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HTC U Ultra im Test (Update) - Displays, Akku

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Der Helfer über dem Display

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Der erste echte Punkt, mit dem sich das U Ultra von seinen Konkurrenten abheben soll, ist das Display - nicht das eigentliche, sondern das darüber. Denn HTC hat seinem neuen Modell gleich zwei Anzeigen auf der Front spendiert, die ganz unterschiedliche Aufgaben übernehmen sollen. So mancher fühlt sich dabei vielleicht an LGs V20 oder dessen Vorgänger V10 aus den Jahren 2016 und 2015 erinnert. Tatsächlich aber ist die Idee weitaus älter. Schon Ende 2010 stellte Samsung mit dem Continuum ein auf dem Galaxy S der ersten Generation basierendes Smartphone vor, das über zwei Displays verfügte. Wobei es sich technisch allerdings lediglich um ein Panel handelte, das durch einen kleinen Kniff wie zwei getrennte wirkte. Den unteren Teil nutzte das Gerät unter anderem, um eingehende Nachrichten, Anrufe in Abwesenheit und Vergleichbares anzuzeigen.

Wie groß das allgemeine Interesse an einer solchen Lösung war, dürfte die lange Pause bis 2015 belegen.

Spätestens mit dem U Ultra könnte sich das aber ändern. Denn HTC nutzt das zweite Display für eine ganze Reihe von Aufgaben. So können Nutzer Verknüpfungen zu bis zu sechs installierten Applikationen anlegen, gleiches für Kontakte. Darüber hinaus lassen sich die Musikwiedergabe steuern, das Wetter der kommenden Stunden oder der nächste Eintrag im Kalender anzeigen, ebenso können Erinnerungen erstellt werden. Der Wechsel zwischen den einzelnen Anzeigen erfolgt durch Wischgesten nach rechts und links. Aber die kleine Anzeige ist noch für mehr zuständig. Eingehende Benachrichtigungen werden hier kurz angezeigt, ebenso einige sonst nur in der Benachrichtigungszentrale dargestellte Informationen.

Im Standby kann das Display als eine Alternative zu Always-on-Funktionen betrachtet werden. Ein kurzes Anheben des U Ultra oder ein Doppel-Tap auf das obere Display aktivieren dieses, angezeigt werden dann Uhrzeit, Datum, Temperatur, Akkustand und eventuell verpasste Benachrichtigungen. Per Wisch können aber auch der nächste Kalendereintrag, Optionen wie Vibrationsalarm, WLAN- und Bluetooth-Steuerung und Taschenlampe sowie das Anlegen einer Erinnerung eingeblendet werden.

Leider bietet die Software aber nur wenige Möglichkeit zur Einflussnahme, sieht man einmal von den App-Verknüpfungen oder Kontakten ab. So können weder das von der Wettervorschau berücksichtigte Zeitfenster noch die Art der darzustellenden Benachrichtigungen beeinflusst werden. Zwar gibt es innerhalb der Einstellungen den Punkt „Zweites Display“, hierüber lässt aber lediglich die Anleitung aufrufen sowie festlegen, wann das Display aktiviert werden soll und welche und in welcher Reihenfolge Inhalte generell dargestellt werden sollen.

Allerdings soll das zweite Display in einem anderen Zusammenhang eine große Rolle spielen. Denn die Sense Companion genannte KI soll vor allem über die kleine Anzeige mit dem Nutzer interagieren - warum das noch nicht klappt, erklären wir später.

Ein Display? Zwei Displays?

Vom technischen Standpunkt betrachtet ist HTCs Ansatz aber ebenfalls interessant. Denn die Eckdaten stimmen exakt mit denen des LG V10 und V20 überein. Die Basis bildet laut offiziellen Angaben ein nicht näher definiertes LCD-Panel mit einer Größe von 2 Zoll im 13:2-Format, die Auflösung beträgt 160 x 1.040 Pixel. Die Ansteuerung erfolgt getrennt vom Primär-Display, auch wenn es mit bloßem Auge so wirkt, als ob es sich um ein großes Panel handelt - eine Trennung oder ähnliches ist nicht zu erkennen. Allerdings sind Helligkeit der Hintergrundbeleuchtung und Farbtemperatur beider Anzeigen gekoppelt, davon ausgenommen ist lediglich der Standby-Modus; die Helligkeit des zweiten Displays wird dann automatisch der Umgebung angepasst.

Letztlich lässt genau das Raum für Spekulationen - gut möglich, dass es sich tatsächlich nur um ein Panel handelt. Ähnliche Vermutungen gab es - und hier schließt sich der Kreis - schon beim V10 und V20.

Groß, bunt und automatisch hell

Ungeachtet der Hilfestellung, die die zweite Anzeige bieten kann, ist die Primäranzeige natürlich die mit weitem Abstand wichtigere. Die bringt es - V10 und V20 lassen grüßen - auf 5,7 Zoll und 2.560 x 1.440 Pixel und damit auf das klassische 16:9-Format. Damit fällt das U Ultra größer als das HTC 10 mit seinen 5,2 Zoll aus, davon abgesehen gibt es aber zahlreiche Parallelen.

