Praxiseindrücke
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Käufer haben die Wahl zwischen Corsair OPX und Cherry MX Speed RGB. Äußerlich könnte man beide Switches leicht verwechseln. Sie zeigen jeweils ein transparentes Gehäuse mit integrierte RGB-LED und oben eine silbergraue Kreuzaufnahme. An den Corsair OPX (im Bild) gibt es aber natürlich keinen Cherry-Schriftzug. Diese neuen Switches werden als optisch-mechanische Schalter bezeichnet. Das Konzept haben auch schon andere Hersteller verfolgt: Dabei erfolgt die Auslösung aber nicht mechanisch, sondern durch das Erreichen einer Infrarot-Lichtschranke. Durch den geringeren Verschleiß soll die Lebensdauer solcher Schalter noch höher als bei rein mechanischen Schaltern sein. In der Praxis sollte der Unterschied zwischen den üblichen 50/100 und den von Corsair angegebenen 150 Millionen Anschlägen aber für kaum einen Nutzer wirklich relevant sein.
Relevanter ist da schon die Charakteristik der Switches. Weil auch die optisch-mechanischen Schalter einen gefederten Stößel nutzen, fühlen sie sich nicht grundlegend anders als mechanische Schalter an. Ein haptisches oder akustisches Auslösefeedback wie bei manchen Typen von mechanischen Schaltern gibt es allerdings nicht. Die Corsair OPX erinnern damit an lineare Schalter wie Cherry MX Red, vor allem aber an MX Speed. Denn auch bei den Corsair OPX fällt der Auslöseweg kurz aus - mit 1 mm sogar noch etwas kürzer als bei MX Speed (1,2 mm) und deutlich kürzer als bei anderen Cherry MX-Switches (2 mm). Vergleichbar ist auch die niedrige Betätigungskraft von je 45 g. In der Praxis lösen die Tasten dadurch extrem leicht und schnell aus. Das erfordert erst einmal eine gewisse Umgewöhnung, hat aber gerade für Spieler ganz klar seinen Reiz. Die Auslösung erfolgt mit einer durchaus bemerkenswerten Unmittelbarkeit. Wer mit der Tastatur auch schreiben will, wird sich je nach Vorgänger-Modell doch etwas umgewöhnen müssen. Und zwar unter Umständen nicht nur wegen den leichtgängigen und schnell auslösenden Tasten, sondern auch wegen dem Layout mit seitlichen Makro-Tasten. Nach unseren Eindrücken sollte das den meisten Nutzern aber schnell gelingen. Wir haben selbst diesen Test mit der K100 RGB geschrieben. Nachdem wir anfänglich erst Probleme mit andauernder, ungewollter Betätigung der Feststelltaste hatten, konnten wir nach einigen Absätzen zuverlässig und schnell mit der Tastatur arbeiten.
Leiser als lineare mechanische Switches wie MX Speed oder MX Red sind die Corsair OPX übrigens nicht. Ein parallel genutztes Cherry MX Board 5.0 mit MX Silent (ebenfalls linear, aber mit dämpfendem TPE-Elastomer) ist sogar deutlich leiser als die K100 RGB mit Corsair OPX. Etwas irritierend am Sample fanden wir aus akustischer Sicht, dass sich die Enter-Taste sehr viel dumpfer als andere Tasten anhört, die Leertaste bei stärkerer Betätigung etwas "scheppert".
Anspruchsvolle Spieler will Corsair nicht nur mit den Corsair OPX und Cherry MX Speed RGB als attraktiven Gaming-Schaltern, sondern auch mit der sogenannten "AXON Hyper-processing Technology" überzeugen. Darunter versteht Corsair ein maßgeschneidertes Betriebssystem auf einem relativ leistungsstarken Tastatur-SoC, das gegenüber anderen aktuellen Gaming-Tastaturen einen um Faktor Vier höheren Durchsatz bieten soll. Mit 4.000 Hz Pollingrate und 4.000 Hz Keyscan soll die Zeit zwischen dem Auslösen der Taste und dem Senden des Signals zum PC deutlich verkürzt werden. Eine Corsair-Grafik zeigt für andere Gaming-Tastaturen eine Dauer von 8 bis 10 ms, die K100 RGB soll hingegen 2 bis 3 ms erreichen. Ab Werk läuft die K100 RGB allerdings mit 1.000 Hz, um Kompatibilität zu älteren PCs zu gewährleisten. Der 4.000 Hz-Betrieb kann über die Geräteeinstellungen in iCUE aktiviert werden. Am Testsystem konnten wir problemlos auf 4.000 Hz wechseln. Subjektiv war es uns allerdings nicht möglich, einen klaren Unterschied zwischen 1.000 und 4.000 Hz festzustellen. Auch ein Nachmessen von Corsairs Angaben ist uns aktuell nicht möglich.
