TEST

AORUS X9 DT

Ein Düsentrieb mit High-End-Ausstattung im Test

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Auch wenn der Trend hin zu immer kompakteren und schlichteren Gaming-Notebooks geht, haben die großen Desktop-Replacement-Systeme für den stationären Heimeinsatz längst nicht ausgedient, schließlich setzen sie in Sachen Hardware, Display-Größe und Ausstattung noch einmal eine ordentliche Schippe obendrauf. Ein solches Gerät ist das AORUS X9, welches von Gigabyte bzw. dessen Gaming-Hausmarke erst kürzlich auf die neuen Coffee-Lake-H-Prozessoren umgestellt und mit weiteren Verbesserungen auf den Markt gebracht wurde. Wir haben uns das 3.999 Euro teure Spitzenmodell zur Brust genommen.

Dank der immer effizienteren und trotzdem potenten Hardware werden Gaming-Notebooks nicht nur leichter und kompakter, sondern können problemlos auch den großen Desktop-Rechner unter dem Schreibtisch ersetzen, ohne bei der Performance allzu große Abstriche hinnehmen zu müssen. Auch Gigabyte führt entsprechende Desktop-Replacements unter seiner Hausmarke AORUS. Prominentestes Beispiel und sicherlich auch eines der schnellsten Modelle überhaupt ist das AORUS X9. Dieses wurde erst kürzlich mit der Vorstellung der neuen Coffee-Lake-H-Prozessoren auf den neusten Stand gebracht und an vielen Stellen weiter optimiert oder mit sinnvollen Änderungen versehen. Das neue AORUS X9 DT ist klar das Flaggschiff im Bestand der Taiwaner.

Wurde der Vorgänger vor einem Jahr noch mit einem Vierkern-Prozessor ausgerüstet, gibt es die neue DT-Variante ab sofort mit einer Sechskern-CPU, was vor allem in Multicore-Szenarien für ein kräftiges Leistungsplus sorgt, wie unsere Benchmarks in der Vergangenheit bereits gezeigt haben. Gigabyte bzw. AORUS setzt hier gleich auf das Topmodell der Coffee-Lake-H-Prozessoren und verbaut den Core i9-8950HK, welcher sich mit einem Basis- und Turbo-Takt von 2,9 bis 4,8 GHz ans Werk macht und sich dank des auch nach oben hin geöffneten Multiplikators sehr einfach Übertakten und damit weiter beschleunigen lässt. 

Davon macht der Hersteller auch gleich Gebrauch und dreht mit seinem überarbeiteten Command-&-Control-Center an den Taktreglern für GPU und CPU. Das SLI-Gespann des Vorgängers hat man gegen die derzeit schnellste mobile NVIDIA-Grafik ersetzt. Statt der beiden GeForce-GTX-1070-Karten kommt nun eine GeForce GTX 1080 zum Einsatz. Das mag auf dem Papier bei den Bildraten zwar einen kleinen Rückschritt bedeuten, die Lösung ist dafür deutlich handsamer. Mikroruckler werden so vermieden, die Leistungsaufnahme und Abwärme deutlich abgesenkt und etwaige Probleme beim Treiber und der Spiele-Unterstützung von Anfang an im Keim erstickt.

Das Display misst zwar weiter 17,3 Zoll in seiner Diagonalen, statt eines TN-Panels mit 120 Hz, gibt es nun aber ein blickwinkelstabiles IPS-Display mit schnellen 144 Hz. Die 4K-Option entfällt jedoch, was mit Blick auf den Gaming-Anwender aber durchaus zu verschmerzen ist, kostet die hohe Auflösung doch einiges an Leistung. Die Geschwindigkeit des 32 GB großen DDR4-Arbeitsspeichers steigt von ehemals 2.400 auf 2.666 MHz, eine schnelle NVMe-SSD mit PCI-Express-Anbindung sowie ein zusätzliches Datengrab gibt es weiterhin. Das Soundsystem ist nun Dolby-Atoms zertifiziert, die mechanische Tastatur mit RGB-Hintergrundbeleuchtung überarbeitet und die Anschlüsse modernisiert. Dank Coffee Lake H beherrschen nun mehrere USB-Ports den 3.1-Gen2-Standard und sind damit schneller. Das Gehäuse ist identisch zum letztjährigen Modell geblieben. 

