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Es ist ein logischer Schritt, dass NVIDIA nach dem eher hochpreisigen Segment in Form der GeForce GTX 980 und GTX 970 nun auch die Mittelklasse mit der aktuellen "Maxwell"-Architektur vorsorgen will. Die GeForce GTX 750 und GTX 750 Ti aus dem vergangenen Jahr sind zwar ähnlich angesiedelt worden, allerdings waren und sind sie noch etwas günstiger - entsprechend ist die GeForce GTX 960 kein Ersatz für diese Modelle. NVIDIA zielt vielmehr auf Spieler, die auch mit FullHD-Auflösung und darüber hinaus noch auf vernünftige Frameraten setzen.
Grundbausteil dafür ist die neue GM206-GPU. Sie bietet alle Verbesserungen der 2. Generation der "Maxwell"-Architektur. Besonders das Performance/Watt-Verhältnis wurde deutlich optimiert und so kommt auch die GeForce GTX 960 nominell mit 120 Watt aus. Schaut man sich die Konkurrenz aus dem Hause AMD an, die als Gegner der GeForce GTX 960 auserkoren wurde, so sehen wir hier eine Radeon R9 280 mit bis zu 250 Watt und eine Radeon R9 285 mit sparsamer "Tonga"-GPU und 190 Watt. Wie wir in den Messungen gesehen haben, bestätigt die GeForce GTX 960 ihre eigenen Ansprüche in dieser Hinsicht, auch wenn gerade bei den übertakteten Modellen einige Abstriche gemacht werden müssen.
Auf der anderen Seite wetterte die Marketing-Abteilung von AMD gegen den geringen Speicherausbau und das schmale Speicherinterface der GeForce GTX 960. Am Ende aber zählen nicht die Zahlen auf dem Papier, weder beim Verbrauch, noch bei der Leistung, sondern das, was am Ende dabei heraus kommt und hier kommt es zunächst einmal nur auf die FPS an. Diese sehen alle fünf Retail-Modelle in einem Kampf mit der Radeon R9 280 und R9 285, der mal für NVIDIA und mal für AMD ausgeht. Dabei wollen wir noch einmal betonen, dass alle fünf Retail-Karten werksseitig übertaktet sind und hier gegen Referenzmodelle antreten. Da NVIDIA allerdings keine echte Referenzversion an den Handel oder die Presse ausliefert, müssen wir mit diesem Vergleich auskommen. Normalerweise betreiben wir eine der Karten in diesem Fall mit den Taktraten der Referenzversion. Aus Zeitgründen müssen wir an dieser Stelle aber darauf verzichten und bieten dieses mal einen direkten Vergleich der Retail-Modelle gegen die Konkurrenz.
Die GeForce GTX 960 bietet durchgängig die Möglichkeit in FullHD zu spielen. Auch eine höhere Auflösung in Form von 2.560 x 1.600 oder 2.560 x 1.440 Pixel sind möglich, allerdings müssen dann schon größere Abtriche bei den Qualitätseinstellungen gemacht werden. Auch FullHD ist nicht in jedem Fall mit den höchsten Einstellungen möglich. Hier muss sich der Spieler ein ausgewogenes Settings, abhängig von der nativen Auflösung seines Monitors, wählen. NVIDIA bewirbt die GeForce GTX 960 zwar zumindest auch mit der theoretischen Unterstützung von UltraHD/4K, allerdings sehen wir hier nur die 2D-Darstellung als denkbare Alternative, denn kurze Tests mit einigen Spielen in 3.840 x 2.160 Pixel haben doch recht schnell gezeigt, dass dies nicht die Domäne der GeForce GTX 960 ist.
