleichsweise lange Support-Dauer. Mittlerweile hat sich das ein wenig geändert. Erst seit wenigen Tagen ist beispielsweise das Android-Nougat-Factory-Image für das Nexus 6 verfügbar, zudem wurde die aktuelle Major-Version erstmals nur in Wellen und damit stark zeitverzögert ausgeliefert.

Und dann gibt es da noch die vor einigen Monaten aufgeflammte Diskussion rund um das echte Android. Lange Zeit galt: Was Google auf dem Nexus anbietet, ist das reine Betriebssystem. Inzwischen wird aber immer klarer, dass dies eigentlich nie oder zumindest nur in der Anfangszeit der Fall war. Schon in der Vergangenheit haben Nexus-Smartphones über Funktionen verfügt, die so nicht Bestandteil der Plattform waren. Streng genommen gehören auch die Google-Applikationen nicht zum reinen Android, wegzudenken sind sie für viele Nutzer aber kaum noch. Ein Aspekt, der die EU-Kommission zu einer Untersuchung veranlasst hat.

Doch was hat das Ganze mit dem Pixel XL zu tun?

Auf die Antwort stößt man schon nach den ersten Minuten der Nutzung. Denn nicht nur, dass Google dem Smartphone mit Android 7.1 eine gänzliche neue Version des Betriebssystems spendiert hat, es gibt auch wieder einige Änderungen, die man so vermutlich nicht auf anderen Android-Smartphones finden wird.

Auffällig ist diesbezüglich der App Drawer, der nun über einen Wisch nach oben regelrecht aufgezogen wird. Vielleicht stößt der ein oder andere dabei auch auf die zweite Neuerung. Mit Shortcuts will Google Apples 3D Touch kontern, ohne dass dafür Änderungen der Display-Hardware nötig sind. Ein langer Druck auf ein Icon ruft - falls die Entwickler dies berücksichtigt haben - eine Overlay mit unterschiedlichen Optionen auf. Bei der Kamera-App lassen sich so schnell Selfies oder Videos aufnehmen, Google Maps ermöglicht auf diesem Wege das Starten der Navigation zur hinterlegten Arbeits- oder Heimadresse, die Telefon-App bietet das schnelle Anlegen neuer Kontakte oder das Aufrufen von Favoriten. Unterstützt wird Shortcuts von einer Vielzahl an Google-Apps, aber noch nicht von allen. Die Zahl der Drittanbieter-Programme ist abermals geringer, genannt werden unter anderem Evernote und Foursquare.

Der Assistent spricht nun Deutsch

Der dritte große Punkt betrifft den Google Assistent, den wir hier der Einfachheit halber schlicht als Assistenten bezeichnen. Gestartet wird dieser entweder durch einen langen Druck auf den Home-Button oder den Schlüsselsatz „Ok, Google“. Während der erstmaligen Nutzung wird das Pixel und Pixel XL auf die Sprache des Nutzers trainiert, sodass eine ungewollte Aktivierung durch Fremde nicht erfolgen soll. Im Test sorgte dies tatsächlich dafür, dass nur auf den Tester selbst reagiert wurde.

Der Umfang des Assistenten entspricht dem aus dem neuen Google-Messenger Allo - mit dem Unterschied, dass er auf den beiden neuen Smartphones vom Start weg auch Deutsch versteht. Das Unternehmen betont jedoch, dass Aussprache und Funktionsumfang noch dem englischen Pendant entsprechen. Das fällt schon nach wenigen Minuten auf, mehr Intelligenz und Sprachvermögen als Siri zeigt er aber schon jetzt.

Beantwortet werden Fragen zu Sportergebnissen ebenso zuverlässig wie solche nach dem Wetter oder der Verkehrslage. Insgesamt spürt man schnell, welch mächtiges Werkzeug die im Hintergrund arbeitende Google-Suche für solche Zwecke ist. In den Assistenten integriert wurde die erst mit Android 6.0 eingeführte Funktion Now on Tap. Wird der Home-Button nach oben gezogen, analysiert die Software den Inhalt des aktuellen Bildschirms und gibt im Idealfall passende Hinweise.

Dem nicht erweiterbaren Speicher will Google nicht nur mit dem bereits erwähnten Platz bei Google Foto begegnen, sondern auch mit der im englischen als Smart Storage bezeichneten Lösung. Die sorgt auf Wunsch automatisch dafür, dass Fotos und Videos, die älter als 30, 60 oder 90 Tage alt sind, vom Smartphone gelöscht werden, sofern sie bereits in die Cloud geladen wurden. Komplett entfernt werden sie aber nicht, behalten werden Vorschaubilder in geringerer Bildqualität.

Kleine Änderungen gegenüber Version 7.0

Nennenswert sind darüber hinaus noch der nun im Betriebssystem verankerte Nachtmodus für das Display sowie die Berücksichtigung von Daydream VR. Andere Punkte betreffen in erster Linie Entwickler und Provider. Letztere führen zu der Befürchtung, dass bei der Deutschen Telekom gekaufte Exemplare des Pixel und Pixel XL unter Umständen später und möglicherweise auch gar nicht mit Updates versorgt werden. Aus den USA heißt es dazu von Seiten des dortigen Exklusivpartners Verizons, dass es keine Verzögerungen bei der Bereitstellung geben werde. Die auf dem Testgerät vorinstallierte Applikation der Deutschen Telekom ließ sich anstandslos deinstallieren.

In Summe gefällt die Benutzeroberfläche des Pixel und Pixel XL. Die Optik fällt schlicht aus, so manche Zusatzfunktion entpuppt sich schnell als hilfreich, vor allem der Assistent gefällt diesbezüglich. Dennoch bleibt ein leichter Nachgeschmack. Denn die Änderungen, die Google gegenüber Android 7.0 vorgenommen hat, dürften nicht dazu führen, die Fragmentierung des Marktes zu verringern. Zudem hat man sich mit der Pixel-Version des OS‘ noch weiter vom reinen Android entfernt.

Quellen und weitere Links

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