So kommt auch im neuen Modell ein Super-LCD-5-Panel zum Einsatz und auch am DCI-P3-Standard hat man festgehalten - auch wenn das nicht beworben wird. Damit soll das Display weitaus mehr Rot- und Grüntöne als üblich bieten, was in sehr satten, aber natürlich wirkenden Farben münden soll. Tatsächlich liegt die Abdeckung in den drei wichtigsten Farbräumen auf einem insgesamt guten Niveau (AdobeRGB 91 %, sRGB 94 %, NTSC 88 %).

Nicht ganz so gut gefällt hingegen die Farbtemperatur - maßgeblich für die korrekte Darstellung von Weiß verantwortlich. Ab Werk erreicht das Display fast 8.100 Kelvin, was sich in einem klaren Blaustich bemerkbar macht, in den Einstellungen kann dank Schieberegler aber nachgebessert werden. Das Optimum von 6.500 Kelvin ist so zwar nicht erreichbar, mit im besten Fall 6.800 Kelvin kann man aber eine klare Verbesserung erzielen. Spätestens dann wirkt die Darstellung überzeugend. Ob man dafür aber wirklich 2.560 x 1.440 Pixel braucht, ist auch beim U Ultra eine Glaubensfrage.

Gleiches gilt auch in Bezug auf die Helligkeitsregulierung - der eine setzt auf eine manuelle Anpassung, der nächste möchte den Komfort einer guten Automatik nicht missen. Letztere leistet im neuen Modell tatsächlich eine gute Arbeit und sollte nicht nur deshalb den Vorzug erhalten. Denn im manuellen Modus erreichte das Display in der Spitze lediglich 438 cd/m², was im Freien zu wenig sein kann, um eine gute Ablesbarkeit zu gewährleisten. Bei aktivierter Automatik gibt es jedoch eine Art Boost auf bis zu 531 cd/m², wenn der Sensor sehr helles Umgebungslicht erkennt. Das sollte in den meisten Fällen ausreichen, so manch anderes - auch großes - Smartphone erreicht aber dennoch bessere Werte.

Keine Kritik gibt es hingegen am Kontrast, mit 1.840:1 wird ein für ein IPS-basiertes Panel sehr guter Wert erreicht.

Unterdurchschnittlich und dennoch ausreichend

Warum die Kombination aus QHD-Auflösung und IPS-basiertem Display in einem Smartphone klare Nachteile hat, zeigt auch beim U Ultra der Energiebedarf. Denn zwischen Benchmark-Ergebnissen und Alltagserfahrungen liegen auch hier - wie schon beim HTC 10 und vergleichbaren Modellen - Welten.

Die Video-Schleife mit lokal hinterlegtem Full-HD-Material sowie einer Helligkeit von 200 cd/m² hielt das Testgerät gerade einmal knapp 7,5 Stunden durch - knapp ein Viertel unter dem Schnitt aller bislang getesteten Smartphones. Nicht viel anders sieht es im Akkutest des PCMark aus, hier war das Ende nach weniger als 6,5 Stunden erreicht, 13 % weniger als im Durchschnitt.

Im simulierten Alltag mit mehreren Telefonaten pro Tag, Surfen per LTE und WLAN sowie dem Abgleich von Mail-Konten hielt das U Ultra ohne Energiesparmodi etwa zwei Tage durch; am Morgen vom Ladegerät getrennt, musste es am späten Abend des folgenden Tages mit einer Restladung von 15 % vorsichtshalber wieder angeschlossen werden. Wer beispielsweise Pendelzeiten mit Spielen oder Videos überbrückt, sollte sich hingegen auf das tägliche Laden einstellen - hier kommt dann das Display wieder zum Tragen.

Dass all diese Zeiten denen des HTC 10 so ähnlich sind, ist nicht dem Zufall geschuldet. Denn auch im U Ultra steckt ein 3.000 mAh fassender Akku, die minimalen Verbesserungen trotz größeren Displays und der damit einhergehenden aufwendigeren Beleuchtung dürften in erster Linie auf den leicht effizienter arbeitenden SoC sowie Android 7 zurückzuführen sein.

Erfreulicherweise nutzt HTC den im Snapdragon 821 integrierten Schnellademodus Quick Charge 3.0, sodass das Wiederbefüllen des Akkus vergleichsweise schnell vonstattengeht. Das mitgelieferte Netzteil stellt ausgangsseitig maximal 20,6 W zur Verfügung. Drahtloses Laden oder den einfachen Wechsel des Akkus hat man nicht vorgesehen.

Nach wie vor offen ist, welche Folgen die Kombination aus Quick Charge 3.0 und USB Typ-C haben kann. Denn nach Ansicht von Experten verletzt Qualcomms Schnelladetechnik die Vorgaben des USB-Standards. Beim Nachfolger soll dies nicht mehr der Fall sein.

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