Das AORUS X9 DT hat allerdings seinen Preis: Satte 3.999 Euro möchte Gigabyte bzw. AROUS für sein Topmodell haben. 

Sehr stabiles Gehäuse mit extravaganter Optik

Während sich die Notebooks von Gigabyte optisch eher zurückhalten, sich teils jedoch sehr farbenfroh wie beispielsweise die Aero-Familie zeigen, fallen die AORUS-Modelle mit einer aggressiven Design-Struktur auf. Das Gehäuse des AORUS X9 DT wirkt deutlich kantiger und macht mit so einigen markanten Design-Elementen auf sich aufmerksam. So erinnert der Bildschirmdeckel an die Motorhaube eines schnellen Formel-1-Wagens, die dicken Lufteinlässe direkt dahinter lassen die Hardware-Power im Inneren bereits vermuten. Obendrein sind dort, aber auch an der Vorderseite LED-Streifen montiert, die im Betrieb der Unterbodenbeleuchtung von halbstarken Tuning-Kisten gleichkommt. Beleuchtet ist außerdem das Hersteller-Logo auf dem Deckel.

Für weitere Abwechslung sorgen die dicken Lautsprecher-Boxen zwischen Bildschirm und Tastatur, aber auch das AORUS-Logo im Touchpad, welches leicht bräunlich schimmert und sich so vom restlichen Schwarz abhebt. AORUS hat damit ganz klar den Gamer im Visier, der nicht nur auf eine leistungsfähige Hardware aus ist.

Mängel bei der Verarbeitung konnten wir bei unserem Testmuster keine feststellen. Im Gegenteil: Dank der hochwertigen Materialwahl ist das Gehäuse äußerst stabil. Selbst auf stärkeren Druck hin gibt das Aluminium-Chassis an keiner Stelle nach, die dicken Lüftungsstreben sind ebenfalls sehr druckresistent. Die beiden Display-Scharniere könnten jedoch verwindungssteifer sein, der Bildschirm lässt sich dafür mit nur einer Hand sehr einfach öffnen, wackelt bei mittleren Erschütterungen jedoch nach. Spaltmaße sind gut verarbeitet, die Oberfläche jedoch sehr anfällig für Schmutz und Fettflecken. Schon nach kurzer Zeit ist vor allem der Bildschirmdeckel von störenden Fingerabdrücken übersät.

Insgesamt bringt es das Gigabyte AORUS X9 DT wie sein Vorgänger auf Abmessungen von 428 x 314 x 29,9 mm und stemmt rund 3,59 kg auf die Waage. Nach vorne hin wird das Gehäuse etwas schlanker, an der dünnsten Stelle beläuft sich die Bauhöhe auf lediglich 23,5 mm, was für ein solches Gerät durchaus beachtlich ist. Damit ist der Gaming-Bolide aber alles andere als ein täglicher Wegbegleiter und zielt eher auf den anspruchsvollen Gamer ab, der einen potenten Ersatz für seinen Desktop-Rechner sucht. Mit auf die nächste LAN-Party lässt sich der 17-Zöller aber trotzdem sehr einfach nehmen. 

Wie es MSI bei seinem GT75VR oder Razer bei seinem Blade Pro tun, hat auch AORUS seinem Spitzenmodell eine mechanische Tastatur spendiert. Die etwa 15 x 15 mm großen Tasten verfügen über einen relativ kurzen Hubweg und geben ein deutliches Klickgeräusch von sich, wenngleich dieses nicht ganz so ausgeprägt ist wie bei der Konkurrenz. Insgesamt bietet das Keyboard ein präzises Tippgefühl und erlaubt damit das Verfassen längerer Texte. Links neben der Tastatur mit Standard-Layout ist außerdem ein eigener Nummernblock angebracht, eigene Makro-Tasten gibt es zwar nicht, die lassen sich aber über die Fusion-Software konfigurieren. Genau wie die RGB-Hintergrundbeleuchtung, die sich für jede Taste einzeln einstellen lässt. 

