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Jedes Jahr gibt es von Intel eine Neuheit. So will es die Roadmap. Allerdings sind nur alle zwei Jahre richtige Neuheiten zu erwarten, denn mit einer Veränderung der Architektur ändern sich auch alle Eckdaten, die man auflisten kann: größere Caches, mehr Kerne, neue Techniken, neue Sockel und so weiter. Mit Ivy Bridge, also dem Tick+, der nur ein aufgebohrter Shrink ist, ändert sich eigentlich nichts: Noch nicht einmal die Taktfrequenzen hat Intel angehoben, auch beim Sockel und dem Speicherkanal gibt es keine größeren Veränderungen. Somit klingt ein Vergleich der Features von Ivy Bridge und Sandy Bridge zunächst langweilig.
Die Vorteile von Ivy Bridge liegen demnach im Detail. Wie wir in den Benchmarks gesehen haben, ist der Core i7-3770K auch nur knapp 5 bis 10 Prozent schneller als der Core i7-2700K - und das in unseren Benchmarks auch nur, weil wir die Speichertimings entsprechend straff gelassen haben. In einigen Benchmarks hilft auch das nicht und der Unterschied sackt auf einen einstelligen Vorsprung ab.
Richtig schick wird der neue i7-3770K aber, wenn man die gebotene Leistung mit dem Energieverbrauch in Bezug stellt. Dann – nämlich mit knapp 15 bis 20% weniger Verbauch – kann er sich deutlich vom Core i7-2700K absetzen. Das Performance-pro-Watt-Verhältnis hat Intel also stark verbessert. So richtig von der Leine lassen möchte Intel Ivy Bridge aber wohl auch nicht: Der Abstand zu den Sechskern- und Achtkern-Topmodellen wäre mit einem höheren Takt wohl nicht groß genug. Und diese teuren Modelle möchte man schließlich auch verkaufen.
Dabei geht der geringe Performance-Gewinn noch nicht einmal auf die Kappe des Prozessors selbst. Bei einigen Benchmarks profitiert der Core i7-3770K vor allen Dingen durch den schnelleren Speichertakt von nun 1600 MHz. Nur wenn man keine Grafikkarte im System hat, sieht man den richtigen Unterschied zum Core i7-2700K: Intels neue HD 4000 kann sich sehen lassen und liefert eine gute Leistung ab. Für die meisten Desktop-Systeme unserer Leser ist aber eine integrierte Grafik undenkbar. Sie wird meistens abgeschaltet im Sockel schmoren, den Core i7-3770K paaren unsere Leser mit einer GeForce GTX 680 oder Radeon HD 7970.
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Im Notebook-Bereich sieht es anders aus: Hier kostet ein Zusatz-Chip, der den mit einer durchschnittlichen Pixel-Anzahl bestückten Monitor befeuert, zusätzliches Geld, bringt aber nur bei Gaming-Notebooks etwas. Intel könnte hier also deutlich Marktanteile ausbauen, wenn sich die Notebookhersteller dazu hinreißen lassen, auf Zusatzchips von AMD oder NVIDIA zu verzichten – und das können sie bei einer HD 4000 ohne weiteres, bei der HD 2500 aber nur mit Einschränkungen. Im Zusammenspiel mit dem niedrigeren Stromverbrauch lassen sich mit Ivy Bridge tolle stromsparende Notebooks und Ultrabooks bauen. Aber was ist im Desktop-Bereich?
Wer schon einen Core i7-2xxx besitzt, kann einfach aufrüsten, indem man, wenn das Mainboard ein Biosupdate bekommt, die neue CPU kauft und einsetzt. Bei den größeren Sandy-Bridge-Modellen macht das Upgrade aber keinen Sinn. Nur wer sparsam war und im letzten Jahr einen kleineren Core i3- oder Core i5-Prozessor gekauft hat, könnte sich jetzt mit einem größeren Ivy-Bridge-Prozessor eine sinnvolle Freude machen. Wer hingegen von der ersten Generation der Core-Mikroprozessoren oder einer noch älteren Generation aufrüstet, darf auch noch ein neues Mainboard und folgend wohl auch neuen Speicher mitkaufen. Kein Problem, denn mit dem Z77 bekommt man auch andere Features mit, die mittlerweile Sinn ergeben: SATA 6G, USB 3.0 und Zusatztechniken wie SSD Caching und Lucids Virtu. Nach der Einführung von Ivy Bridge noch auf einen Sandy Bridge zu setzen, ergibt also keinen Sinn.
Für Enthusiasten wird es etwas enttäuschend sein, dass sich die Overclocking-Resultate nicht stark verbessert haben. In unserem Ivy-Bridge-Spekulations-Thread im Forum war oft folgender Plan herauszulesen: Wenn Ivy Bridge kommt, wird er gekauft und soll dann auf über 5 GHz übertaktet werden. Das war eine wahrscheinliche Vermutung, da schon Sandy-Bridge-Modelle mit mehr als 5 GHz gesichtet worden waren, aber mit Ivy Bridge wird man diese Grenze wohl erst einmal nicht überschreiten. Werden Enthusiasten also eher zum X79-System mit Core i7-3xxx greifen? Dagegen sprechen die deutlich höheren Kosten von Intels Sockel-2011-Plattform. Vielleicht bringen neuere Steppings auch noch eine bessere Übertaktbarkeit von Ivy Bridge mit sich.
Somit ist Ivy Bridge eine tolle und gelungene neue Prozessorgeneration, ohne dass sie vom Hocker reißen kann. Aber das ist bei Updates der Fertigungstechnik leider häufig der Fall. Intels Herausforderung, 22 nm und Tri-Gate-Transistoren in Millionenstückzahl zu produzieren, ist gelungen und kann als hervorragende Leistung angesehen werden. Doch im Endeffekt kann es dem Endanwender egal sein, wie sein Prozessor gefertigt wird: Hauptsache, er ist schnell, zuverlässig und stromsparend, aber das ist Ivy Bridge ja glücklicherweise auch.
Positive Aspekte der Ivy-Bridge-Prozessoren:
- sehr niedriger Stromverbrauch unter Last
- Sockel-Kompatibilität zur Vorgänger-Generation
- solide und technisch ausgereifte Chipsatz-Basis
- deutlich beschleunigte integrierte Grafik
- Core i7-3770K: sehr gute Performance
- Core i5-3570K: sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis
Negative Aspekte der Ivy-Bridge-Prozessoren:
- kein größerer Performance-Gewinn gegenüber Vorgänger-Generation
- Overclocking-Verhalten ist noch durchschnittlich
In naher Zukunft werden wir uns diversen Z77-Mainboards widmen und natürlich auch passenden Kühlkörpern und Speicherkits. Weiterhin arbeiten wir auch an einer Overclocking-Guide zur neuen Prozessor-Generation.