Der Blick auf das Gehäuse zeigt, dass beim AORUS X9 DT keinerlei Abstriche bei der Verarbeitungsqualität gemacht werden müssen. Wie es um die Leistungsfähigkeit der Hardware bestellt ist und wie die Kühlung ausfällt, schauen wir uns nun näher an.
Systemleistung
Beim Prozessor hat Gigabyte bzw. AORUS hoch gegriffen und sich für das aktuelle Topmodell unter den erst vor wenigen Wochen vorgestellten Coffee-Lake-H-Modellen entschieden. Konkret setzt man auf den Intel Core i9-8950HK. Schon die Klassifizierung verrät, dass es sich dabei um einen absoluten High-End-Prozessor handelt.
Er setzt zwar wie das schnellste Core-i7-Modell, welches wir bereits im MSI GE73 8RF Raider RGB oder im Gigabyte Aero 15X v8 ausgiebig testen durften, auf sechs Rechenkerne und legt dabei gegenüber der Kaby-Lake-Generation zwei weitere Kerne in die Waagschale, kann sich dafür aber mit abermals gesteigerten Taktraten und vor allem einen nach oben hin geöffneten Multiplikator erfreuen. Die sechs Rechenkerne des Core i9 machen sich mit einem Basistakt von 2,9 GHz ans Werk und können je nach Auslastung und Temperatur im Turbo Taktraten von bis zu 4,8 GHz erreichen. Zum Vergleich: Beim Intel Core i7-8750HK war bereits bei 2,2 bzw. 4,1 GHz Schluss, womit Intel seinem Flaggschiff-Modell weitere 700 MHz spendiert.
Trotzdem sortiert sich das High-End-Modell weiterhin in der 45-W-Klasse ein und zeigt sich damit genauso sparsam wie sein Vorgänger, vor allem aber sparsamer als die Konkurrenz, die es bislang noch nicht offiziell ins Notebook geschafft hat. Ryzen 2 bringt es in der Regel meist auf eine Verlustleistung von 65 W.
Ansonsten kann auch der Intel Core i9-8950HK auf einen 12 MB großen L3-Cache zurückgreifen und verfügt über einen 256 KB großen Zwischenspeicher in zweiter Reihe pro Core und damit 1,5 MB in der Summe. Der Daten- und Instruktionscache stellt pro Kern jeweils 32 KB bereit. Gefertigt wird die Coffee-Lake-H-CPU wie alle aktuellen Intel-CPUs im 14-nm-Prozess.
Während manche Hersteller ein paar Euro einsparen und sich selbst bei Coffee Lake H auf 2.400 MHz schnellen DDR4-Arbeitsspeicher beschränken, obwohl der Speichercontroller standardmäßig für 2.666 MHz schnelle Riegel spezifiziert und freigegeben ist, tut dies AORUS nicht. Unser Testgerät setzt auf zwei 16 GB große DDR4-Module mit 2.666 MHz im Dual-Channel-Modus und erreicht somit Speicherbandbreiten von fast 30 GB/s. Wir attestieren dem AORUS X9 DT beeindruckende 29,77 GB/s, womit es sich klar an die Spitze des Testfeldes setzt. Dank der insgesamt vier Speicherbänke lässt sich der RAM theoretisch auf bis zu 64 GB aufrüsten.
Einer der beiden M.2-Steckplätze ist bereits von einer Steckkarten-SSD belegt. Gigabyte setzt hier auf ein schnelles NVMe-Laufwerk mit PCI-Express-Anbindung, welches üppige 1 TB Speicherplatz bietet. Auch das ist etwas mehr als bei der Konkurrenz, die meist zwischen 256 und 512 GB verbaut. In der Praxis erreicht unser Testmuster durchschnittliche Leseraten von nicht ganz 2,2 GB/s und ist somit durchaus sehr flott unterwegs. Werden jedoch Daten geschrieben, bricht die Performance vergleichsweise stark ein. Dann sind nur noch etwa 1,1 GB/s drin. Die herkömmliche Magnetspeicherfestplatte im 2,5-Zoll-Format bringt es immerhin auf durchschnittliche Datenübertragungsraten von rund 125 MB/s und liegt damit im guten Schnitt. Sie stellt ebenfalls üppige 1 TB Speicher bereit.