Ein paar Worte wollen wir auch noch zu den üblichen Upgrade-Pfaden verlieren, bei denen auch die GeForce GTX 960 eine Rolle spielt. Nicht jeder Spieler hat das Geld sich alle zwölf Monate eine neue Grafikkarte für 400 - 500 Euro anzuschaffen. Gerade die Mittelklasse ist ein Markt, der eher im 2-Jahres-Rythmus funktioniert und dabei haben die Hersteller auch darauf zu achten, dass oftmals nur die Grafikkarte und nicht das komplette System gewechselt wird. Einen 6-Pin-Anschluss boten die meisten Netzteile auch schon vor zwei Jahren, sodass ein Update auf der GeForce GTX 960 zumindest theoretisch kein Problem darstellt. Einige Modelle benötigen aber einen 8-Pin- oder zwei 6-Pin-Anschlüsse. Von daher sollte vor dem Kauf darauf geachtet werden, dass das Netzteile auch in der Lage ist die Karte zu versorgen.
Auch das Ökosystem spielt für den ein oder anderen Käufer vielleicht eine wichtige Rolle. Funktionen wie MFAA, DSR, GameWorks und PhysX sind das eine, mit G-Sync und dem GameStream-Streaming auf ein eventuell vorhandenes Shield Tablet bietet NVIDIA aber auch noch weitere Anwendungsbeispiele und Umsetzungen, die so nur bei NVIDIA und im Zusammenspiel mit einer GeForce-Grafikkarte möglich sind. Im Falle von GameWorks, PhysX und G-Sync sind diese proprietären Technologien zurecht nicht ganz kritikfrei.
Bei der Performance gilt es nun die einzelnen Modelle miteinander zu vergleichen. Klarer Sieger in diesem Bereich ist die Inno3D iChill GeForce GTX 960 Air Boss. Sie bietet durchgängig den höchsten Boost-Takt. Den dadurch recht großen Abstand erkennt man in den Benchmarks sehr schön. Derzeit kommt bei der Leistung also nichts an das Modell von Inno3D heran. Der zweite Platz bei der Performance geht an die Palit GeForce GTX 960 Super Jetstream. Sie ist die Karte, die dem Modell von Inno3D noch am nächsten kommt und bietet damit von Haus aus ebenfalls eine recht ordentliche Performance. Platz drei und vier teilen sich EVGA und Zotac. Beide Karten bieten aufgrund der werksseitigen Übertaktung und der Freigaben über den GPU-Boost-Mechanismus eine ähnliche Performance und arbeiten meist mit dem identischen Boost-Takt. Am nächsten an der Referenzversion dran und damit am langsamsten ist die MSI GeForce GTX 960 Gaming. Sie wird aufgrund des deutlich niedrigeren Taktes auch gerne einmal von der Radeon R9 280 und R9 285 überholt.
Bei der Lautstärke am besten gefallen hat uns hingegen die eben erst genannte MSI GeForce GTX 960 Gaming. Sie hat es vielleicht auch aufgrund der niedrigeren werksseitigen Übertaktung am einfachsten, aber auch der gute Kühler sowie die intelligenten Einstellungen der Lüfter müssen hier eine Rolle spielen. Sie war die einzige Karte, die selbst unter Last hin und wieder in den passiven Betrieb wechselte. Je nach Auslastung durch das Spiel verblieb die Karte sogar komplett passiv und ermöglicht damit ein lautloses Spielen. Auch die EVGA GeForce GTX 960 SuperSC und die Palit GeForce GTX 960 Super Jetstream konnten durch einen recht leisen Betrieb überzeugen. Bei der Lautstärke hingegen etwas abgeschlagen platzieren sich die Zotac GeForce GTX 960 AMP! Edition und die Inno3D iChill GeForce GTX 960 Air Boss.
Den im Idle-Betrieb komplett passiven Modus haben alle fünf Testkandidaten gemein. Dieser Trend wird sich früher oder später auf alle Karten ausweiten und NVIDIA bewirbt ihm im Falle der GeForce GTX 960 auch als Feature der kompletten Serie. Ebenfalls noch erwähnen wollen wir die erstaunlich niedrige GPU-Temperatur der Inno3D iChill GeForce GTX 960 Air Boss, die mit 40 °C so niedrig liegt, wie bei keiner luftgekühlten Karte zuvor. Natürlich erkauft sich Inno3D dies mit einer entsprechenden Lautstärke unter Last. Allerdings macht eine derart aggressive Kühlung wohl erst den bereits erwähnt hohen Boost-Takt möglich.
