TEST

Gigabyte Aero 15-X9 im Test

Mit Turing und künstlicher Intelligenz weiter nach oben - Leistung, Laufzeit, Kühlung

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Der Blick auf das Gehäuse zeigt, dass beim Gigabyte Aero 15X-X9 keinerlei Abstriche bei der Verarbeitungsqualität gemacht werden müssen. Wie es um die Leistungsfähigkeit der Hardware bestellt ist und wie die Kühlung ausfällt, schauen wir uns nun näher an.

Systemleistung

Ein Upgrade auf Seiten des Prozessors gibt es beim neuen Gigabyte Aero 15-X9 und Aero 15-Y9 optional ebenfalls. Während bislang bei einem Intel Core i7-8750H Schluss war, gibt es den Neuling ab sofort auch mit schnellerem Intel Core i9-8950HK. Er besitzt nicht nur einen höheren Takt und mehr Cache-Speicher, sondern bietet obendrein einen nach oben hin geöffneten Multiplikator, was vor allem Übertakter freuen dürfte. Ob die Kühlung dafür genügend Leistungsreserven bietet, ist jedoch fraglich. 

Unser Testmuster basiert jedenfalls auf dem kleineren Core-i7-Modell. Dieses entspringt der neuesten Coffee-Lake-H-Generation, die gegenüber Kaby Lake 50 % mehr Rechenkerne bietet und damit sechs statt wie bislang nur vier Kerne bereithält. Dank der SMT-Unterstützung können somit bis zu zwölf Threads gleichzeitig bearbeitet werden. Vor allem Multicore-Anwendungen werden dadurch beschleunigt. 

Um auch die Single-Threaded-Leistung zu beschleunigen, hat Intel gegenüber dem Core i7-7700HQ den Turbo-Takt deutlich nach oben angehoben. Statt der 3,8 GHz werden je nach Temperatur und Last jetzt theoretisch bis zu 4,1 GHz erreicht, was einem Taktplus von gut 300 MHz entspricht. Den Grundtakt hat Intel jedoch deutlich reduziert. Er liegt nur noch bei 2,2 GHz. 

Dazu gibt es einen 9 MB großen L3-Cache, während die Zwischenspeicher in erster und zweiter Reihe jeweils 32 KB für Daten und Instruktionen bzw. 1,5 MB bereitstellen. Trotz der höheren Kernanzahl bleibt die TDP bei 45 W.

An den Speichercontroller der Coffee-Lake-H-CPU bindet Gigabyte bei seinem Aero 15-X9 standardmäßig zwar 2.666 MHz schnellen Arbeitsspeicher an, setzt jedoch auf nur ein einziges Modul. Im Rahmen einer Verkaufsaktion, die bis Ende März gilt, können Erstkäufer jedoch ein zweites Speichermodul völlig kostenlos erhalten, und das Gerät somit auf stolze 32 GB DDR4-RAM und Dual-Channel-Modus upgraden. Damit erreicht unser Testgerät eine Speicherbandbreite von 25,56 GB/s. Mit nur einem Riegel sind es lediglich 15,6 GB/s. Schade nur, dass es keine Wartungsklappe auf der Unterseite gibt, was die kostenlose oder spätere Aufrüstung vereinfachen würde.

Einer der beiden M.2-Steckplätze ist bereits ab Werk mit einer SSD bestückt. Setzte Gigabyte hier in der Vergangenheit meist auf Module von Samsung oder Toshiba, nutzt man bei seiner Turing-Generation dank des "All Intel inside"-Programms ausschließlich auf Flashspeicher des Chipreisen. Konkret setzt man auf die Intel SSD 760p, die in unserem Fall satte 1 TB an Speicherplatz bietet. Sie erreicht in unserem Test durchschnittliche 2.829,9 respektive 1.561,5 MB/s beim Lesen und Schreiben. 

Damit schafft es das Gigabyte Aero 15-X9 im Komprimierungstest von 7-Zip auf 34.363 MIPS. In den beiden Cinebench-Benchmarks ist der Intel Core i7-8750H sehr schnell. Er erreicht im Multicore-Setting satte 1.161 bzw. 12,77 Punkte und im Single-Thread-Test 172 und 1,95 Punkte. 