Der Intel Core i9-8950HK spielt vor allem im Mehrkern-lastigen Benchmarks seine Muskeln aus. Er bringt es in den beiden Cinebench-Benchmarks auf starke 14 respektive 1.247 Punkte und überflügelt damit die Vorgänger-Generation mit Leichtigkeit. Das liegt aber auch an der Übertaktung. Denn Gigabyte lässt den Prozessor auf allen vier Kernen mit einer Taktrate von maximal 4,1 GHz arbeiten. Das entspricht der ersten und niedrigsten OC-Stufe im hauseigenen Command-&-Control-Center-Tool. Maximal sind damit 4,3 GHz auf allen sechs Kernen möglich.
Damit bringt es das AORUS X9 DT im Komprimierungstest von 7-Zip auf sehr gute 37.172 MIPS und setzt sich somit auch in der dieser Disziplin an die Spitze unserer Benchmarks.
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Gaming-Leistung
Kommen im normalen AORUS X9 noch zwei GeForce-GTX-1070-Grafikkarten im SLI-Verbund zum Einsatz, ist es bei der neuen Revision nur noch eine einzelne NVIDIA GeForce GTX 1080. Das mag die Bildraten auf dem Papier zwar reduzieren, schafft dafür aber die Probleme der Treiber- und Spiele-Unterstützung sowie die von Mikrorucklern aus der Welt und senkt obendrein Leistungsaufnahme und Abwärme drastisch. Sorgen über die 3D-Leistung braucht man sich aber natürlich nicht zu machen, ist die GeForce GTX 1080 die derzeit schnellste Grafikkarte im Notebook.
Sie basiert wie das Desktop-Modell auf der rund 7,2 Milliarden Transistoren starken GP104-GPU, welche technisch dem großen Bruder im Tower-Rechner gleicht. Ihr stehen ebenfalls 2.560 Shadereinheiten zur Verfügung, die sich wie gewohnt aus vier Graphics Processing Clustern (GPC) mit jeweils fünf Streaming Multiprozessoren (SMM) zusammensetzen, die wiederum aus 128 ALUs bestehen. An jeden dieser Shadercluster sind auch im Notebook 160 Textur-Mapping-Units angeschlossen.
Ebenfalls keine Unterschiede im Vergleich zur Desktop-Lösung gibt es beim Speicherausbau. Hier verbaut die kalifornische Grafikschmiede ebenfalls insgesamt 8 GB GDDR5X-Videospeicher, welcher weiterhin über einen 256 Bit breiten Datenbus kommuniziert. Zusammen mit einem Takt von 1.250 MHz wird so eine Bandbreite von rund 320 GB/s erzielt.
Während sich der Grafikchip im Desktop mit einem Basis- und Boost-Takt von 1.670 bzw. 1.733 MHz ans Werk macht, macht die mobile Variante sich nur noch mit Geschwindigkeiten von 1.582 bzw. 1.711 MHz ans Werk, um innerhalb der TDP-Grenzen zu bleiben, um letztendlich problemlos in einem Notebook gekühlt und mit Strom versorgt werden zu können. Wie bei der CPU dreht Gigabyte hier jedoch weiter an der Taktschraube. In der bei uns anliegenden vierten Stufe sind das 1.682 MHz. Während unseren Benchmarks werden sogar fast 1.800 MHz erreicht. Ein neuer Rekord. Die anderen vier Taktstufen sehen 1.657, 1.632, 1.607 und die standardmäßigen 1.582 MHz vor.
Gefertigt wird der Chip wie die meisten aktuellen Pascal-Grafikkarten im 16-nm-Verfahren bei TSMC.