Fazit
Die K100 RGB ist ein Brett von Tastatur - und zwar nicht nur mit Blick auf die stattlichen Maße, sondern vor allem auch mit Blick auf die Ausstattung. Corsair hat etliche Stellschrauben genutzt, um seine Flaggschiff-Tastatur zu optimieren. Dabei greift Corsair sowohl Wünsche bzw. Kritik von Tastatur-Enthusiasten und Fachpresse (Standard-Layout der unteren Tastenzeile, robuste PBT Double-Shot-Tastenkappen, Premium-Handballenauflage) auf, setzt aber auch eigene Akzente.
In erster Linie sind hier natürlich die neuen Corsair OPX-Schalter und die "AXON Hyper-processing Technology" zu nennen. Corsair will Spieler mit den schnell und leicht auslösenden optisch-mechanischen Switches und einer schnelleren Signalverarbeitung locken. Subjektiv lässt sich zwischen 1.000- und 4.000-Hz-Betrieb für uns aber erst einmal kein Unterschied erkennen. Wenn überhaupt, dann dürfte der Unterschied auch nur im extremen Wettbewerbseinsatz relevant sein. Was allerdings klar auffällt, das ist die Charakteristik der OPX-Schalter. Corsair kann damit im Endeffekt eine Alternative zu Cherry MX Speed RGB anbieten. Sowohl die äußere Gestaltung (einschließlich der Kreuzaufnahme) als auch die Charakteristik beider Switches sind sehr ähnlich geraten. Sie sprechen als lineare Schalter mit geringem Auslöseweg und geringer Betätigungskraft vor allem Spieler (und dabei besonders FPS-Spieler) an. Corsair macht die Entscheidung zwischen den beiden Varianten damit nicht einfach. Schalter mit deutlich anderer Charakteristik stehen aktuell gar nicht zur Auswahl.
Auch das iCUE-Kontrollrad ist eine bemerkenswerte Neuerung. Es hat eigentlich weniger mit iCUE zu tun, als der Name erwarten lässt. In erster Linie geht es darum, dass eine Reihe von auswählbaren Funktionen über das Kontrollrad elegant gesteuert werden können. iCUE wird nur zur Einrichtung/Anpassung benötigt. Ganz generell kann Corsairs Software für vielseitige Anpassungen genutzt werden. Dank 8 MB internem Speicher lässt sich die Tastatur aber auch im Hardware-Modus nutzen. Während die bei Corsair bisher üblichen Handballenauflagen mit Gummioberfläche nicht so richtig zu den Premium-Tastaturen mit Aluminiumabdeckung passen wollen, wirkt die Kombination bei der K100 RGB sehr viel stimmiger. Die neue Handballenauflage passt mit Memory-Schaum, Kunstleder und magnetischer Befestigung sehr viel besser zum Premiumanspruch. Das gilt natürlich auch für die robusten PBT Double-Shot-Tastenkappen, die für alle Layouts Standard sind.
Die K100 RGB wurde also besonders hochwertig gestaltet und gleichzeitig extrem umfangreich ausgestattet. Trotzdem wird sie nicht jeden Nutzer ansprechen. Wer z.B. hohen Gaming-Tastaturen nichts abgewinnen kann, der erhält von Corsair mit der K70 RGB MK.2 Low Profile eine deutlich flachere und günstigere, aber auch einfacher ausgestattete Alternative. Auch wer den hohen Preis scheut oder eine andere Schalter-Charakteristik bevorzugt, wird sich anderweitig umschauen müssen.
Corsairs neue Flaggschiff-Tastatur wird zwar noch teurer und kratzt an der 250-Euro-Marke. Dafür glänzt die Tastatur aber auch mit einer extrem umfangreichen Ausstattung, innovativen Lösungen und einer beachtlichen Premium-Anmutung. Wir zeichnen sie deshalb mit unserem Excellent-Hardware-Award aus.
Positive Aspekte der Corsair K100 RGB:
- hochwertige Premium-Tastatur mit Aluminiumabdeckung
- Wahlmöglichkeit zwischen mechanischen und mechanisch-optischen Schaltern
- separate Makro- und Media-Bedienelemente, zusätzlich multifunktionales und praktisches iCUE-Kontrollrad
- sehr bequeme und magnetisch haftende Handballenauflage, die den Premium-Anspruch unterstreicht
- RGB-Beleuchtung für Tasten und drei Seiten
- unterste Tastenzeile im Standard-Layout, robuste PBT Double-Shot-Tastenkappen
- sehr flexible Anpassungsmöglichkeiten über iCUE, aber auch Hardware-Modus mit 8 MB internem Speicher nutzbar
- alternative Tastenkappen und Tastenkappenabzieher inklusive
- USB Pass-Through-Anschluss
Negative Aspekte der Corsair K100 RGB:
- die beiden Schalteroptionen (Corsair OPX und Cherry MX Speed RGB) haben ähnliche Charakteristik; aktuell keine Option für Nutzer, die Schalter mit anderer Charakteristik (taktil, klickend, stärkere Auslösekraft,...) wünschen