Cinebench 15

CPU

Punkte
Mehr ist besser

Werbung

PCMark 8

Creative

Futuremark-Punkte
Mehr ist besser

Gaming-Leistung

Das Highlight des neuen Gigabyte Aero 15 ist natürlich dessen Grafikkarte, denn hier setzt man bereits auf die am Dienstag vorgestellten Turing-Grafikkarten. Wie unser Launch-Test bereits zeigte, legt NVIDIA damit die Messlatte in Sachen Performance und Feature-Set wieder ein Stückchen höher und macht es der Konkurrenz nicht gerade einfach.

Wie schon bei der Pascal-Generation basieren die mobilen Turing-Grafikkarten technisch 1:1 auf den Desktop-Varianten, wurden mit Blick auf die Leistungsaufnahme und die Abwärme jedoch im Takt gesenkt. Unser heutiger Testkandidat basiert auf der GeFore RTX 2070, welche obendrein in der sparsamen Max-Q-Variante daherkommt, die sich leistungsmäßig bei besserer Effizienz zwischen der GeForce RTX 2070 und GeForce RTX 2060 einsortieren sollte. Für ein Kompakt-Notebook dieser Leistungsklasse sicherlich keine schlechte Wahl! 

Sie basiert auf der 2.304 Shadereinheiten starken TU106-GPU, welche sich mit einem Basis- und Boost-Takt von 885 bzw. 1.185 MHz ans Werk machen soll. Das ist im Vergleich zum Desktop vor allem für die Max-Q-Version deutlich weniger, wo Taktraten von 1.185 bis 1.440 MHz erreicht werden sollen. In der Praxis aber fällt das Gigabyte Aero 15-X9 beim Spielen nie auf den Grundtakt zurück, meist liegen mindestens 1.365 MHz auf der GPU an. Vereinzelt können sogar schnellere 1.440 MHz oder gar langsamere 1.280 MHz je nach Benchmark und Spiel erreicht werden. Ansonsten kann die GeForce RTX 2070 Max-Q auf einen 8 GB großen GDDR6-Videospeicher zurückgreifen, der über 256 Datenleitungen kommuniziert und damit eine Speicherbandbreite von 384 GB/s bietet. Die TDP wird von NVIDIA mit etwa 80 bis 115 W angegeben.

Das reicht, um alle aktuellen Grafikkracher problemlos in der nativen Bildschirmauflösung von 1.920 x 1.080 Bildpunkten darzustellen. Spiele wie "Grand Theft Auto 5" oder "The Witcher 3" laufen dann mit 86,4 und 90,7 FPS über den Bildschirm. In "Call of Duty. WWII" oder "Wolfenstein 2" sind es sogar teilweise fast 95 bis 175 Bilder pro Sekunde. Selbst "Assassin's Creed: Origins" läuft noch mit über 75 FPS ruckelfrei über das Display. Insgesamt positioniert sich die GeForce RTX 2070 Max-Q damit exakt zwischen der GeForce RTX 2060 und GeForce RTX 2070 aus unserem Launch-Test, wobei hier aufgrund der dicken Testgeräte die höchsten Tatkraten spielend erreicht werden konnten. Die Abstände dürften in der Praxis also nicht ganz so groß ausfallen, wie sie erscheinen mögen. Vergleicht man die Werte zudem mit einer GeForce GTX 1070 Max-Q so fällt das Leistungsplus von Turing sehr gering aus. Dafür kann man die DXR-Effekte in "Battlefield V" immerhin schon auf "Hoch" setzen, wie wir im Schnelltest ermittelten. 

Für die 3.840 x 2.160 Bildpunkte des größeren Schwestermodells aber dürfte auch der GeForce RTX 2070 Max-Q schnell die Puste ausgehen. Trotzdem: So viel Grafik- und Rechenpower findet man in einem solch kompakten Gaming-Notebook selten.