Die NVIDIA GeForce GTX 1080 ist der derzeit schnellste 3D-Beschleuniger im Notebook und damit die beste Wahl für Spieler. Dank des Overclocking setzt sich das Gerät noch weiter ab und überholt ähnliche Modelle mit Leichtigkeit, wie beispielsweise das erst kürzlich von uns getestete HP Omen X 17, das ebenfalls von einer GeForce GTX 1080 befeuert wird und sich zu den Desktop-Replacements gesellt. Damit sind alle aktuellen Spielekracher selbst in der höchsten Bildqualität problemlos spielbar und erreichen Rekordwerte in einem Notebook – vor allem auch deswegen, da Gigabyte bzw. AORUS auf eine gamerfreundliche, native Auflösung von 1.920 x 1.080 Bildpunkten setzt. Mit höherer QHD- oder gar 4K-Auflösung läge die Leistung deutlich darunter, die Hardware käme mehr ins Spitzen und teilweise fast schon an ihre Leistungsgrenze.
In nahezu allen Spieletiteln unseres Benchmark-Parcours erreicht das AORUS X9 DT dreistellige Bildraten. Die einzigen Ausnahmen sind hier "Grand Theft Auto 5" und "The Witcher 3" sowie "Assassins Creed: Origins", wo zwischen 77 und 95 FPS erreicht werden. Im neusten Call-of-Duty-Teil sind es gut 120 Bilder pro Sekunde, in "Project Cars 2" ebenfalls und in "Wolfenstein 2" werden sogar über 160 FPS erreicht.
Selbst für kommende Spieletitel und Grafikkracher ist man mit dem AORUS X9 DT somit bestens gerüstet – die Leistung liegt stets an der Spitze unserer Benchmarks.
Die Software-Ausstattung
Sowohl der Intel Core i9-8950HK wie auch die NVIDIA GeForce GTX 1080 werden bereits ab Werk übertaktet, um noch mehr Performance aus dem AORUS X9 DT herauszukitzeln. Die Übertaktung erfolgt über das hauseigene Command-&-Control-Center, welches die Taiwaner auf dem 17-Zöller vorinstalliert haben. Darüber lassen sich Prozessor und Grafikkarte in fünf vordefinierten OC-Stufen mit einem einfachen Schieberegler beschleunigen.
Die Taktrate des Coffee-Lake-H-Prozessors erhöht sich dabei für alle sechs Kerne in 100-MHz-Schritten auf bis zu 4,3 GHz, bei der Grafikkarte sind sogar bis zu 1.682 MHz im Grundtakt möglich. Das Tool kann aber auch Einfluss auf die Lüftersteuerung des Gaming-Boliden nehmen, die Farbtemperaturen des IPS-Panels regeln, dessen Beleuchtung einstellen oder aber WLAN- und Bluetooth an- und abstellen. Das Energieprofil lässt sich ebenso einstellen, wie die Auflade-Elektronik des integrierten 94-Wh-Akkus bestimmen. Natürlich können die aktuellen Temperaturen und die Auslastung der wichtigsten Komponenten ausgelesen werden.
Ansonsten hat Gigabyte alle wichtigen Tools vorinstalliert, darüber beispielsweise die Killer-Software für WiFi und Gigabit-LAN oder ein Software-Tool zum Erstellen eins Wiederherstellungsmediums. Nicht fehlen darf die Software zur Einstellung der RGB-Beleuchtung der mechanischen Tastatur. Auf unnötige Software hat AORUS abseits einer 30-tägigen Demoversion von Microsoft Office 365 verzichtet. Bloatware kommt damit nicht zum Einsatz. Sehr lobenswert!
Stellenweiße sehr hohe Oberflächen-Temperaturen
Der Intel Core i9-8950HK und die NVIDIA GeForce GTX 1080 sind beides leistungsstarke Komponenten, die eine große Aufgabe an die Kühlung stellen, schließlich sind sie auch stromhungrig und hitzig – vor allem, da Gigabyte sie per Overclocking weiter beschleunigt und dabei außerhalb der eigentlichen Hersteller-Spezifikationen betreibt. Das macht sich leider bei den Temperaturen bemerkbar.
