Viel Glas, wenig Fehler
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Wenn man sich von der Konkurrenz unterschieden will, gelingt das natürlich auch über die Optik. Denn trotz oftmals eigener Ansätze sind viele Smartphones mittlerweile kaum noch auseinanderzuhalten, was für die Hersteller natürlich ein Problem ist - wenn mein Modell nicht klar zu erkennen ist, lenkt es die Aufmerksamkeit natürlich nicht auf mich. Deshalb ist es nur logisch, dass HTC das Gehäuse als Differenzierungsmerkmal nutzen will.
Das besondere beim U Ultra ist dabei die Tatsache, dass man sich vom Unibody-Design, das die Taiwaner einst etabliert haben, verabschiedet hat. Auch Aluminium spielt keine große Rolle mehr. Stattdessen dominiert Glas, was so manchen zunächst verschrecken mag. Denn das Material steht nicht in dem Ruf, besonders stabil oder widerstandsfähig zu sein, selbst vermeintlich beständige Varianten sind oftmals schnell mit Kratzern übersät. Und dann ist da natürlich noch das Problem von Stürzen - die steckt ein Kunststoff- oder Metallgehäuse in aller Regel besser weg.
Durch ein neues Fertigungsverfahren will HTC jedoch einen gewissen Grad an Widerstandsfähigkeit erreicht haben - Details zur Stabilität verrät man aber nicht. Dieses Verfahren ermöglicht aber nach eigenen Angaben auch erst das Design der Rückseite. Denn an den vier Ecken ist das Glas dreidimensional geformt, eine Erweiterung des inzwischen verbreiteten 2.5D-Glases auf der Front vieler Smartphones. Dies sowie der Einsatz mehrerer miteinander verklebter Schichten sorgt dafür, dass die Farbe des Gehäuses - zur Wahl stehen Weiß, Blau, Schwarz und Pink - aus jedem Blickwinkel ein wenig anders wirkt - ähnlich dem Effekt, der bei einem Wassertropfen auf einem Gegenstand entsteht. HTC spricht deshalb von Liquid Surface.
Die weitere Optik fällt hingegen eher schlicht aus. Der in Gehäusefarbe gehaltene Metallrahmen, der 3,6 mm dick ist, läuft um das gesamte Gehäuse herum und sorgt für die notwendige Verwindungssteife, die in ihn integrierten Antennenisolatoren sind - zumindest beim blauen Testmodell - gut kaschiert. Die Front kommt ohne Herstellerlogo aus, auffällig ist hier bei ausgeschaltetem Display lediglich die Frontkamera. Die Rückseite wird ebenfalls von der Kamera dominiert, je nach Geschmack wirkt sie entweder auflockernd oder störend. Denn mit einer Bauhöhe von zusätzlich etwa 2 mm sowie Maßen von 14 x 14 mm ist sie alles andere als kompakt. Insgesamt wirkt das 162,4 x 79,8 x 8,0 mm große U Ultra aber sehr durchdacht sowie elegant gestaltet und kann sich optisch von der Konkurrenz abgrenzen.
Das gilt auch für die Verarbeitungsqualität, die nahezu tadellos ist. Die am rechten Rand untergebrachten Tasten für Lautstärke und Standby sind sauber eingefügt und haben kein überflüssiges Spiel, gleiches gilt für den Kartenträger, der vom oberen Rand aus erreicht werden kann. Allerdings stimmt dessen Farbton nicht zu 100 % mit dem des restlichen Rahmens überein, was allerdings nur bei sehr genauem Hinschauen auffällt.
Einen kleinen Mangel weist das U Ultra aber auch hinsichtlich der Ergonomie auf. Denn klammert man das zweite Display aus, nimmt die Anzeige nur 69 % der Front ein, inklusive Zusatzanzeige sind es immerhin etwa 72,5 %. Aber auch ein besserer Wert würde nichts daran ändern, dass das Smartphone nicht mit einer Hand bedient werden kann. Dafür liegt es dank der zu den Rändern hin abgerundeten Rückseite gut in der Hand, bedingt durch das Glas ist es allerdings eher rutschig.
Nicht verlassen sollte man sich im Übrigen auf HTCs Versprechen, die Rückseite sei aufgrund einer speziellen Beschichtung gut vor Fingerabdrücken geschützt. Denn binnen Sekunden sind zahlreiche Abdrücke vorhanden, die sich allerdings - und hier stimmt die zweite Aussage des Unternehmens - problemlos abwischen lassen.
Android 7, aber keine KI
An dieser Stelle hätte ursprünglich stehen sollen, wie gut sich das U Ultra in einem anderen Punkt von der Konkurrenz abhebt. Doch ausgerechnet die von HTC selbst in den Vordergrund gestellte künstliche Intelligenz fehlt. Dabei war der Sense Companion, so der Name der KI, dafür vorgesehen, im Alltag zu helfen und kontinuierlich dazulernen - selbst von regelmäßigen Updates zur Erweiterung war die Rede. Inzwischen heißt es vom Hersteller, dass die Software erst im Laufe des zweiten Quartals zur Verfügung gestellt werden soll - positive Werbung zum Verkaufsstart sieht anders aus.
Somit müssen es Android 7 und die eigene Oberfläche Sense richten. Die verändert auch in Verbindung mit der aktuellen Version des Betriebssystems wenig an dessen Original-Aussehen - mit allen Vor- und Nachteilen. Erstere betreffen natürlich den geringeren Aufwand bei der Entwicklung von Updates, letztere haben Auswirkungen auf die Bedienbarkeit, vor allem in Hinblick auf Android-Neulinge. Denn Samsungs TouchWiz und andere Oberfläche nehmen den Nutzer stärker an die Hand und erleichtern somit den Umgang ein wenig - natürlich auf Kosten des „Vanilla“-Looks. Dort, wo HTC dann aber Veränderungen vorgenommen hat, wird es übersichtlicher, beispielsweise in den Einstellungen.
Festgehalten hat man auch daran, so viele Applikationen wir möglich von Google zu übernehmen. Es gibt dementsprechend auch unter Android 7 und Sense ab Werk nur Chrome als Browser, die Galerie-Funktion übernimmt Google Foto. Im Gegenzug bietet man dort, wo man es für nötig erachtet, eigene Lösungen an. Dazu gehört unter anderem die Kamera-App.
Über HTC Themes kann zwischen einer Vielzahl von Designs gewählt werden, auch die üblichen Anpassungen sind möglich. Wieder mit dabei ist Boost+, HTCs Version einer Systembereinigung, die in ähnlicher Form inzwischen auf vielen Smartphones vorhanden ist. Grundsätzlich kommt auch das U Ultra ohne vorinstallierte Werbe-Apps aus, leider will HTC dem Nutzer während der Ersteinrichtung aber diverse Programme aufs Auge drücken. Die entsprechenden Einblendungen und Nachfragen sind zwar schnell weggedrückt, leider sind mehreren Fällen aber bereits die Häkchen gesetzt. Unaufmerksame Nutzer installieren dann vermutlich überflüssige Software.