Call of Duty: WWII

1.920 x 1.080 – Extra Settings

Bilder pro Sekunde
Mehr ist besser

GTA V

1.920 x 1.080 - High Settings

Bilder pro Sekunde
Mehr ist besser

The Witcher 3

1.920 x 1.080 - High Settings

Bilder pro Sekunde
Mehr ist besser

Die Software-Ausstattung

Überarbeitet hat Gigabyte auch sein "Smart Center", das nun als "Gigabyte Control Center" firmiert. Vom Funktionsumfang her ähnelt es der alten Version, wurde jedoch optisch deutlich aufgefrischt. Darüber lassen sich weiterhin die wichtigsten System-Parameter einstellen und auslesen. Das "Smart Dashboard" gibt dabei einen übersichtlichen Überblick auf die Auslastung von CPU und GPU sowie Arbeitsspeicher und SSD-Speicher, informiert aber auch über den Gesundheitszustand der Intel-SSD und des Akkus und gibt Auskunft über die Lüftergeschwindigkeiten sowie den aktuell anliegenden Power-Plan. Im "Manager" können hingegen die Lautstärke der integrierten Lautsprecher reguliert, die Helligkeit des Bildschirms eingestellt oder die Settings des Killer-Netzwerkchips eingestellt werden. Die Farbtemperatur des IPS-Panels lässt sich ebenso bestimmen, wie die Windows-Taste deaktivieren oder das Control-Panel zur GeForce RTX 2070 Max-Q starten. 

Über den "Fusion"-Reiter wird die Konfiguration der RGB-Hintergrundbeleuchtung der Tastatur konfiguriert. Hier sind verschiedene Farbeffekte und natürlich eine beliebige Farbe, die für jede Taste einzeln eingestellt werden kann, möglich. Die Geschwindigkeit der Effekte und die Intensität der Beleuchtung kann ebenfalls eingestellt, genau wie Makros programmiert werden. Unter "Device Setting" kann Einfluss auf die Lüfterkurven genommen werden. Sogar ein Passiv-Modus ist bis zum Erreichen eines bestimmten Temperatur-Levels möglich. 

Unter "System Utilities" hat Gigabyte außerdem eine Reihe weiterer Tools integriert, worüber beispielsweise mit nur wenigen Klicks Software- und Firmware-Updates eingespielt oder ein Recovery-Medium erstellt werden kann. Über "App Shortcut" lassen sich weitere Programme und Spiele als Schnellstart-Symbol ablegen. Ansonsten hat Gigabyte alle wichtigen Tools für den Nahimic-Audio-Enhancer oder die Killer-Netzwerkchips vorinstalliert. Bloatware gibt es keine.

Die künstliche Intelligenz

Eigenen Angaben zufolge ist das Gigabyte Aero 15 auf Turing-Basis das erste Notebook, welches überhaupt von künstlicher Intelligenz Gebrauch gemacht. Konkret bedeutet dies, dass das Gerät im Hintergrund die laufenden Programme analysiert und darauf wichtige Einstellungen wie beispielsweise das Power-Preset von Grafikkarte oder Prozessor, aber auch deren Lüfterkurven automatisch verändert und optimiert. So soll ein perfekter Mix aus Leistung und Lautstärke generiert werden. Das Gerät stimmt sich mit den Einstellungen und Konfigurationen anderer Nutzer ab und gleicht dieser mit der Cloud ab. 

Kennt das Notebook mit aktivierter A.I.-Funktion ein laufendes Programm nicht, fragt dieses automatisch in der Azure-Cloud von Microsoft nach und holt sich im Idealfall die nötigen Infos. Sind keine Daten vorhanden, wartet die Software auf Daten anderer Nutzer oder schiebt die eigenen hoch. Eingestellt wird dies bequem über ein einfaches Software-Icon in der oberen rechten Bildschirmecke. Ist dieses aktiv, so nimmt die Cloud automatisch Einfluss auf die wichtigsten Einstellungen. Natürlich kann das Tool aber auch angewiesen werden, ausschließlich die eigenen Einstellungen zu verwenden oder die Verbindung zu Microsoft Azure komplett zu deaktivieren.

Was die künstliche Intelligenz leistet, werden wir uns zu einem späteren Zeitpunkt näher anschauen, wenn mehrere Daten zum Gigabyte Aero 15-X9 vorhanden sind, denn ohne Bigdata kein Vorteil.

Teilweise sehr hohe Oberflächen-Temperaturen

Die kompakten Abmessungen und die doch leistungsstarke und hitzige Hardware zollen vor allem bei den Temperaturen ihr Tribut, denn sowohl der Intel Core i7-8750H wie auch die NVIDIA GeForce RTX 2070 Max-Q können unter Last sehr heiß werden. In unserem Test des Gigabyte Aero 15-X9 erreichten sie Spitzenwerte von 84 bis 90 °C, wobei die CPU die wärmere Komponente war. Trotz der hohen Temperaturen können beide Komponenten jedoch stets ihre maximale Leistung abrufen. Der Coffee-Lake-H-Prozessor fällt maximal auf den Grund-Takt von 2,2 GHz zurück, die Max-Q-GPU auf 1.280 MHz, was ebenfalls noch im Rahmen der Spezifikationen liegt. Die bisherigen Geräte der Pascal-Generation waren vom Taktpotential jedoch besser. 

