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Nur mit den Serverprozessoren von AMD und Intel in der Betrachtung kann man mit Fug und Recht behaupten, dass sich hier ein echter Zweikampf entwickelt hat, der auf Augenhöhe stattfindet. AMD nutzt dabei die stetigen Verbesserungen im Package- und Kern-Design, während Intel bis einschließlich der Ice-Lake-Xeon eher mit den Altlasten zu kämpfen hat. All diese Faktoren haben die beiden Konkurrenten näher zusammen geführt, was der Markt sicherlich dankbar annimmt.
Aber schauen wir zunächst auf die nackten Zahlen: Bis zu 64 Kerne kann AMD derzeit bieten und dank der Zen-3-Architektur ist man Intel hier in Bereichen, wo viele Kerne benötigt werden, haushoch überlegen. Diese Dominanz kann Intel allenfalls mit Dual-oder gar Quad-Socket-Systemen kontern, die dann aber in den Anschaffungskosten und im Betrieb deutliche Nachteile haben. Egal ob 48, 56 oder eben 64 Kerne – AMD spielt hier die Vorteile des Chiplet-Designs gnadenlos aus.
Ein Vergleich in der Produktsegmentierung fällt uns schon schwerer, da uns hier weitere Prozessoren fehlen, um dies vergleichen zu können. Bei Intel stand uns nur das Spitzenmodell mit 40 Kernen zur Verfügung, bei AMD immerhin auch die kleineren Modelle, aber hier haben wir keinerlei Vergleichswerte. Aber es deuten sich in einigen Benchmarks die Vorteile der wenigen, dafür schnellen Kerne, gepaart mit dem riesigen L3-Cache an. Hier ist AMD ganz gut aufgestellt, aber es kommt sicherlich auch auf die jeweilige Anwendung an, ob nun ein EPYC- oder Xeon-Modell die bessere Wahl ist. Auch Intel bietet eine breite Modellpalette und kann dank der Speed Select Technology eine gewisse Flexibilität in den Taktraten der Kerne anbieten.
Aber es ist auch nicht alles rosig bei AMD. Der Stromverbrauch ist einer der Punkte, der angesprochen werden sollte, denn man merkt den Prozessoren in gewisser Weise an, dass die schnellen CCDs durch den IOD ausgebremst wirken. 64 Kerne bei 220 W – da bleibt pro Kern nicht viel übrig an Leistung, wenn man den hungrigen IOD noch mit einberechnet. Ohne Frage sprechen wir noch immer von 64 Kernen, es wirkt aber so, also würde diese gerade in Multi-Threaded-Anwendungen etwas der Hals zugeschnürt, so als könnten sie noch mehr leisten, der Prozessor muss aber eben im vorgegebenen Power-Budget bleiben. Mit der nächsten EPYC-Generation Genoa dürfte sich AMD genau diesem Punkt annehmen und den IOD ebenfalls auf eine moderne Fertigung überführen.
Einen kleinen Nachteil sehen wir auch beim Speichercontroller. War AMD hier mit DDR4-3200 und acht Speicherkanälen seinem Konkurrenten lange überlegen, hat dieser mit Ice Lake-SP die Lücke nicht nur kleiner gemacht, sondern ist beim Speicher sogar vorbeigezogen. Bei der Rohleistung konnte Intel die Lücke zwar etwas schließen, aber noch immer ist AMDs EPYC mit einer hohen Kernzahl einfach unschlagbar.
Für AMD wird es weiterhin darauf ankommen, potentielle Kunden davon zu überzeugen, dass die EPYC-Prozessoren die bessere Wahl sind. Bei dieser Überzeugungsarbeit ist es aber nicht mit der reinen Anzahl der Kerne getan, sondern die Hardware muss anwendungsspezifisch auch zum Kunden passen. Auch die Marktmacht von Intel spielt natürlich eine Rolle, denn anders ist es nicht zu erklären, dass Intel bei der schwachen Performance im Server-Segment noch immer 90 % an Marktanteil hält.
Wie sich dieser Markt weiterentwickeln wird, lässt sich nur schwer abschätzen. Intel wird mit der nächsten Xeon-Generation Sapphire Rapids wohl vor allem bei der Multi-Threaded-Leistung wieder zu AMD aufschließen können, denn hier sind bis zu 60 Kerne pro Sockel geplant. Zusammen mit der Unterstützung von DDR5 und PCI-Express 5.0 will Intel wieder die technologische Vorreiterrolle einnehmen. AMD wird dies 2022 mit Genoa und den in 5 nm gefertigten Zen-4-Kernen kontern wollen. Aber am Horizont deutet sich weitere Konkurrenz an – sowohl für AMD als auch Intel. Die ARM-Server werden in den kommenden Jahren eine immer wichtigere Rolle spielen. Ob sie den Markt so schnell, wie von den Unternehmen verkündet, auch werden übernehmen können, steht sicherlich noch einmal auf einem anderen Blatt. Das dies alles andere als einfach ist, zeigt gerade wie sehr sich AMD abmühen muss, um signifikante Marktanteile zu gewinnen.