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Langsam aber sicher nähert sich AMD einem Produktportfolio an, das wir aus der vorangegangenen Generation kennen. Nicht immer ist dies ein positiver Aspekt einer Produktstrategie, denn schnell verliert der gewillte Käufer die Übersicht. Diesen, unserer Meinung nach negativen Aspekte, überträgt AMD nun auch auf die Radeon-300-Serie, wenngleich die Radeon R9 380X hinsichtlich der großen Lücke zwischen der Radeon R9 380 und Radeon R9 390 sinnvoll ist. NVIDIA hält sein Produktportfolio recht aufgeräumt, dies tut auch dem Käufer gut, denn er verliert sich nicht in zahlreichen Modellen und verliert schnell die Übersicht.
AMD entscheidet sich bei der Radeon R9 380X für die Tonga-GPU im Vollausbau. Hinsichtlich der Effizienz liegt diese auf aktuellem Niveau, den nächsten Schritt wird AMD erst mit der kommenden Generation Artic Islands und einer neuen Fertigung machen können. 2.048 Shadereinheiten im Zusammenspiel mit 128 Texturheinheiten und 32 ROPs zeigen sich durchaus potent. Die Vorgabe von 190 W für die maximale Leistungsaufnahme seitens AMD ist vielversprechend. Auch bei den Funktionen muss man keine Abstriche machen, denn die Radeon R9 380X unterstützt FreeSync, Virtual Super Resolution und Frame Rate Target Control. Das Spielen in 1440p ist sicherlich die Domäne dieser Karte. Der Speicherausbau von 4 GB passt sehr gut in dieses Segment. Vorwegnehmen können wir bereits, dass AMD der Lückenschluss zwischen Radeon R9 380 und Radeon R9 390 gelingt.
Mit einem angepeilten Preis von etwa 260 Euro positioniert sich AMD zudem in einem extrem interessanten Bereich, denn wer nicht gleich 400 bis 500 Euro ausgeben möchte, sucht nach einer Alternative, die er vielleicht in einem Modell der Radeon R9 380X finden könnte.
ASUS Radeon R9 380X Strix OC:
Einer der ersten Vertreter der Radeon R9 380X ist die ASUS Radeon R9 380X Strix OC. ASUS bleibt bei dieser Karten seinen eigenen Vorgaben treu. Semipassive Grafikkarten sind nicht mehr wegzudenken und ASUS hat in der Vergangenheit gezeigt, dass man durchaus ansprechende Karten mit dieser Kühlung ausstatten kann. Hinsichtlich der gewählten Taktraten wird sich ASUS in einem Bereich bewegen, den viele Hersteller abdecken werden. Es wird sicherlich langsamere geben, aber viele werden auch schneller sein. In der Strix-Serie versucht ASUS aber auch nicht die schnellste Karte am Markt zu stellen. Vielmehr konzentriert man sich auf ein ausgewogenes Verhältnis aus Leistung und eiern möglichst effizienten Kühlung.
Bei der Last-Lautstärke unterstreicht ASUS mit der Radeon R9 380X Strix OC diesen eigenen Anspruch. Der gemessene Wert für die Lautstärke kann überzeugen und damit ist die Karte zwar aus einem üblichen System heraus hörbar, fällt aber nicht störend auf. Bei den GPU-Temperaturen hat ASUS aber etwas mit dem Umstand der semipassiven Kühlung zu kämpfen, denn die Idle-Temperatur ist bereits recht hoch und so steigt die GPU-Temperatur unter Last auf 80 °C an. Noch einmal aber sei betont, dass dies aus technischer Sicht keinerlei Problem darstellt.
Wenig Einfluss hat ASUS auch auf die Leistungsaufnahme, die leicht unterhalb der Radeon R9 285 bei gleicher GPU mit weniger Shadereinheiten liegt, die Karte verbraucht aber gleichzeitig deutlich mehr als beispielsweise eine GeForce GTX 970. Das die Tonga-GPU ein effizienter Chip ist, zeigt der Blick auf das Overclocking-Ergebnis. Die Takterhöhung auf 1.120/1.600 MHz schlägt sich in einem Performance-Plus von sechs bis sieben Prozent nieder.
