Wie üblich findet das Overclocking in 100-MHz-Schritten statt. Dank der erneuten Entkopplung des BCLK wären zwar auch „krumme" Steigerungen möglich, doch einen echten Vorteil bietet die Trennung zwischen Referenztakt und PCIe-Takt nur beim extremen Overclocking und auf der Jagd nach der höchstmöglichen Benchmark-Leistung. Hinzu kommt, dass der Weg über den frei wählbaren Multiplikator weitaus weniger problembehaftet ist. Und zu guter Letzt gibt spielt es aus Sicht der Leistung keine relevante Rolle, ob die Taktsteigerung per BCLK oder Multiplikator erreicht wird.
Overclocking auf 4,8 GHz
Schon mit der ersten Erhöhung des CPU-Taktes erreicht der Core i9-9900K ein höheres Tempo als sein Vorgänger; in der Spitze reicht es beim Core i7-8700K ab Werk für 4,7 GHz - auf einem Kern. Für den derzeit schnellsten Coffee-Lake-Refresh-Vertreter bedeuten 4,8 GHz auf allen Kernen ein Tempo, dass er standardmäßig lediglich auf maximal vier Kernen bieten kann.
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Gut zu erkennen ist, dass sich die Kernspannungen in den drei Anforderungsstufen - Non-AVX, AVX2, FMA3 - unter Last nahezu nicht unterscheiden. Anders sieht es im Leerlauf und im UEFI aus. Zwar startet das System auch mit geringeren Spannungen, ein stabiler Betrieb ist dann aber nicht möglich.
Die Betrachtung der Package Power offenbart bei 4,8 GHz keine Überraschung. Interessanter ist da schon der Verbrauch des gesamten Systems. Mit knapp 198 W im Non-AVX-Setting fällt der Energiebedarf nur minimal höher - 195,5 W - als bei Stock-Takt und automatischer Spannungsregulierung aus. Es zeigt sich, dass der manuelle Eingriff die Effizienz steigern kann. Das gilt vor allem dann, wenn die Last noch weiter erhöht wird. Sowohl mit AVX2 als auch FMA3 liegt der Bedarf jeweils leicht unter dem mit Standardeinstellungen.
Schon beim leichten Übertakten zeigt sich, dass der Core i9-9900K seinen Ruf als Hitzkopf nicht umsonst hat. Bewegt sich die Kerntemperatur bei Standardtakt und hoher Last im unteren bis mittleren 60er-Bereich, geht es bei 4,8 GHz und Non-AVX-Last bereits auf 74 °C hinauf. Werden AVX oder FMA3 gefordert, wird bereits die Schwelle von 80 °C überschritten.
Overclocking auf 4,9 GHz
Mit dem Steigern auf 4,9 GHz für alle Kerne erreicht der Core i9-9900K ein Tempo, bei dem ab Werk allenfalls noch das um SMT beschnittene Schwestermodell Core i7-9700K sowie der Core i7-8086K mithalten können - zumindest auf einem Kern.
Ein vergleichsweise großer Sprung ist bei der im UEFI einzustellenden Kernspannung nötig, wenn alle Kerne auf 4,9 GHz beschleunigt werden. Zwar startet das System auch in diesem Fall mit weniger Volt, doch schon bei mittlerer Last kommt es zu Stabilitätsproblemen. Deutlich wird der höhere Bedarf vor allem bei der tatsächlich anliegenden Spannung unter Last.
Dem im Vergleich mit der vorherigen Overclocking-Stufe 2 % höheren Takt steht eine um bis zu 18 % höhere Package Power gegenüber. Selbst unter Verzicht auf AVX2 werden hier mehr als 156 W abgerufen - 6 % mehr als bei 4,8 GHz. Der Gesamtverbrauch klettert sogar um bis zu 20 % nach oben. Bei Verwendung von FMA3 knackt der Energiebedarf die Marke von 300 W.
Schon das Beschleunigen aller Kerne auf 4,9 GHz zeigt, dass das Erreichen der 5-GHz-Marke nicht mit Hausmitteln möglich sein dürfte, wenn FMA3 benötigt wird. Denn mit 94 °C wird schon darunter eine deutlich zu hohe Temperatur erreicht. Aber selbst unter AVX-Last sind es bereits knapp 89 °C.