Die Ausstattungsliste überzeugt wieder einmal nicht
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Beim Blick auf die weitere Ausstattung kommt der Verdacht auf, dass das neue Display sowie die überarbeitete Kamera alle verfügbaren Ressourcen gebunden haben. Denn im Vergleich zum Mate 10 Pro hat sich kaum etwas getan, was in erster Linie am SoC liegt. Auch im P20 Pro kommt der hauseigene Kirin 970 zum Einsatz, der ein schnelles LTE-Modem (bis zu 1,2 GBit/s im Downstream) und ac-WLAN beherbergt. Letzteres bietet dank MIMO-Technik weitestgehend stabile Transferraten. In puncto Bluetooth bietet man mit Version 4.2 aber wieder nur einen nicht mehr aktuellen Standard. Da tröstet auch der Infrarot-Sender nur wenig.
Erfreulicher sind die Telefonieeigenschaften. Lautsprecher und Mikrofone überzeugen dabei, störende Nebengeräusche werden meist zuverlässig herausgefiltert. Ungewöhnliche Verbindungsabbrüche oder Netzwechsel waren nicht zu beobachten. Wer zur Dual-SIM-Variante des P20 Pro greift, darf beide Karten im LTE-Netz nutzen - natürlich aber nicht gleichzeitig.
Ohne angeschlossene Kopfhörer arbeiten die beiden Lautsprecher, die Huawei in der Display-Aussparung und im unteren Rand untergebracht hat, auf Wunsch als Stereo-Gespann, das akustisch aber nicht überzeugen kann. Zwar wird eine hohe Maximallautstärke erreicht, Mitten und Tiefen sind aber eindeutig unterrepräsentiert. Zudem erreichen die beiden Lautsprecher unterschiedliche Maximalpegel, was zulasten des Stereo-Effekts geht. Immerhin kommt es erst sehr spät zu vereinzelten Verzerrungen. Wer Kopfhörer nutzt, kann in den Systemeinstellungen Dolby-Atmos-Unterstützung aktivieren. Allerdings bietet das P20 Pro keine Audio-Buchse. Es bleibt somit nur der Griff zum mitgelieferten Adapter, zu Kopfhörern mit USB-Typ-C-Anschluss oder einer Bluetooth-Lösung.
Erfreulich ist, dass sich hinter der Typ-C-Buchse USB 3.1 Gen 1 versteckt und Datentransfers somit schnell vonstatten gehen. Negativ bewertet wird hingegen die fehlende Erweiterungsmöglichkeit des internen Speichers. Der bietet zwar 128 GB, eine Option auf mehr wäre aber wünschenswert.
Der Kirin 970 ist auch Mitte 2018 noch schnell genug
Das P20 Pro ähnelt dem Mate 10 Pro aber nicht nur in Sachen Ausstattung, sondern bietet auch eine ähnliche Leistung. Das zeigt, wie schnell die Entwicklung im Bereich der SoCs noch immer ist. Denn während das Schwestermodell beim Erscheinen noch zu den schnellsten Smartphones gehörte, reicht es für das neue Gerät nur noch für einen Platz etwas weiter unten - aber immer noch in der Spitzengruppe. Denn für den Alltag bietet der Kirin 970 mit seinen je vier ARM-Cortex-A73- und -A53-Kernen mit bis zu 2,4 und 1,8 GHz mehr als genügend Leistung.
Das belegen nicht nur die Praxiserfahrungen über mehrere Wochen hinweg, in denen es zu keinem Zeitpunkt zu Hängern, Rucklern oder anderen Problemen kam, sondern auch Zahlen wie rund 31.000 Punkte im 3DMark (Ice Storm Unlimited), 8.600 Punkte im PCMark oder 6.700 Punkte in Geekbench 4.2 (Multi-Score). Aber auch die GPU-Performance ist mehr als ausreichend, hier sind im Android-Lager momentan nur Samsung mit seinem Exynos 9810 und Qualcomm mit dem Snapdragon 845 schneller.
Im Spätsommer sollte Huawei allerdings nachlegen: Ein möglicher Kirin 980 muss im nächsten Mate-Modell mehr CPU- und mehr GPU-Leistung bieten, um den Anschluss nicht zu verlieren. Mehr Arbeitsspeicher braucht es dann nicht. Denn die im P20 Pro verbauten 6 GB sind kein Flaschenhals. Gleiches gilt für den internen Speicher. Laut Androbench erreicht der beim Lesen und Schreiben knapp 600 und 195 MB/s, der PCMark-Storage-Test spricht von rund 720 und 180 MB/s.
Eine bessere Kühlung wäre aber wünschenswert. Denn schon nach kurzer Zeit wird das SoC gedrosselt, im 15-minütigen Volllasttest sank die Performance auf 75 % des Maximums.
Laufzeit-Zwilling des Mate 10 Pro
Aber auch beim Akku zeigt sich das P20 Pro wenig eigenständig. Nicht nur, dass man den 4.000 mAh fassenden Akku aus den Mate 10 Pro kennt, auch beim Thema Laden gibt es keine Abweichungen. Dank SuperCharge mit bis zu 22,5 W geht es innerhalb von rund 30 Minuten von 0 auf 50 %, bis zur vollständigen Ladung vergehen etwas mehr als 100 Minuten; Huawei spricht von 90 Minuten. Drahtloses Laden wird erneut nicht unterstützt, was angesichts der gläsernen Rückseite für Unverständnis sorgt.
Die Laufzeiten ähneln - wenig überraschend - im Wesentlichen denen des Mate 10 Pro. In der Videoschleife mit lokal hinterlegtem Full-HD-Material und einer Display-Helligkeit von 200 cd/m² hält das P20 Pro knapp 15 Stunden durch, den PCMark-Akkutest durchläuft es knapp neun Stunden lang. Im Praxiseinsatz hielt das Smartphone nicht ganz zwei Tage durch, mehr lässt sich dank der integrierten Stromsparfunktionen erreichen.