Auf der Oberfläche haben wir unter Volllast stellenweiße Temperaturen von über 50 °C gemessen. Den höchsten Wert haben wir an der Unterseite im zweiten Quadranten und damit genau zwischen Prozessor und Grafikkarte ermittelt. Hier werden es unter absoluter Volllast, die wir mittels Prime95 und Furmark simulieren, über 50 °C. Meist sind es an der Unterseite rund 45 °C, an der Oberseite etwa 36 °C. Im Schnitt liegen die Oberflächen-Temperaturen unter Last bei fast 34 bzw. über 42 °C. Andere Gaming-Notebooks dieser Preis- und Leistungsklasse schneiden hier besser ab. Im normalen Windows-Betrieb bleibt das Gehäuse des AORUS X9 DT ein gutes Stück kühler. Hier sind es nur zwischen 27,8 und 37,6 °C.
Die hohen Temperaturen an der Oberfläche sind natürlich auf die heißen Temperaturen im Inneren zurückzuführen. Prozessor und Grafikkarte erreichen Spitzenwerte von bis zu 85 und 89 °C und behalten damit alles andere als einen kühlen Kopf. Immerhin: Zu einer thermischen Drosselung und damit Leistungsabsenkung kam es während unserer Tests nicht. Das AORUS X9 DT kann stets seine maximale Leistung abrufen und das auch übertaktet. Wer seinem Gerät und sich selbst etwas Gutes tun möchte, der verzichtet auf das Overclocking. Dann lassen sich etwa 5 °C im Inneren und gut 2 °C auf der Oberfläche einsparen.
Ein Leisetreter ist das Gerät nicht. Im Gegenteil: Das AORUS X9 DT zählt mit Abstand zu den lautesten Gaming-Notebooks, die wir bislang bei uns in der Redaktion auf den Prüfstand hatten. In der Spitze wird ein Schallpegel bis zu 62,7 dB(A) erreicht, womit der 17-Zöller fast schon einen Düsenantrieb hat. Werden Prozessor und Grafikkarte nicht voll belastet und es wird nur gespielt, bleibt das Gerät mit knapp über 60 dB(A) etwas ruhiger, ist aber noch immer unerträglich laut. Gleiches gilt für den normalen Office-Betrieb, wo die Kühlung schon einen Schallpegel von 42,1 dB(A) erreicht. Da bringt auch der sogenannte Silent-Modus des Command-&-Control-Centers nichts.
Kein Durchhalte-Vermögen
Der Intel Core i9-8950HK und die NVIDIA GeForce GTX 1080 werden unter Last nicht nur sehr warm, sondern sind auch sehr stromhungrig. Mit voll aufgeladenem Akku genehmigt sich das AORUS X9 DT bis zu 295,9 W, im Spielbetrieb sind es mit knapp 260 W etwas weniger. Da Gigabyte zugunsten von G-Sync auf die Optimus-Technologie verzichtet und im Leerlauf somit nicht auf die sparsamere Intel-Grafiklösung von Coffee Lake H umgestellt wird, fällt der Stromhunger schon im 2D-Betrieb mit 33,7 W vergleichsweise hoch aus.
Das hat Folgen für die Laufzeiten: Trotz des 94 Wh starken Akkus und auch wegen des großen 17,3-Zoll-Bildschirms reicht der Akku im Office-Betrieb gerade einmal für rund 138 Minuten und damit für etwas mehr als zwei Stunden. Wird jedoch gespielt, sinkt die Laufzeit auf maue anderthalb Stunden. Immerhin: Im Akku-Betrieb verzichtet Gigabyte auf die Übertaktung, womit die Hardware deutlich niedriger taktet. Wieder voll einsatzbereit ist der Stromspender nach etwa zwei Stunden.