TEST

Huawei P20 Pro im Test

Es braucht mehr als Notch und Top-Kamera

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Seit nun mehr zwei Jahren zählt Huawei zur Spitzengruppe, wenn es um die Qualität einer Smartphone-Kamera geht. Die seinerzeit geschlossene Kooperation mit Leica sowie der Einsatz einer Dual-Kamera-Lösung entpuppten sich als Erfolg, den man seitdem behutsam weiterentwickelt hat. Mit dem inzwischen erhältlichen P20 Pro folgt nun ein deutlich größerer Sprung. Gleich drei Kameras auf der Rückseite sollen das neue Smartphone an die Spitze führen. Zu klären ist jedoch, ob Huawei sich damit nicht zu sehr auf einen einzelnen Aspekt versteift und andere Baustellen aus den Augen verloren hat. Die Antwort liefert der Test.

Verkauft wird das Huawei P20 Pro seit etwa Mitte April in einer einzigen Konfiguration. Die Wahl haben Käufer nur hinsichtlich der Farbe. Die am wenigsten auffällige Optik bietet dabei die schwarze Variante, die meisten Blicke zieht das Model in Lila auf sich. Für den Test stand das Smartphone in der blauen Fassung zur Verfügung, die eine gute Mischung aus auffällig und zurückhaltend darstellt. Je nach Farbe beginnen die Preise (Stand Anfang Mai) bei etwa 830 Euro.

Auch wenn der Modellname etwas anderes suggerieren mag: Das P20 Pro ist erst der achte Ableger der P-Reihe. Den Anfang markierte Mitte 2012 das Ascend P1, im darauffolgenden Jahr erschienen mit dem Ascend P2 und Ascend P6 gleich zwei Nachfolger, die sich technische allerdings sehr ähnlich waren. Es folgte 2014 mit dem Ascend P7 das bis dahin vermutlich erfolgreichste Modell. Ein Jahr später erschien das P8, das als erster ernsthafter Angriff auf die Android-Topmodelle verstanden werden konnte. Ein Unterfangen, das 2016 dann mit dem P9 auch dank Dual-Kamera-Lösung gelingen sollte. Das 2017 auf den Markt gebrachte P10 (Test) bot in vielen Belangen mehr, wirkte allerdings vergleichsweise schnell überholt. Das lag in erster Linie am Display, das noch im 16:9-Format gehalten war und nach heutigen Gesichtspunkten sehr breite Ränder bot.

Auch bei Huawei gibt es jetzt Notch

Die Gefahr besteht beim P20 Pro nicht. Denn Huawei setzt - wie so viele andere Hersteller auch - auf schmale Ränder, deren Preis eine Aussparung (Notch) am oberen Ende ist. Auch wenn Apple nicht der erste Anbieter eine solchen Lösung war, werden alle nach dem iPhone X erschienenen Smartphone mit Notch als simple Kopie bezeichnet. Doch allein der Blick auf das Essential PH-1 zeigt, wie falsch man damit liegt.

Das Ausgangsprodukt ist ein 6,1 Zoll großes OLED-Panel mit einer Auflösung von 2.240 x 1.080 Pixeln im Format 18,7:9. Die Pixel-Dichte liegt bei ausreichenden 407 ppi, die Display-Fläche bei knapp 94 cm² inklusive Notch und und „runden Ecken". Letztere stören nicht wirklich, allenfalls kosmetische Probleme können in einigen Apps auftreten. Die Aussparung bemerkt man in der Praxis ebenfalls nicht, da die Statusleiste gut unterteilt ist. Nur bei sehr vielen Benachrichtigungen aus mehreren Quellen wird es etwas unübersichtlich. Wer sich dennoch daran stört, kann die Aussparung zumindest virtuell entfernen. Denn in den Systemeinstellungen kann der Bereich links und rechts schwarz eingefärbt werden - eine Maßnahme, die letztlich aber weder mehr noch weniger Display-Fläche bedeutet.

Störender könnte so mancher hingegen den im vergleich zu den drei anderen Seiten breiten Rand unterhalb des Displays empfinden. Hier steht so viel Platz zur Verfügung, dass Huawei noch einen schmalen Fingerabdrucksensor unterbringen konnte. Grund für den Rand: Darunter liegt die Verbindung zwischen Panel und Mainboard. Rechts, links und oben fällt der Rand hingegen angenehm schmal aus.

Befriedigend bis gut schneidet die Anzeige bezüglich der harten Fakten ab. Mit 503 cd/m² wird eine auch für den Außeneinsatz ausreichende Helligkeit erreicht, sofern der Bildschirm nicht ins direkte Sonnenlicht gehalten wird. Allerdings erreicht das P20 Pro diesen Wert nur, wenn die Helligkeit automatisch reguliert wird. Im manuellen Modus ist bei 394 cd/m² Schluß - ein in dieser Preisklasse zu geringer Wert. Dem gegenüber stehen aber ein dank echtem Schwarz ins Unendliche gehender Kontrast und eine gute Farbdarstellung. Ab Werk bietet das Display mit etwa 6.800 Kelvin zwar einen Blaustich, schon der Wechsel ins Farbprofil „Normal" lieferte beim Testgerät aber fast schon perfekte 6.529 Kelvin. Auf Wunsch können Nutzer weitere Anpassungen vornehmen.

An Apple erinnert dabei die Option „Natürliche Farbtöne". Hier soll das P20 Pro die Farbtemperatur an die Umgebungshelligkeit anpassen. So zuverlässig wie bei True Tone funktionierte das im Test aber nicht. Farben werden insgesamt kräftig, aber nicht übertrieben dargestellt, das genutzte Farbprofil hängt jedoch vom jeweiligen Modus ab. Hat man sich für „Normal" und somit eine neutrale Weißdarstellung entscheiden, muss man mit sRGB Vorlieb nehmen. Wählt man stattdessen „Lebhaft" und damit einen leichten Blaustich, wird der DCI-P3-Standard verwendet.

Nicht ganz klar ist, ob das P20 Pro über ein HDR-taugliches Display verfügt. Zwar erweckt Huawei an mehreren Stellen einen entsprechenden Eindruck, in den technischen Daten wird aber kein HDR-Standard erwähnt. Zudem lassen sich weder YouTube noch Netflix dazu überreden, Inhalte mitsamt HDR wiederzugeben.