Auch das Overclocking soll bei der GeForce GTX 960 eine wichtige Rolle spielen und dementsprechend legen einige Hersteller ihre Karten auch aus. Das beste Ergebnis liefert die EVGA GeForce GTX 960 SuperSC. Sie erreichte den höchsten Takt und schaffte auch mit der MSI GeForce GTX 960 Gaming die höchste Steigerung. Wer also noch ein paar Frames mehr aus seiner Karte quetschen möchte, der könnte bei EVGA genau richtig sein. Nicht unerwähnt lassen wollen wir aber, dass nicht nur die Karte selbst und die Kühlung eine wichtige Rolle spielen, sondern auch das Potenzial der GPU und hier ist man nur vom Glück abhängig.
Wer rein auf die höchste Performance aus ist, der ist sicherlich bei der Inno3D iChill GeForce GTX 960 Air Boss genau richtig. Sollten sich die unverbindlichen Preisempfehlungen der Hersteller bewahrheiten, ist sie mit etwa 220 Euro auch nur unwesentlich teurer oder sogar auf einem identischen Preisniveau, wie die Konkurrenz. Ähnlich verhält es sich auch mit der Palit GeForce GTX 960 Super Jetstream, bei der allerdings in Sachen Leistung einige Abstriche gemacht werden müssen - dafür aber arbeitet die Kühlung deutlich leiser.
Das beste Gesamtpaket liefert die MSI GeForce GTX 960 Gaming ab. Sie ist zwar die langsamste Karte im Test, ob ein Spiele den prozentualen Unterschied aber auch in merklichen Frame-Unterschieden spürt, sei einmal dahingestellt. Die effektive und vor allem intelligent eingestellte Kühlung kann bei diesem Modell auf jeden Fall überzeugen. Auch zu gefallen weiß die EVGA GeForce GTX 960 SuperSC. Sie gleicht die etwas lautere Kühlung mit einer besseren Performance aus. Wer auf der Suche nach einer besonders kompakten Variante ist, der liegt mit der Zotac GeForce GTX 960 AMP! Edition nicht ganz falsch, sollte dann aber in jedem Fall Hand an der Lüftersteuerung anlegen.
Alternativen? Zahlreiche Modelle der Radeon R9 280 und R9 285 sind denkbare Alternativen zu den unterschiedlichen Modellen der GeForce GTX 960. Abhängig von der werksseitigen Übertaktung bieten sie dann auch noch eine höhere Performance. Nicht zu erreichen ist für diese Karten allerdings das Performance/Watt-Verhältnis einer jeden GeForce GTX 960 und auch der passive Betrieb im Idle-Modus bleibt wohl den neuen Karten vorbehalten.
Persönliche Meinung
NVIDIA geht seinen Weg konsequent weiter. Wem eine GeForce GTX 980 und GTX 970 schlichtweg zu teuer ist, der bekommt mit der GeForce GTX 960 nun einen günstigeren Vertreter für etwa 200 Euro. Die Qual der Wahl hat der geneigte Käufer bei der Modellwahl, denn die Retail-Hersteller bieten von maximaler Performance, über extrem leise bis hin zu ausgewogenen Modellen eigentlich alle Alternativen an. Preislich unterscheiden sich die Karten nicht großartig, sodass man sich eigentlich auf die Funktionen konzentrieren kann. Grafikkarten der Mittelklasse sind die vernünftige Wahl, natürlich wesentlich auffälliger und daher interessanter sind natürlich die High-End-Modelle einer GPU-Architektur und hier steht uns mit GM200 und einer möglichen GeForce GTX Titan 2/X noch ein offensichtlich imposantes Frühjahr bevor. (Andreas Schilling)