Mechanische Tastatur, hervorragendes Touchpad

Ähnlich gut gefällt das Touchpad. Dieses bietet dank seiner gläsernen Oberfläche hervorragende Gleiteigenschaften. Die Finger gleiten schnell und sanft über den Mausersatz, Eingaben werden schnell und präzise umgesetzt – auch zu den Rändern und Ecken hin. Multitouch-Gesten werden ebenfalls problemlos verstanden.

Wer beim Mausklick ein hör- und fühlbares Feedback vorzieht, bekommt das beim AORUS X9 DT ebenfalls. Die Taiwaner haben ein 106 x 69 mm großes Clickpad verbaut. Direkt unterhalb des Touchpads informieren fünf LEDs über den Betriebszustand des Akkus, des Massenspeichers und von WLAN und Bluetooth. 

Optisch sehr auffällig ist das integrierte Soundsystem, welches gegenüber dem Vorgänger um eine Dolby-Atmos-Zertifizierung erweitert wurde. Gleich zwei Lautsprecher inklusive zweier Subwoofer stecken im Gehäuse. Damit kann das AROSU X9 DT durchaus sehr laut und basskräftig werden, toppt die Soundsysteme anderer Gaming-Notebooks in dieser Disziplin aber mit Leichtigkeit. Zwischen den Lautsprechern und dem Bildschirm sind weitere kleine LED-Leuchtstreifen angebracht, die für weitere optische Abwechslung sorgen. 

Anschlusstechnisch hat das AORUS X9 DT einiges zu bieten - dank der neuen Coffee-Lake-H-CPU sind nun mehrere USB-Ports 3.1 Gen2-kompatibel und erlauben damit höhere Datenübertragungsraten. Auf der rechten Seite bietet das Gerät davon jeweils zwei Schnittstellen nach Typ-A und C, hält aber auch zwei Videoausgänge in Form von mini-DisplayPort und HDMI bereit. 

Gegenüberliegend lässt sich über die beiden 3,5-mm-Klinkenbuchsen ein Headset anschließen und eine Speicherkarte in den Slot einschieben. Über den dritten Typ-A-Port kann ein echter Gaming-Nager angeschlossen werden, Gigabit-LAN darf natürlich ebenfalls nicht fehlen. Bei all seinen Netzwerk-Schnittstellen setzt der Gaming-Bolide auf die Killer-Technologie, womit die Spieldaten im Netzwerk priorisiert verarbeitet und so Ping und Übertragungsraten verbessert werden. 

Sportliche Kühlung

Mit seinen kleinen Erhebungen auf dem Bildschirmdeckel erinnert die Formgebung des AORUS X9 DT an die eines schnellen Rennflitzers. Auch die zahlreichen Luftein- und -auslässe tun ihr übriges. Das Testgerät bietet vor allem an der Rückseite direkt unterhalb des Bildschirms davon einige. Sie sollen die Kühlung des Intel Core i9-8950HK und der NVIDIA GeForce GTX 1080 gewährleisten. Dicke Kupfer-Heatpipes, eigene Kühlkammern und Radiallüfter sollen es gleichtun. Das System saugt über die beiden Seitenteile Frischluft an und befördert sie aufgewärmt über die Rückseite wieder nach draußen. 

Mit Strom versorgt wird das Testgerät über ein 330 W starkes, externes Netzteil. Für die Versorgung unterwegs steckt ein fest verbauter 94,24-Wh-Akku mit vier Zellen unter der Haube. Aufgrund der leistungsstarken und doch stromhungrigen Hardware, aber auch der Tatsache, dass Gigabyte zugunsten von G-Sync auf die Optimus-Technik verzichtet, dürfte dieser jedoch sehr schnell leer sein.