Bei der preislichen Einordnung der ASUS Radeon R9 380X Strix OC müssen wir noch auf den Startschuss des Hersteller verweisen. Die Karten sollen aber mit dem heutigen Tag verfügbar sein. Anhand der Vorgaben von AMD rechnen wir mit einem Preis von etwa 270 Euro für diese Karte. Vergleicht man dies nun mit einer GeForce GTX 970, wird die ASUS Radeon R9 380X Strix OC zu einer interessanten Karte für all diejenigen, die eben unter der Preissschwelle von 300 Euro bleiben wollen.
Sapphire Radeon R9 380X Nitro:
Auch bei Sapphire sollen zukünftige mehrere Produktkategorien neu aufgebaut werden. Eine davon ist die Nitro-Serie, die mit der Radeon R9 380X Nitro ein weiteres Mitglied bekommt. Sapphire war einer der ersten Hersteller, die auf eine semipassive Karte gesetzt haben. Inzwischen hat sich dieses Konzept durchgesetzt. Sapphire sieht sich ebenfalls in einem ausgewogenen Bereich und nimmt nicht eine minimal höhere Leistung für eine zu laute Kühlung in Kauf. Bei den Taktraten zeigt man sich aber etwas aggressiver als ASUS und betreibt unter anderem den Speicher innerhalb der Vorgaben des Herstellers (Elpida)
Keinerlei Blöße gibt sich die Sapphire mit der Radeon R9 380X Nitro hinsichtlich der Lautstärke. Im Idle-Betrieb schalten die Lüfter ohnehin ab, aber selbst unter Last bleibt sie extrem leise und sogar unterhalb der Radeon R9 380X Strix OC. Die Einschätzung beim Stromverbrauch ist identisch mit der bisher einzig getesteten Konkurrenz - hier ist Sapphire aber auch extrem vom dem abhängig, was AMD in Form der Radeon R9 380X zur Verfügung stellt. Durch die semipassive Kühlung hat auch die Kühlung auf der Radeon R9 380X Nitro etwas zu kämpfen, allerdings ist die Einstiegstemperatur hier schon etwas niedriger und auch bei maximaler Last bleibt sie etwas kühler.
Wer noch etwas mehr Leistung aus der Karte quetschen möchte, bekommt bei der Sapphire Radeon R9 380X Nitro ein durchaus beachtliches Potenzial geboten. Immerhin konnten wir den Takt von 1.040/1.500 auf 1.160/1.600 MHz erhöhen, was sich in den Benchmarks mit einem Plus von etwa zehn Prozent niederschlägt.
Für die Beurteilung des Preises müssen wir erst einmal abwarten, welche Preisvorstellung Sapphire für seine Karte hat. AMD hat aber bereits verkündet, dass es 269 Euro für eine ab Werk übertaktete Karte sein sollen. Erste inoffizielle Listungen im Preisvergleich führen die Karte ab 275 Euro. Der vorerst finale Straßenpreis wird sich aber erst nach einigen Tagen einpendeln. Hier gilt es also zunächst einmal abzuwarten.
Aufgrund der guten Leistung im gewählten Preispunkt sowie der hervorragenden Umsetzung der Modelle von ASUS und Sapphire verleihen wir der Radeon R9 380X den "Hardwareluxx Excellent Hardware"-Award.
Persönliche Meinung
Die Karten der Mitteklasse laufen für viele meist unter dem Radar. Der Fokus ist natürlich meist auf die High-End-Versionen gerichtet und hier sind die Fiji-Karten natürlich ein aktuelles Leuchtturmprojekt für AMD. In der Mittelklasse werden wir uns aber noch etwas daran gewöhnen können, dass auf absehbare Zeit altbekannte Technologien zum Einsatz kommen. Im Hinblick auf die Radeon R9 380X bleibt festzuhalten, dass AMD auf der einen Seite eine weitere Karte einführt, die eventuell für noch mehr Verwirrung sorgt, auf der anderen Seite aber genau diese Karte noch gefehlt hat. Die Effizienz ist zwar noch nicht ganz auf Niveau der aktuellen Maxwell-Generation, durch den Preis kompensiert AMD diesen Nachteil aber wieder. Funktionen wie FreeSync, VSR und FRTC sind gerne genommen und werden auch immer häufiger genutzt. Die beiden ersten Vertreter aus dem Hause ASUS und Sapphire können bereits überzeugen, so dass man gespannt sein darf, was da noch kommen wird. (Andreas Schilling)