Die hohen Temperaturen im Inneren machen sich auch auf der Oberfläche bemerkbar und hier erreicht das Aluminium-Gehäuse des Gigabyte Aero 15-X9 stellenweise bis zu 57,9 °C, was bei Unachtsamkeit schon zu leichten Verbrühungen führen kann. Ein Betrieb auf dem Schoß ist damit zumindest unter Last nicht zu empfehlen, denn die wärmste Stelle haben wir im zweiten Quadranten auf der Unterseite und damit genau dort, wo die Kühlung von CPU und GPU zusammenkommt, gemessen. Immerhin: Im Bereich des Topcases und damit bei der Tastatur und der Handballenauflage bleibt das Gerät mit 42,4 °C ein gutes Stück kühler, kann bei intensiver Nutzung jedoch trotzdem zu schwitzigen Händen führen. 

Im Schnitt wird das Gigabyte Aero 15-X9 auf der Unterseite wärmer als auf der Oberseite. Hier haben wir durchschnittlich etwa 30,5 bzw. 34,1 °C gemessen. Im Leerlauf fallen die Durchschnitts-Temperaturen natürlich deutlich niedriger aus, hier erreicht unser Testmuster nur 29,8 bis etwa 30,1 °C. Auch hier wird die Unterseite wärmer als das Topcase. 

Trotz der hohen Temperaturen an der Oberfläche und im Inneren kann sich die Lautstärke des Gigabyte Aero 15-X9 durchaus hören lassen. Im normalen Office-Betrieb schaltet das Gigabyte Aero 15-X9 bis zum Erreichen eines bestimmten Temperatur-Limits seine Lüfter komplett ab und kühlt das Notebook passiv und damit völlig lautlos. Für den Silent-Betrieb muss man jedoch selbst aktiv werden und diesen erst aktivieren. Tut man dies nicht, arbeitet die Kühlung durchgehend, bleibt in dieser Disziplin dann mit 35,4 dB(A) aber noch immer erfreulich laufruhig. Im Spielebetrieb drehen die Lüfter jedoch deutlich auf. Dann werden in der Spitze bis zu 42,9 dB(A) erreicht, im absoluten Worstcase, den wir gewohnt mittels Prime95 und Furmark simulieren, steigt der Schallpegel auf 49,6 dB(A) nur noch unwesentlich an. Damit ist das Gigabyte Aero 15-X9 zwar nicht wirklich als leise zu bezeichnen, für ein Gaming-Notebook dieser Preis- und Leistungsklasse jedoch schon sehr gut. Gegenüber der Vorgänger-Generation konnte sich das Aero 15-X9 trotz der höheren Performance leicht verbessern. 

Etwas weniger Durchhaltevermögen im Akku-Betrieb

Mit Strom versorgt wird das Gigabyte Aero 15-X9 gegenüber der Vorgänger-Generation mit einem etwas leistungsstärkeren 230-W-Netzteil. Dieses ist zwar nicht notwendig, aber dennoch sinnvoll, denn die Leistungsaufnahme fällt sowohl im Leerlauf wie auch unter Last höher aus. Je nach Leistungszustand genehmigt sich unser Testgerät zwischen 20,5 und 175,1 W, wobei es im Spielebetrieb nur etwa 162,7 W sind. 

Für unterwegs hat Gigabyte einen kapazitätsstarken Akku mit 94,24 Wh verbaut. Aufgrund des größeren Stromhungers fällt die Ausdauer jedoch nicht ganz so hoch aus als noch beim Vorgänger. Hier sind aber noch immer zwischen 179 und 284 Minuten drin, was in etwa drei bis fünf Stunden entspricht. Für ein Gaming-Notebook dieser Preis- und Leistungsklasse ist das noch immer sehr ordentlich. Vielen Vergleichsgeräten geht schon nach rund 90 Minuten die Puste aus.